11054698493678.jpg

Begutachtung von Esche: Der Tischler fertigt damit 2,3 m hohe Türen für ein Niedrigenergiehaus © Schneider

Hier kauft der Chef

Ein Artikel von Administrator | 04.07.2002 - 00:00
Gewisse Abschlüsse lassen sich ohne eigene Furnier-Produktion nicht realisieren. Noch rechtzeitig hat Rothbucher, Edling/D, dies erkannt und sich vom reinen Händler zum Hersteller entwickelt, der in Hamburg, Amerika, Österreich und der Schweiz Lohn messern lässt.
Das Familienunternehmen in 2. Generation wurde 1962 von Josef Rothbucher gegründet, der sich einen Namen als Mooreichen-Lieferant gemacht hat. Schon früh kamen seine Söhne Werner und Herbert Rothbucher mit Furnier in Berührung und haben 1982 die Filiale in Deggendorf/D übernommen.
1986 hat sich Herbert selbstständig gemacht und eine Firma in Edling gründet. Beide Standorte haben vor 4 Jahren fusioniert und beschäftigen 23 Mitarbeiter.
11054698493678.jpg

Begutachtung von Esche: Der Tischler fertigt damit 2,3 m hohe Türen für ein Niedrigenergiehaus © Schneider

Einkauf ist Chefsache. Der Umschlag liegt bei 1,8 Mio. m² ; Furnieren pro Jahr. Der Rundholzeinkauf wird von den beiden Brüdern bewerkstelligt, damit ist man sicher „vernünftige Ware mit entsprechendem Preis-Leistungs-Verhältnis ins Haus zu bringen”.
Ein großer Teil des Rundholzes wird in Amerika erstanden: Amerikanischer Ahorn, Kirsch-, Nußbaum sowie Weißeiche. Buche und Eiche bezieht Rothbucher überwiegend aus Deutschland. Ahorn kauft er in ganz Europa, Kirschbaum aus Osteuropa und Elsbeere aus Frankreich.
Holzarten wie Limba, Anigré oder Maserfurniere werden schon gemessert zugekauft. In Summe bietet Rothbucher 90 Holzarten an, darunter Besonderheiten wie Olive und Buchsbaum in Längen bis 2,4 m.
Die Umsatzträger in Edling sind Amerikanischer und Europäischer Ahorn, Amerikanischer und Europäischer Kirschbaum, Elsbeere und Amerikanische Weißeiche.
11054698493679.jpg

Rothbucher zeigt seine Schätze: Rüster-Maser © Schneider

Keine Massenware Buche. Vom Buchenfurnier-Geschäft mit der Türen- und Möbelindustrie zieht sich Rothbucher immer mehr zurück: „Da ist kein Geld mehr zu verdienen.” Er bietet in Zukunft nur mehr Buche in Starkschnitt für Tischler an, die das 1 mm starke Furnier wegen der geringeren Gefahr des Durchschleifens und dem Durchscheinen der Anleimer schätzen.
Teilweise holen sich Tischler der Region mehrere Angebote ein und fahren schon mal direkt zu Furnierwerken. Diesen Anteil möchte Rothbucher durch Kundenbindung und Service zurückerobern. „Der Kundenstamm, der als feste Institution zu Rothbucher geht, soll erhalten bleiben und ausgebaut werden.”
11054698493680.jpg

Büroschrank in rotkerniger Buche gefertigt © Schneider

Begonnen hat Rothbucher mit den Tischlerkontakten des Vaters. Durch die eigene Produktion konnte er dann auch Industriekunden dazugewinnen. Sein Erfolgsrezept der prompten Lieferung liegt darin, dass er pro gehobener Qualität nur einen Großkunden an der Hand hat. Für Stammkäufer wird in Edling sogar vorsortiert und passende Stämme reserviert.
„Unsere Kunden werden hofiert und fühlen sich wohl.”
Herbert Rothbucher
Isolierte Lagerhalle. 1996 wurde eine 6000 m² große Furnierlagerhalle in Edling erstellt. Das Gebäude ist gut isoliert, das bedeutet sommerlichen Wärmeschutz. Im Winter wird der Raum, in dem taxiert und sortiert wird, beheizt.
Im gleichen Zug wurde in eine Kappschere, eine Schere zum Nachbesäumen von Intercomer, Agrate Brianza/I, sowie eine Vermessungsanlage von Kleistronik, Möhnesee-Berlingsen/D, investiert. Unlängst wurde ein 4,5 t-Stapler von Still, Hamburg/D, angeschafft.
Es besteht eine EDV-Standleitung nach Deggendorf, von dort kann auf Lagerliste zugegriffen und ein Lieferschein erstellt werden. Edling fertigt die Rechnungen aus.Furnierverbrauch forcieren. „Melaminharzbeschichtete Möbel haben einen Marktanteil von 60%. Wenn die Furnierindustrie nur die Hälfte davon zurückerobern könnte, hätten wir keine Sorgen mehr”, überlegt Rothbucher.
Der Verband Furnier + Natur sollte schon Kinder und Jugendlichen über Funk und Fernsehen für Furnier begeistern. Diese haben einen großen Einfluss auf die Kaufentscheidung der Eltern. Und Herbert Rothbucher muss es wissen: er hat selbst 5 Kinder zwischen 7 und 17 Jahren.
„Man muss bei den Endverbrauchern Verständnis für das Naturprodukt Holz wecken.”
Herbert Rothbucher
Er beobachtet immer mehr Reklamationen, obwohl unverändert nach den Tegernseern Gebräuchen sortiert wird. Er vermutet dahinter schlecht ausgebildete Verkäufer, die ihren Möbelkunden nicht den Unterschied zwischen wirklichen Fehlern und holztypischen Merkmalen vermitteln können. Eiche und Nußbaum im Trend. „Eigentlich möchte sich jeder vom Nachbarn abheben: Geld wird bei den Tischlern mit Unikaten verdient”, so Rothbucher. Am erfolgreichsten ist der, der „mindere” Qualitäten wie beispielsweise Rot- oder Spritzkern bei Buche als Besonderheit verarbeitet.
„Buche wird wieder etwas von Eiche verdrängt. Allerdings ist nicht mehr Eiche rustikal sondern gekalkt gefragt.”
Amerikanischer und Europäischer Ahorn sowie Amerikanischer Kirschbaum sind immer noch im Trend. Auch eine gesteigerte Nachfrage nach Nußbaum ist zu bemerken.
„Seit 5 Jahren verschlechtert sich die Ertragslage.”
Herbert Rothbucher
„Ich möchte mit persönlichem Einsatz das Amerikageschäft forcieren: Im Moment liegt der Anteil bei 20%, dieser soll in Zukunft auf 60% angehoben werden”, so Rothbucher.