EUROPA

15% weniger Neubauten in Deutschland

Ein Artikel von Günther Jauk (für holzkurier.com bearbeitet) | 14.02.2025 - 08:18

In Deutschland hält die negative Entwicklung an: 2026 entstehen im ungünstigsten Fall nur noch 175.000 Wohnungen und damit 15% weniger als im Vorjahr. Dies zeigen Prognosen der Forschergruppe Euroconstruct, der das ifo Institut angehört. „In Deutschland verhindern derzeit vor allem die hohen Baukosten eine rasche Marktbelebung. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Bevölkerung findet der Wohnungsneubau im europäischen Ausland allerdings langsam wieder Tritt“, sagt ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister. 

In Deutschland stellen sich die Rahmenbedingungen für die Errichtung von Wohnraum laut ifo weiter sehr ungünstig dar. In allen Gebäudekategorien – einschließlich Bestandsmaßnahmen – verringerte sich die Zahl der Wohnungsgenehmigungen von 2022 bis 2024 um 45 % (– 171 000 Einheiten). Insbesondere aufgrund der langen Bauzeiten wird sich diese Entwicklung erst mittelfristig bei den Fertigstellungen bemerkbar machen. 2024 dürfte der erste markante Rückgang in der Größenordnung von gut 40.000 Wohneinheiten erfolgt sein. Mit einer kräftigen Trendumkehr und einer Annäherung an das Niveau der Jahre 2016 bis 2023 (durchschnittlich 292.000 Fertigstellungen) ist nicht zu rechnen. Mehrere Faktoren sprechen laut ifo aber in den kommenden Jahren für eine leichte bis moderate Belebung der Genehmigungszahlen.

Dabei ist die Gewöhnung an das tatsächlich nicht übermäßig hohe Zinsniveau zu nennen. Hinzu kommen die kontinuierlichen Kaufkraftgewinne der Privathaushalte, die Entspannung auf den lokalen Grundstücksmärkten aufgrund der gesunkenen Baunachfrage und die stetig steigenden Mieten, die Investitionen finanziell wieder attraktiver machen.

Angesichts der bislang ausgebliebenen Korrektur der zeitweise extrem kräftig gestiegenen Baupreise – tatsächlich legen diese inzwischen sogar wieder stärker zu – und der wachsenden Arbeitslosigkeit bleibt das Umfeld aber schwierig. Überdies werde es eine Weile dauern, bis sich möglicherweise moderate Genehmigungszuwächse bei den Fertigstellungszahlen bemerkbar machen werden, analysiert das ifo.

In Österreich (­–9%), Frankreich und Italien (–3%) wird 2026 die Zahl der errichteten Wohnungen gegenüber 2025 ebenfalls sinken.

Positive Signale kommen vor allem aus dem Norden Europas. „In den nordischen Ländern erholen sich die Märkte nach dem vorangegangenen Einbruch wieder kräftig“, sagt Dorffmeister. In Schweden (+12%) wird schon 2025 mehr Wohnraum gebaut. 2026 steigen auch in Dänemark (+28 %), Finnland (+ 23%) und Norwegen (+13%) die Fertigstellungen. Ähnlich ist die Entwicklung in Polen (+10 %).