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Familien Embacher-Hofer, Going © Dr. Johanna Kanzian

Mit Leib und Seele

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian aus Going | 19.12.2006 - 00:00
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Familien Embacher-Hofer, Going © Dr. Johanna Kanzian

Dass auch kleinere und mittlere Sägewerke ihre Berechtigung haben und überleben können, beweist unter anderem das Sägewerk Embacher-Hofer, Going am Wilden Kaiser.
Prokurist Komm.-Rat Michael Hofer hat die Geschicke des Unternehmens vor drei Jahren seiner Tochter und Schwiegersohn Walter Embacher übertragen und steht den beiden immer noch mit Rat und Tat zur Seite. Sinnbild für den kleinen Säger. Hofer setzt sich seit Jahren für die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen ein und engagiert sich seit 38 Jahren im Fachverband der Holzindustrie. Seit zwölf Jahren ist er in Tirol Obmann der Fachgruppe Holzindustrie. Bis zu 10.000 km pro Jahr ist er für die Vertretung unterwegs. In der Branche gilt er als Sinnbild für den kleinen Säger mit ausgeklügelter Vor- und Nachkalkulation.
Hofer freut sich, dass seine Arbeit Früchte trägt. Jeden ersten Freitag im Monat gibt es einen gut besuchten Säger-Stammtisch in Wörgl. „65 Säger nahmen etwa an der ÖHU-Schulung teil”, berichtet der Tiroler Säger stolz.
Der bescheidene Säger nahm erst nach einiger Überredungskunst die Auszeichnung des Holzkurier zum Säger des Jahres 2007 an. Wie kann ein Kleiner überleben? „Maßgebend ist ein bissel eine Härte und der Zusammenhalt der Familie”, bringt es Hofer auf den Punkt.
Bereits als 18-jähriger musste er nach dem frühen Tod seines Vaters das Sägewerk übernehmen. Seit Hofers Anfängen als junger Unternehmer hat sich die Struktur der Sägewerke in Tirol gravierend geändert: „Zwischen Waidring und Kundl gab es 1956 noch 67 Sägewerke, heute sind es nur mehr 14.”
In ganz Tirol gibt es 170 Säger und sechs davon schneiden 85% der gesamten Produktionsmenge. „Denen steht in Tirol nur 1 Mio. fm/J zur Verfügung, eingeschnitten werden aber 3 Mio. fm/J. Der Differenzbetrag muss importiert werden. Die Einfuhr ist jedoch im 1. Halbjahr um 23% zurückgegangen und wird sicher noch weiter sinken”, vermutet Hofer. Noch vor drei Jahren war die Situation eine völlig andere. Es war damals keine Schwierigkeit, die Rundholzversorgung sicherzustellen.
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Jedes Brett wird visuell sortiert und gestempelt – ein besserer Durchschnittspreis kann erzielt werden © Dr. Johanna Kanzian

Hohe Nutzungsrate in Tirol. 85% des Zuwachses wurden im vergangenen Jahr in Tirol genutzt. In Kärnten liegt die Nutzungsrate im Kleinwald bei 48%, Steiermark weist 52% auf und Salzburg beispielsweise 45%. „In jedem Ort in Tirol gibt es einen Waldaufseher, deshalb ist der Einschlag so hoch”, lobt Hofer das System. Im Vorjahr wurden 1,4 Mio. fm geschlägert (inklusive Brennholz). „Es wären noch weitere 10% drinnen, mehr aber sicher nicht”, schätzt Hofer. Die Waldaufseher sind gut ausgebildet. „Man muss dem Bauern klar machen, dass alte Bäume geschlägert werden müssen - auch im Schutzwald. Bis vor zehn Jahren war man noch der Meinung, da darf nichts herausgenommen werden.”
„Bei unseren Partien liegt der Tannenanteil zwischen 40 und 70%”, erläutert der Obmann. Das sei jetzt wegen der Marktsituation kein Nachteil mehr. Mit dem Portalkran können die Tannen leicht aussortiert werden.
„Wir haben ein gutes Verhältnis zu unseren Rundholzlieferanten. Wenn wir spezielle Bauholzlängen benötigen, ist das kein Problem.” Ausbeute- und Transportkostenvorteile. Hofer schwört auf Gatter und Nachschnittkreissäge. „In unserer Größenordnung gibt es nichts Billigeres für den Einschnitt”, ist der Fachgruppen-Obmann überzeugt. „Wir kaufen unser Rundholz im 10 km-Umkreis. Wenn man da nicht überleben kann, wann dann”, überlegt Hofer. Auch beim Verkauf kann man Transportkostenvorteile nutzen. Ein Drittel der produzierten Menge wird im Raum Kitzbühel abgesetzt.
Hofer rechnet: „Wenn wir 5 €/fm Zufuhrkosten haben, 68% Ausbeute und 31 €/fm Einschnittkosten, dann haben wir die gleichen Chancen wie ein Großbetrieb, bei dem die Ausbeute durch die andere Technologie etwas geringer ist und die Frachtkosten im Normalfall höher sind.”
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Dachstuhl beim Haus von Franz Beckenbauer in Going lieferte das Sägewerk Embacher-Hofer © Dr. Johanna Kanzian

Botschaft an alle Säger. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist für Hofer die Fähigkeit der Unternehmer richtig zu rechnen. „Eine genaue Vor- und Nach-Kalkulation ist das Um und Auf”, lautet seine Botschaft an alle Säger.KMU sichern Arbeitsplätze. „Vor sechs Jahren gab es 3000 Sägewerke in Deutschland, 2005 waren es nur noch 2400. Wenn jeder nur fünf Mitarbeiter beschäftigt hatte, sind das 3000 Arbeitsplätze, die verloren gingen. Ein neugebautes Großsägewerk beschäftigt im Vergleich dazu 200 Mitarbeiter”, veranschaulicht Hofer. Sägewerke seien auch kommunalpolitisch wichtig beispielsweise für die Bauern, die die Späne benötigen, oder die Häuslbauer.
„Der Absatz ist derzeit gut. Wenn man Rundholz hat, hat man als Säger kein Problem. Auch bei den Sägenebenprodukten ist man nicht mehr von einigen Abnehmern abhängig. „Jetzt ist es so, dass große und kleine Säger denselben Preis für ihr Restholz bekommen”, fasst Hofer die Situation zusammen. Im Endeffekt komme aber die Preiserhöhung den Rundholzlieferanten zu Gute.Gute Werbung für Bauholz. Das Sägewerk Embacher-Hofer ist auch Mitglied bei MH-Massivholz. „Das ist eine gute Lösung”, freut sich Hofer. Früher wurde sehr viel Werbung für Leimbinder gemacht, mit MH-Massivholz gibt es wieder eine Gleichstellung der Produkte”, so Hofer. Trockenes Bauholz ist am Vormarsch. Man hat sich auf den Einschnitt von Bauholz und Tannen-Gerüstbohlen, die nach S 10 sortiert werden, spezialisiert. Bereits 1977 hat man im Sägewerk Hofer eine Trockenkammer installiert. „Schon damals haben wir die Kammer auf 9,5 m Länge ausgelegt. Das ist jetzt wichtig für die Bauholztrocknung”, erklärt Hofer.
Schnelle Lieferungen seien immer wichtiger. Wenn jemand einen Dachstuhl bestellt, soll er sofort geliefert werden.

Embacher-Hofer-Facts

Gegründet: 1880
Geschäftsführer: Walter Embacher
Prokurist: Michael Hofer
Mitarbeiter: 9
Einschnitt: 20.000 fm/J
Technologie: Gatter und Nachschnittkreissäge
Export: 80% nach Italien und Deutschland
Holzarten: 60% Tanne, Rest Fichte, etwas Lärche
Produkte: Schnittholz, Bauholz, Gerüstbohlen