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Gebhard Dünser und Michael Pfeifer (re.) vor ihrem jüngsten Produkt, das seit Februar am Markt ist: die 3-Schicht-Stäbchen-Platte © Schneider

Satelliten-Stellung

Ein Artikel von Administrator | 31.05.2002 - 00:00
Im Herzen Deutschlands ist das Schalungsplattenwerk Schlitz, Schlitz/D, angesiedelt - und dennoch werden 90% der Produktion exportiert: Die Hälfte findet in Spanien und Portugal Absatz, mit 25% wird der italienische Markt beliefert. Weitere Exportländer sind Polen, Frankreich, Ungarn und die Schweiz.
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Gebhard Dünser und Michael Pfeifer (re.) vor ihrem jüngsten Produkt, das seit Februar am Markt ist: die 3-Schicht-Stäbchen-Platte © Schneider

In österreichischer Hand. Vor 5 Jahren hat Pfeifer, Imst, das Plattenwerk aus der Konkursmasse übernommen (sh. Holzkurier 32/97, Seite 3) und mit einem Investitionsvolumen von 3 Mio. € modernisiert.
Die Geschäftsleitung teilen sich Michael Pfeifer (Verkauf) und Gebhard Dünser (Technik und kaufmännischer Bereich).
Erneuert wurde die Rundholzaufgabe bis zur Beschickung des Gatters: Die Fördertechnik lieferte MTT, Rangersdorf. Das aus einem Umkreis von 150 km angelieferte Rundholz wird mit einem Bagger von Fuchs, Bad Schönborn/D, beschickt, vermessen und dem Entrinder von Nicholson, Kirchbach, zugeführt.
Derzeit wird von MTT in Schlitz ein neues Trennaggregat sowie eine Stapelanlage montiert.
„Das Gatter von EWD, Rottenburg/D, führt einen Scharfschnitt durch. Oberstes Ziel ist optimale Ausbeute”, so Dünser.
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Die mit Melaminharzfarbe beschichteten, breitenverleimten Platten werden getrocknet ... © Schneider

Technische Trocknung. Nachdem das Schnittholz für 8 Wochen im Freien gelagert wurde und eine Holzfeuchte von 25% erreicht hat, setzt die technische Trocknung ein. Zwei neue Kammern von Vanicek, Hartberg, mit 250 m³ bzw. 350 m³ entfeuchten die Fichte auf 10%.
Die Energie liefert die ebenfalls neue Heizzentrale von Kohlbach, Wolfsberg. Die Nennleistung des Kessels liegt bei 4 MW. „Bei der Planung dieser Anlage richtete sich alles nach den vorgegebenen engen Platzverhältnissen”, so Andreas Roskam von Kohlbach-Verkauf.
Die Aufgabe des Brennstoffes erfolgt über einen mit Lkw oder Radlader befahrbaren Schubboden. Dieser ist mit einer hydraulischen Austrags-Vorrichtung ausgestattet, welche auch inhomogene Zusammensetzungen der Biomasse erlaubt.
Durch die Vorwärmung der Verbrennungsluft kann ohne Leistungsminderung Rinde mit einem Wassergehalt bis 65% verfeuert werden. Weiters kann ausschließlich Hackgut, nur Sägespäne sowie alle naturbelassenen Holzresten als Brennstoff eingesetzt werden. Der Wärmetauscher ist als Flammrohrkessel mit 3 Zügen ausgeführt. Er trägt dazu bei, die vorgeschriebenen Emissionsgrenzwerte bei weitem zu unterschreiten.
Auch mit Fremdkörpern verunreinigte Asche wird problemlos mit einer hydraulischen Förderung ausgetragen.
Als weitere Referenzen in der Holzindustrie nennt Roskam eine Anlage, die im Palettenwerk Krenzer, Abtsroda/D, entsteht sowie beim Sägewerk Kirnbauer, Gloggnitz, und bei der Holzindustrie Schwaiger, Hengersberg/D. Eine Kraft-Wärme-Kopplung wird im Fernheizwerk Tirano in Italien montiert.
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... und mittig mit einer Bandsäge aufgetrennt, bevor sie mit der Mittellage verleimt werden © Schneider

280 Varianten bei der Optimierung. Das getrocknete Schnittholz lagert in Schlitz in einer ebenfalls neu errichteten 5500 m²-Halle zwischen, bevor es auf Länge gekappt und automatisch besäumt wird. „Zur Breiten- und Längenoptimierung stehen 280 Varianten zur Verfügung”, so Dünser.
Nach der manuellen Sortierung in Deck- und Mittellagen wird nochmals die Holzfeuchte der Lamellen kontrolliert und diese entsprechend der Breite in 10 Boxen abgestapelt.
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Der hydraulisch betriebene Schubboden kann befahren werden, in Schlitz ist er zudem umbaut und mit einem Rolltor versehen © Schneider

Plattenkosmetik. Mit einer Anlage von Dimter, Illertissen/D, werden die Deckschicht-Bretter mit Weißleim auf den Flanken versehen, anschließend gehobelt und Fehlstellen mit Astdübeln ausgeflickt.
Eine Melaminharzbeschichtung verleiht den Schalungsplatten die typischen Farben: für Deutschland rot, für den restlichen Markt gelb.
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Vor der neuen Heizanlage: Roskam von Kohlbach mit den Schlitz-Geschäftsführern Dünser und Pfeifer (v. l.) © Schneider

Zwei Plattenstärken. Nachdem die Beschichtung mit Ventilatoren getrocknet wurde, trennt eine Bandsäge von Primultini, Marano Vicentino/I, die Platten mittig auf: 2 mal 9 mm für 27 mm-Platten und 2 mal 7 mm für 21 mm Fertigdicke.
Die dickeren Platten exportiert Schlitz überwiegend nach Portugal, Spanien, Italien, Österreich sowie in die Schweiz, die 21 mm-Platten verbleiben in Deutschland oder werden nach Ungarn sowie Polen geliefert. Zu 10% decken der portugiesische und der spanische Baumarkt den Schalungsplattenbedarf mit der 21 mm-Dicke.
Zwei 8-Etagenpressen von Ott, Lambach, verbinden die Deck- und Mittellagen. Der Melaminharzleim härtet bei einer Vorlauftemperatur von 140° C und einem Druck von 13 kp/cm² aus.
Die anschließende Formatierung der Platten nimmt ein Doppelendprofiler vor. Dieser fräst auch die Nut für ein Stahl-E-Profil. Dieser Kantenschutz kommt bei 21 mm-Schalungsplatten, die zumeist auf dem deutschen Markt verbleiben, zum Einsatz.
Schlitz ist flexibel bei Stärke, Länge und Farbe der Platten. Imst trumpft durch Menge und Lagerhaltung. Garantiert werden Lieferung nach Italien, Österreich und Schweiz innerhalb von 48 Stunden.
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Die Nennleistung des Kessels liegt bei 4 MW © Schneider

Neues Produkt für hochwertige Schiene. Stehende Jahrringe und die damit verbundenen positiven Eigenschaften wie Dimensionsstabilität verspricht eine neue Schalungsplatte, die seit Februar in Schlitz produziert wird: für die Deckschichten werden Leimbinder orthogonal aufgetrennt. Diese Lamellen verleimt Schlitz anschließend wie gewohnt in der Breite und fertigt daraus 3-SS-(3-Schicht-Stäbchen) Platten.
Absatzmärkte für die Schalungsplatten mit einer Lamellenbreite von 40 mm sehen Pfeifer und Dünser in Italien, Spanien, Österreich und der Schweiz.
Schlitz-Facts
100%-Tochter von Pfeifer, Imst, seit 1. September 1997
Mitarbeiter: 100
Firmenareal: 6 hadavon überdacht: 2,5 ha
Holzbedarf: 50.000 fm/J
Produktion: 1,3 Mio. m?/J Schalungsplatten
Exportanteil: 90%
Umsatz: 14 Mio. €/J
Produktion Imst: 3,7 Mio. m?/J Schalungsplatten
Gruppenumsatz: 160 Mio. €/J
Ausbau geplant. „In den vergangenen 2 Jahren konnte die Pfeifer-Gruppe die Schalungsplatten-Menge um 1,5 Mio. m² erhöhen”, so Pfeifer nicht ohne Stolz. „In Italien und Spanien halten wir einen Marktanteil von 50% und sind auf der Suche nach neuen Absatzgebieten. Allein in diesem Jahr wird die Pfeifer-Gruppe auf 15 Messen weltweit vertreten sein.”
Doch damit nicht genug. Um den Marktanteil weiter zu steigern hat Dünser die Pläne für eine weitere Linie in Schlitz schon in der Schublade. In den nächsten 2 Jahren soll die Produktionsmenge an 3-Schicht-Platten um 1 Mio. m² erhöht werden.
„Die Schalungsplatten-Preise sind im vergangenen halben Jahr um 6% gefallen.”
Michael Pfeifer, Imst
Markt- und Kostenführerschaft. Mit diesem Ausbau verspricht sich Pfeifer die Markt- und Kostenführerschaft gegenüber den europäischen Mitbewerbern. Sein Ziel liegt darin, die Preise zumindest stabil zu halten. Pfeifer rechnet in den nächsten Monaten mit einem Anziehen um 3%.
„Die Zeiten, in denen die Rohstoff- die Endproduktpreise beeinflussten, sind vorbei. Es herrscht das Regelventil von Angebot und Nachfrage, wobei es sogar Tagespreise gibt”, erläutert Pfeifer.