Den untrüglichen Blick für Qualität, das Wissen, wo diese zu finden ist, und ein ausgeprägter Geschäftssinn sind zwar Tugenden, die jedem erfolgreichen Händler kulinarischer Delikatessen oder seltener Biedermeier-Möbel zu eigen sind. Wer aber den Holzhof von Dr. Mozafar Shirvani in Fels am Wagram betritt und mit ihm ein Fachgespräch über das dort in Fülle lagernd Edellaubholz beginnt, merkt bald, dass es sich hier um einen Mann mit nahezu missionarischem Sendungsbewusstsein handelt: Sein Verständnis von Holzqualität setzt bei strukturreichen Wäldern als Ergebnis naturnahen Waldbaus an und reicht über Erhaltung einer gesunden betrieblichen Struktur der Laubholz-Verarbeiter bis zur Schaffung von Qualitätsbewusstsein seitens der Konsumenten für Möbel aus außergewöhnlichem Holz. 25 Holzarten auf überdachten 4500 m². Inzwischen ist Shirvanis Holzhof am Gelände eines ehemaligen Sägewerkes Pilgerstätte für unzählige Fach-Exkursionen aus dem In- und Ausland geworden. Der Forstwirt mit iranischen Wurzeln betreibt einen Holzhandel mit 25 Holzarten auf 4500 m² überdachter Lagerfläche mit einem Sortiment, das in Menge und Qualität europaweit einzigartig sein dürfte – und das wirtschaftlich sehr erfolgreich. Dies und die Einbeziehung forstlicher Belange und nachgelagerter Verarbeitungsstufen der Holzkette in seine Arbeit haben die Redaktion des Holzkurier veranlasst, den Holzhof in Fels zum Holzhandels-Unternehmen des Jahres 2006 zu küren.
Shirvani-Facts
Gründung: 1990Standorte: Holzhandel in Fels am Wagram, Forsttechnisches Büro in Wien
Holzlager: 10.000 m² Freifläche, 4500 m² Hallen
Produkte: Rundholz, Schnittholz, Furniere; 25 Laub- und Nadelholzarten
Mit der Natur arbeiten. Die Prämisse Shirvanis ist es, dass nur ein vielgestaltiger, artenreicher Wald jene Holz-Merkmale wie geringe Astigkeit, homogenen Holzaufbau, weitgehende Abwesenheit von Ringschäle oder Qualitätsbeeinträchtigung durch Holzschädlinge hervorbringt, die technisch und ästhetisch erwünscht sind (sh. Holzkurier Heft 29/04, S. 19).
„Es gibt keine Holzfehler. Es gibt lediglich Holz-Merkmale, die ein Stück für eine bestimmte Anwendung technisch und gestalterisch prädestinieren oder disqualifizieren.“
Dr. Mozafar ShirvaniÖsterreich verträgt 30% Laubholzanteil. „Ich muss den Einfluss von Wuchsbedingungen auf die Ausprägung von Holzmerkmalen verstehen. Warum soll ich mich mit B- oder C-Blochen zufrieden geben, wenn ich Furnierqualität haben kann – und das aus einem ökologisch stabilen Bestand“, erklärt Shirvani, der 1984 an der Wiener Universität promovierte. Der holzwirtschaftliche Nutzen folgt für Shirvani im Kielwasser ökologisch stabiler Bestände, nicht umgekehrt. Zur Illustration führt er Kirschholz vor, das „durch zu schnelles Jugend-Wachstum ein grünlich verfärbtes Spätholz ausgebildet hat. Ohne diese Verfärbung wäre mit diesem Stamm ein Vielfaches zu erlösen gewesen. Oft entscheiden geringe Unterschiede bei den Wuchsbedingungen über Tausende Euro“, erklärt Shirvani.
Dem Laubholz misst er eine besondere Rolle bei, wenn es um stabile Waldbestände geht. „Der österreichische Wald verträgt sicherlich 30% Laubholzanteil“, ist der Forstexperte überzeugt.Submissionen nicht für Mengen-Vermarktung. Der Holzhändler kauft seine wertvollen Stämme nicht allein in heimischen Bauernwäldern und auf Submissionen, sondern auch in Zentral- und Osteuropa ein. Insbesondere Nadel-Starkholz hoher Qualität sei in Österreich schwer zu bekommen, erklärt er.
„Submissionen sollen in erster Linie demonstrieren, dass mit Holz aus ordentlichem Waldbau wirklich gut verdient werden kann. Sie eignen sich nicht zur Vermarktung großer Holzmengen und sollen schon gar nicht zur Waldplünderung anregen“, warnt der Wahl-Österreicher.
„Es gibt keine Holzfehler. Es gibt lediglich Holz-Merkmale, die ein Stück für eine bestimmte Anwendung technisch und gestalterisch prädestinieren oder disqualifizieren.“
Dr. Mozafar ShirvaniÖsterreich verträgt 30% Laubholzanteil. „Ich muss den Einfluss von Wuchsbedingungen auf die Ausprägung von Holzmerkmalen verstehen. Warum soll ich mich mit B- oder C-Blochen zufrieden geben, wenn ich Furnierqualität haben kann – und das aus einem ökologisch stabilen Bestand“, erklärt Shirvani, der 1984 an der Wiener Universität promovierte. Der holzwirtschaftliche Nutzen folgt für Shirvani im Kielwasser ökologisch stabiler Bestände, nicht umgekehrt. Zur Illustration führt er Kirschholz vor, das „durch zu schnelles Jugend-Wachstum ein grünlich verfärbtes Spätholz ausgebildet hat. Ohne diese Verfärbung wäre mit diesem Stamm ein Vielfaches zu erlösen gewesen. Oft entscheiden geringe Unterschiede bei den Wuchsbedingungen über Tausende Euro“, erklärt Shirvani.
Dem Laubholz misst er eine besondere Rolle bei, wenn es um stabile Waldbestände geht. „Der österreichische Wald verträgt sicherlich 30% Laubholzanteil“, ist der Forstexperte überzeugt.Submissionen nicht für Mengen-Vermarktung. Der Holzhändler kauft seine wertvollen Stämme nicht allein in heimischen Bauernwäldern und auf Submissionen, sondern auch in Zentral- und Osteuropa ein. Insbesondere Nadel-Starkholz hoher Qualität sei in Österreich schwer zu bekommen, erklärt er.
„Submissionen sollen in erster Linie demonstrieren, dass mit Holz aus ordentlichem Waldbau wirklich gut verdient werden kann. Sie eignen sich nicht zur Vermarktung großer Holzmengen und sollen schon gar nicht zur Waldplünderung anregen“, warnt der Wahl-Österreicher.
Den musste ich haben: Shirvani und Einspieler (v. re.) betrachten einen Eichen-Stamm mit einem ausgeprägten Merkmal © DI Robert Spannlang
Nicht erst einmal habe sich so genanntes Brennholz – eine krummwüchsige Kirsche oder eine knollige Nuss – als wahres Kunstwerk der Natur entpuppt. Oft ließen sich Spritzkern und Rotstreif durch richtigen Einschnitt und Verarbeitung zu einem einzigartigen Möbelstück verarbeiten, für den Kunden nahezu jeden Preis zu zahlen bereit sind. „Man muss bei besonderen Stücken immer einen bestimmten Kunden vor Augen haben. Das braucht Fantasie, Marktkenntnis – und oft auch Überzeugungsarbeit. Ich verkaufe nicht nur Holz, sondern auch Produkt-Ideen“, bekennt der ganzheitlich denkende Holzhändler.
Auch die Kenntnis über länderweiser Unterschiede bei bevorzugten Holzmerkmalen sei hilfreich. „Während bei uns die geringe Astigkeit sehr entscheidend ist, adelt für Orientalen erst ein gewisser Farbkern-Anteil im Holz ein Möbelstück“, weiß er.
Alles Kirsche, doch Erlöswelten von einander entfernt: Grünes Spätholz (li.) entwertet, gutes Furnier geht immer, Vogelaugen adeln (re.) © DI Robert Spannlang
Aufwand bei Verwaltung und Holz-Manipulation werden möglichst gering gehalten. „Wir verkaufen Holz nicht brettweise, sondern in ganzen Bohlen oder Lkw-Zügen“, erklärt Einspieler die Kunst des minimierten Umschlags in einem großen Holzlager.
„Wenn ein Interessent erst einmal in unseren Betrieb gekommen ist, geht er zumeist als Kunde von hier wieder fort.“
Dr. Mozafar ShirvaniHolz und Beratung für China. Der Ruf des ausgesuchten, sorgfältig gelatteten und luftgetrockneten Holzes vom Holzhof aus Fels reicht schon bis nach China. Doch dort schätzt man auch seine fachübergreifende Expertise und internationale Erfahrung bei Bestandesbegründung und naturnahe Waldwirtschaft. Inzwischen wirkt der Leiter eines forsttechnischen Büros auch mit chinesischen Behörden bei deren riesigen Wiederbewaldungs-Projekten mit.Eiche gefragt, Buche erholt sich. Die Nachfrage nach Eiche sei ungebrochen – sein Lager-Vorrat dieser Holzart sei zu 80% verkauft, berichtet Shirvani. Auch hochqualitative Buche erhole sich zunehmend – Farbanomalien könnten sich bald vom K.O.-Kriterium zum Verkaufsargument bei der Fertigung exquisiter Möbelstücke wandeln. Nachlassende Nachfrage registriert der Holz-Raritätenhändler bei Ahorn („diese Holzart ist schwer zu bekommen, zu lagern und zu verarbeiten“). Erle sei weiterhin gering nachgefragt. Hingegen zeigten gedämpfte Robinie und Nussholz einen Aufwärtstrend, „Elsbeere und Birne gehen immer“, weiß Shirvani, der generell einen Trend zu dunklen Holzarten erkennt.Visionen gefragt. „Fremdkapital wäre unserem Geschäft nicht zuträglich“, erklärt Tochter Tara Shirvani als designierte Betriebsleiterin im Hinblick auf die hohe Kapitalbindung im Holzhandels-Betrieb. Für die Zukunft schließt Vater Shirvani die Beteiligung an einer Edelholz-Verarbeitung nicht aus – ganz im Stile eines Visionärs.