Knapp

Goetheturm wieder 43 m hoch

Ein Artikel von Redaktion Holzkurier | 19.07.2021 - 09:41

Er ist nicht der Erste seiner Art, sei aber definitiv der Beste, ist man bei Holzbau Amann überzeugt. Der neue Aussichtsturm im Frankfurter Stadtwald ist der jüngste von drei Holztürmen, die alle an derselben Stelle errichtet wurden. Der erste Baukörper entstand 1867. Er war 22 m hoch und musste nach dem Ersten Weltkrieg abgerissen werden, da er baufällig geworden war. 1931 errichtete die Stadt Frankfurt einen Nachfolger: einen 43 m Turm aus Kiefern-, Buchen- und Eichenholz. Mit 196 Stufen galt die Goetheturm getaufte Plattform bis 1999 als höchster öffentlich zugänglicher Holzbau Deutschlands. 1981 bis 1982 wurde sie aufwendig renoviert, zum Schutz gegen die Witterung mit Teeröl imprägniert – und beim sogenannten Goetheturmfest wiedereröffnet. Dieses fand in der Folgezeit jährlich statt, bis das gefeierte Gebäude in der Nacht zum 12. Oktober 2017 durch Brandstiftung völlig zerstört wurde. Die Imprägnierung hatte die Ausbreitung der Flammen noch begünstigt. Für den Nachfolger wählte die Bevölkerung demnach zwar erneut das Baumaterial Holz. Auch die Konstruktion ist weitgehend identisch mit dem Vorgängerbau, doch sie berücksichtigt den heutigen Stand der Technik und die aktuellen Bauvorschriften und Erkenntnisse.

43 m hoher Turm aus blockverleimtem Edelkastanienholz

Knapp_Verbinder Ein 250 t Kran hievte das Aussichtsplattform Modul an die Spitze des Holzturms.jpg

Knapp-Verbinder: Ein 250 t Kran hievte das Aussichtsplattform-Modul an die Spitze des Holzturms © Holzbau Amann (Projektbilder) und Knapp GmbH (Produktfoto)

Der Baukörper ist der Nutzungsklasse 3 zugeordnet. Als Witterungsschutz dient die Konstruktion überwiegend selbst: überlappende Blechabdeckungen, mit Abstand verbaute Edelstahlverbinder und Abstandshalter aus Kunststoff. So durfte der Holzbau dank mehrerer Zustimmungen im Einzelfall ohne chemischen Holzschutz – und mit Blockverleimung – im Außenbereich errichtet werden. Das Bauwerk ruht auf vier Eckstützenpaketen aus je vier zylindrischen Holzsäulen. Jene weisen am Fußpunkt 39 cm Durchmesser auf, ganz oben nur mehr 25 cm. Edelstahlverbinder koppeln das Stützenpaket an den Ecken, während Anschlusslaschen aus Duplex-beschichtetem Stahl die horizontalen Fachwerkstäbe mit den Stützenpaketen verbinden. Dies macht es möglich, einzelne Tragglieder bei Bedarf auszutauschen. Die Dachkonstruktion folgt einem ähnlichen Prinzip.
Um die Sparren mit den Gratsparren zu verbinden, setzte die mit den Holz- und Stahlbauarbeiten betraute Holzbau Amann 90 Ricon Verbinder 60/30 EA Edelstahl und 4 Ricon - Verbinder 60/40 EA Edelstahl ein. „Dieser Verbindertyp konnte bereits im Werk vormontiert werden und wurde auf der Baustelle nur mehr eingehängt“, erinnert sich Tobias Döbele, der als Projektleiter seitens Amann Holzbau die Entwicklung und den Aufbau des Turms betreute. „Das hat die Montage sehr beschleunigt und eine unsichtbare Verbindung möglich gemacht. Zudem sind diese Edelstahlverbinder korrosionsbeständig – und sie verursachen bei Edelkastanienholz keine Verfärbungen“, fährt er fort.

Modulbauweise erlaubte schnellen Turmaufbau

Knapp_Aussichtsplattform Die Aussichtsplattform in 43 m Höhe bietet einen spektakulären Ausblick auf die umliegende Natur.jpg

Aussichtsplattform: Die Aussichtsplattform in 43 m Höhe bietet einen spektakulären Ausblick auf die umliegende Natur © Holzbau Amann (Projektbilder) und Knapp GmbH (Produktfoto)

Neben Ricon und Stabdübeln nutzt der Turm auch noch Schlüsselschrauben für die reversible Montage der Holzbauteile. Auf dieser Basis montierte Amann die Stützenpakete zunächst in 13 m Länge vor und verband sie auf der Baustelle zu drei Turmsegmenten.
Das auf dem sanierten Originalfundament ruhende erste Segment wurde direkt mit dem Beton verbunden, die beiden weiteren Segmente nach der Montage mit dem jeweiligen Unterbau gekoppelt. Die aus Brettschichtholz-Eckstützen sowie einem Zeltdach aus Gratsparren, Sparren und einer Blecheindeckung bestehende, 16 t schwere Kanzel hievte Amann ganz am Schluss mit einem 250 t schweren Kran 40 m in die Höhe, wo sie nur mehr fixiert wurde.