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Renggli-Geschäftsleitung vor der Zentrale in Sursee: Thomas Menz, René Maurer, Max Renggli, Reto Brotzer und Cornel Meyer (v. li.) © Mag. (FH) Hubert Burböck

Hoch hinaus

Ein Artikel von Mag. (FH) Hubert Burböck | 28.11.2006 - 00:00
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Renggli-Geschäftsleitung vor der Zentrale in Sursee: Thomas Menz, René Maurer, Max Renggli, Reto Brotzer und Cornel Meyer (v. li.) © Mag. (FH) Hubert Burböck

"Das Leitbild „Natürlich Mensch und Qualität” des führenden Schweizer Anbieters von vorgefertigten Haus- und Objektbauten in Holz, Renggli, Sursee/CH, ist in der Unternehmens-Zentrale allgegenwärtig. Renggli realisiert Projekte vom Einfamilienhaus bis zum mehrgeschossigen Objektbau. Das vor drei Jahren errichtete Geschäftsund Wohngebäude im Zentrum von Sursee ist ein viergeschossiger Holzbau im Minergie-Standard und reflektiert die Möglichkeiten des mehrgeschossigen Holzbaus.

Als aktuelles Referenzprojekt kann das Unternehmen auf den ersten sechsgeschossigen Wohnund Bürobau verweisen. Diese Innovationskraft und Pionierleistungen im Holzbau nahm die Redaktion Holzkurier als Anlass, Renggli zum Holzbau-Unternehmen des Jahres 2007 zu wählen.
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„Wir leben, was wir sagen“ – Wohn- und Geschäftsgebäude als Holz-Systembau in Sursee, in dem die Renggli-Zentrale untergebracht ist © Mag. (FH) Hubert Burböck

Hoch hinaus - Holzbauzukunft in der Schweiz. „Neben ansprechender und funktioneller Architektur sollte das Bürogebäude die Vorteile unserer Bauweise hervorheben”, so Geschäftsführer Max Renggli. „Nach den geltenden Gesetzesvorschriften gebaut würde das Gebäude für Heizung und Warmwasser über 41.000 l/J Heizöl verbrauchen - unsere optimierte Variante benötigt umgerechnet nur 7500 l/J”, verweist Renggli auf eine Energiekennzahl, die etwa 40% unter dem Minergie-Standard liegt.

„Bauwirtschaft muss nicht einfach Aufträge abwickeln, sondern auch
Gewinn bringen.”
Max Renggli

„Wir sehen in der Schweiz noch großes Holzbau-Potenzial”, umreißt Renggli den Markt. Das schlechte Image, das Holz noch vor 20 Jahren hatte, habe man bei Renggli erfolgreich durch Architektur und Qualität ins Positive drehen können. „Heute ist der Holzbau international konkurrenzfähig.” Seit sich die Politik ernsthaft mit dem Holzbau befasse und einige richtungsweisende Zulassungen erteilt wurden, stehe dem Erfolg nichts mehr im Wege.
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Das erste sechsgeschossige Wohnhaus in Holz-Systembauweise: Mit 30 mal 14 m Grundfläche ein Meilenstein für den Holzbau © Mag. (FH) Hubert Burböck

Erster Sechsgeschosser zugelassen. Seit 2005 sind in der Schweiz Holzbauten mit bis zu sechs Geschossen zugelassen. „Die Lobby- und Entwicklungsarbeit wurde durch Holz 21 und Lignum konsequent durchgezogen und alle Potenziale ausgeschöpft. Das Vertrauen der Behörden hinsichtlich Brandschutz konnte gewonnen werden”, lobt Renggli die erfolgreiche Arbeit der Interessenvertretungen. Erst im August wurde nach einer Gesamtbauzeit von nur zehn Monaten das erste sechsgeschossige Wohnhaus in Holzsystem-Bauweise in Steinhausen/CH, seiner Bestimmung übergeben. „Das Projekt war neben der bauphysikalischen Grundkonzeption vor allem eine logistische Herausforderung”, so Renggli. So mussten etwa 285 einzelne Boden-, Wand- und Deckenelemente disponiert werden.

Zukunftsweisende Konstruktion. Das Untergeschoss wurde als Massivbau aus Stahlbeton und Kalksandsteinen ausgeführt, wobei das Erdgeschoss bereits eine thermische Hülle aus vorgefertigten Außenwand-Holzelementen erhielt. „Ab dem Erdgeschoss ist nur noch der Erschließungskern mit Treppe und Lift in Stahlbeton ausgeführt”, unterstreicht Renggli. Die Gebäudehülle wurde hinsichtlich Wärmedämmvermögen und Schallschutzanforderungen laut letztem Stand der Technik optimiert. Für die Außenwände (U-Wert 0,178 W/m²K), Geschossdecken sowie das Flachdach (U-Wert 0,141 W/m²K) hat man eine Holzrahmenkonstruktion eingesetzt.
Für Bereiche, wo es die Bauphysik erforderte, wurde mit einer Brettstapeldecke gearbeitet. Als zusätzliche Materialien kamen neben Dampfbremsen und Luftdichtigkeitsschichten, OSB-Flachpressplatten, Mineralwollplatten, PU-Hartschaumplatten und Gipsfaserplatten zum Einsatz.
Die Zielvorgabe, ein Gebäude mit möglichst niedrigem Energieverbrauch zu schaffen, hat man mit der Nutzung von Erdwärme mit 72 Energiekörben, der hochdichten Gebäudehülle, einer Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung und dreifach verglasten Fenstern erfüllt. Renggli war für die Gesamtleitung verantwortlich. Mit der Planung war das Architekturbüro Scheitlin Syfrig + Partner, Luzern/CH, betraut.

Konsequent am Holzweg. Das 1923 als Sägewerk gegründete Familien-Unternehmen wurde von der heutigen Eigentümergeneration 1990 mit 14 Mitarbeitern übernommen. „Wir haben bereits damals konsequent auf individuelle Projekte gesetzt und energieeffizient gebaut”, erinnert sich der Geschäftsführer. „Was wir unseren Kunden erzählen, leben wir selbst”, ist ihm wichtig festzuhalten.
Dies unterstreicht man vor allem mit dem Bürogebäude in Sursee. Man nehme seit der Übernahme die Ressourcen-Verantwortung und die Umweltbelastung wahr. Die Kunden geben dem innovativen Unternehmen - mittlerweile auf über 130 Mitarbeiter angewachsen - recht.
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„High-Tech-Produkt am neuesten Stand“: Renggli-Konzepthäuser © Renggli

Einfamilienhaus bis zu mehrgeschossigen Bauten. Renggli hat sich nicht zuletzt durch seine Pionierarbeit im Holzbau einen festen Platz in der Bauszene geschaffen. So habe man etwa die erste Passivhausanlage in der Schweiz errichtet, als erster Holzhausbauer das Minergie-Zertifikat erhalten, bereits 2001 das erste Passivhaus am Bundesplatz, dem Schweizer Regierungssitz sowie den erwähnten sechsgeschossigen Wohnbau realisiert.
Das Schweizer Holzbau-Unternehmen hat viel Entwicklungsarbeit in die Wand- und Deckenaufbauten investiert, sowie Anschlüsse, Übergänge und die Materialverwendung durchgehend optimiert. „Das kommt unserem gesamten Sortiment zu gute”, wird unterstrichen.
Jeweils neueste Erkenntnisse und Entwicklungen fließen etwa in das Konzepthaus ein. „Damit bieten wir keineswegs eine kostengünstige Art, um den breiten Volksgeschmack zu treffen”, so Renggli. Das Konzepthaus sei ein High-Tech-Produkt, das den neuesten Stand der Technik reflektiert. Fünf Konzepthäuser stehen als Musterbeispiele des modernen Bauens in Holz zur Auswahl und können je nach Kundenwunsch mit Ausstattungs- und Ausführungsvarianten realisiert werden. „Der Bauherr kann selbstverständlich sein persönliches Konzepthaus realisieren”, wird angemerkt.

„Es lohnt sich, eine Idee zu Ende zu denken.”
Max Renggli
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Im Einschichtbetrieb in Schötz werden die Wand- und Deckenelemente mit FSC-zertifizierten Hölzern vorgefertigt © Mag. (FH) Hubert Burböck

Wissen ist nicht Können. „Es lohnt sich, eine Idee zu Ende zu denken”, ist Renggli überzeugt. Allein Wissen sei heute nicht genug, es brauche die Zeit des Trainings, Durchhaltewillen und die konsequente Zielverfolgung, um zum Erfolg zu kommen.
„Wir haben unsere Pionierprojekte nicht durch Zufall bekommen.” Man habe sich stets mit Meinungsbildnern und Behörden zusammengesetzt, die jeweiligen Bedürfnisse analysiert und mittels professionellen Projektmanagements punkten können. „Dabei braucht es Coaching, Trainer und eine verlässliche Seilschaft”, reflektiert Renggli auf den Teamsport. „Wir legen großen Wert auf konsequentes Training der Mannschaft sowie auf die Unternehmenskultur, die bei uns tatsächlich gelebt wird.” Dazu kommt der Durchhaltewille, langfristige Strategien zu verfolgen. Der moderne Holzbau ist gefordert auf Architektur zu setzen, ist man sich in Sursee bewusst.

Kundenorientierung allein reicht nicht für Innovation. „Wir haben uns Innovation auf die Fahnen geschrieben”, gibt sich Renggli überzeugt, auf die richtige Strategie gesetzt zu haben. „Unternehmerischer Erfolg zeigt sich nicht nur darin, wenn die Kassen voll sind - uns ist es wichtig, unsere Kultur zum Kunden zu tragen.”
Es genüge nicht, Holzbauer zu sein. In der Baubranche müsse man den Blick für das Gesamte haben, weshalb bei Renggli in einem klar definierten Bauprozess auf die Kundenbedürfnisse eingegangen wird. „Nur ein Haus zu wollen, ist zu wenig”, beschreibt Renggli sein Klientel. Man müsse von dem, was man wolle, und vor allem, wie man es wolle, überzeugt sein. Um Innovationen voran zu treiben, fließen bis zu 10% des Umsatzes in Marketing und Entwicklung.
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Die bis zu 14 m langen und 3,6 m hohen Elemente inklusive Fassade und Fenster werden endmontiert und per Lkw ausgeliefert © Mag. (FH) Hubert Burböck

Positive Zukunft für den Holzbau. „Die nächsten Jahrzehnte werden von der Ressourcenplanung geprägt sein”, gibt sich Renggli nachdenklich. In seinem Unternehmen stelle man ebenfalls eine Verknappung beim Rohstoff fest. „Ich habe Verständnis, dass auch das erste Glied in unserer Wertschöpfungskette etwas verdienen muss.
Es muss aber sichergestellt sein, dass Material zu fairen Konditionen kontinuierlich zur Verfügung stehen”, kommentiert er die aktuelle Rohstoffsituation. „Der Holzbau wird mit guter Architektur und Qualität in der Bauszene nicht mehr wegzudenken sein und in Zukunft eine maßgebliche Rolle spielen.”
Wichtig sei für die Betriebe nur zu wissen, in welcher Liga man spiele, so Renggli. „Denn nur so können sie ihr Potenzial voll ausschöpfen”, fügt der Schweizer hinzu.

Renggli-Facts

Gründung: 1923 als Sägewerk
Geschäftsführer: Max Renggli
Mitarbeiter: 130
Standorte: Sursee, Schötz/CH
Produktion:
Einfamilienhäuser, Objekt- und Gewerbebauten in Holz, auf Wunsch schlüsselfertig