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Auf dem Holzplatz werden die Stämme aus aller Welt begutachtet und zur weiteren Verwendung vorbereitet. Hier wird die Schnittart festgelegt: Flachschnitt, Quartierschnitt oder Radialschnitt © Schneider

Kunde als Teil der Familie

Ein Artikel von Administrator | 09.08.2001 - 00:00
Kohl-Facts
Furniererzeugung: seit 1922
Inhaber: Friedrich Kohl sen.,Friedrich Kohl jun.,Joachim Kohl
Firmenareal: 6,5 ha,überbaut: 1,2 ha
Mitarbeiter: 170 in Karlstadt,220 weltweit
Rundholzeinsatz:14.000 m3/J für Furnier, 8000 m3/J für Schnittholz
Produktion:11 Mio. m2/J Furnier,davon 70% Standard- und 30% Sonderfurniere;4800 m3/J Schnittholz
Exportanteil: 65%
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Auf dem Holzplatz werden die Stämme aus aller Welt begutachtet und zur weiteren Verwendung vorbereitet. Hier wird die Schnittart festgelegt: Flachschnitt, Quartierschnitt oder Radialschnitt © Schneider

Bis zu 160 Holzarten werden von Kohl, Karlstadt/D, zu Furnieren aufgearbeitet. Diese werden den Abnehmern auch gerne in einer familiären Athmosphäre präsentiert. „Service, Flexibilität und Kundennähe werden bei uns groß geschrieben”, so Friedrich Kohl jun. stolz.Werksstraße wird ausgebaut. Die Stämme aus Europa, Amerika und Asien erreichen per LKW oder Bahn das Furnierwerk in Karlstadt. „In naher Zukunft wird in die Erschließung der Zufahrt zum Werk investiert”, so Kohl.
Ab April werden die angelieferten Stämme - mit Ausnahme von Kirschbaum - gewässert, um Risse und Einläufe zu vermeiden. Bei der Begutachtung erhält das schon mit der Waldnummer versehene Rundholz eine Eingangs- und später eine Produktionsnummer. In der Kombimaschine von Häwa, Wain/D, werden die Wurzeln reduziert und anschließend die Stämme entrindet, bevor sie einer Blockbandsäge von EWD, Rottenburg/D, zugeführt werden. Der Maschinenbediener trennt die Stämme laut Anweisung in Messerblöcke auf oder produziert aus Stammteilen, die sich nicht für Furniere eignen, Schnittholz. Die zu einem Stamm gehörenden Flitsche werden mit Stahlbändern umreift, damit sie in der Dämpfgrube nicht getrennt werden.
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Ungeahnte Schätze verbergen sich in diesen Knollen:Pappel- und Eschenmaser, die überwiegend aus Frankreich und Osteuropa bezogen werden © Schneider

Farbe entsteht in der Dämpfgrube. Das Holz wird sortenrein mit einem Kran in die 12 Dämpfgruben gegeben und diese mit frischem Wasser aufgefüllt. Je nach Holzart verbleiben die Stämme Stunden, Tage oder Wochen bei 75 °C in den Gruben. Die Wärmeenergie hierfür wird aus den in der Produktion anfallenden Resthölzern gewonnen, die mit im Boden verlaufenden Förderbändern abtransportiert werden.
Sobald das Holz die gewünschte Geschmeidigkeit und Farbe (vor allem Buche und Birke) besitzt, wird es aus den Gruben genommen.
Jetzt muss es schnell gehen: Die gesägte Fläche wird gehobelt und bei Bedarf zwei Nuten für die Aufnahme an der Stay-Log-Schälmaschine gefräst. Mit dieser Anlage werden Hölzer mit geringeren Durchmessern exzentrisch geschält, um breitere Friese zu erzielen.
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Gemeinsam mit dem Kunden werden die Furniere in Karlstadt begutachtet und der endgültige Preis festgesetzt © Schneider

Horizontale und vertikale Messermaschinen. Die horizontale Messermaschine wird von Kohl nur noch in besonderen Fällen verwendet: bei Furnierstärken von 0,9 bis 3 mm.
Ansonsten messert man in Karlstadt mit vertikalen Anlagen von Cremona, Monza/I, und Babcock BSH, Bad Hersfeld/D, die schneller, werkzeugschonender und für den Bediener sicherer arbeiten.
Als Reste bleiben Bretter mit einer Dicke von 14 bis 30 mm übrig, die als Schnittholz verkauft werden. Spätestens nach einer Arbeitsschicht werden die Messer ausgetauscht, die je nach Holzart einen anderen Schliff sowie Schärfe aufweisen.90 Blatt pro Minute getrocknet. Sehr rasch müssen die Furnierblätter den beiden Bügeltrocknern von Babcock BSH zugeführt werden, um Farbveränderungen und Wellen vorzubeugen. Einzige Ausnahme bildet hierbei Wenge, diese Holzart sollte erstmal „sitzenbleiben”, bevor sie getrocknet wird. Bei Buche sind Vorschubgeschwindigkeiten bis 90 Blatt pro Minute möglich. Parameter der Trockenprogramme sind die Dicke des Furniers und die Holzart. Die Endfeuchte bewegt sich zwischen 8 und 10%.
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Die Maserfurniere werden lagenweise aufbewahrt,in diesem Fall Mahagoni-Pyramide © Schneider

Flexibilität ab der Trocknung. Nach der Trocknung lagert Kohl die Furniere in einem klimatisierten Pufferlager. So kann die Arbeitsvorbereitung kurzfristig auf Kundenwünsche reagieren und die entsprechenden Holzarten zur Bearbeitung an der Scherenstraße einteilen. Dort werden die Furnierpakete mit Scheren von RFR, Ibbenbühren/D, formatiert und anschließend gebunden.60 verschiedene EichenSortierklassen. Stammweise kommen die Furniere in der richtigen Abwicklung zur Bewertung - eine der verantwortungsvollsten Aufgaben. Eiche wird bei Kohl beispielsweise in 60 unterschiedliche Klassen eingeteilt - darunter auch zahlreiche Kundensortierungen. Buche stuft man in drei große Bereiche, innerhalb welcher es wieder mehrere Qualitäten gibt, ein: Türen-, Paneel- und Möbelqualität.
Anschließend werden die Furnierpakete mit einer Anlage von Kleistronik, Möhnesee-Berlingsen/D, vermessen und automatisch mit einem Barcode versehen, der über die Qualität und die Größe der Fläche Auskunft gibt.Sonderfall Maserfurnier. Das hochwertige Maserfurnier wird an einer eigenen Furnierschere formatiert. Aufbewahrt und präsentiert wird es in abgedunkelten und klimatisierten Räumen.
Um die Versandlogistik zu optimieren, wird im Zuge der Wegerschließung bis Ende 2002 auch eine neue kombinierte Lager- und Versandhalle gebaut werden.CS
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Die „Schatzkammer“ von Kohl: hier lagern die besonderen Furniere, die üblicherweise als komplette Abwicklung für große Objekte verwendet werden © Schneider

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© Kleistronik

„Die Leidenschaft Furnier schließt pures Profitdenken,
mangelnde Präzision und unzureichende Qualität aus.”

Friedrich Kohl jun.