Geschäftsführer Feile zeigt das von Moralt-Tischlerplatten ausgearbeitete System-Handbuch für die CE-Kennzeichnung von Außentüren © DI (FH) Birgit Fingerlos
CE-Kennzeichnung von Außentüren. Tischlereibetrieben, die mit Moralt-Platten eine Türe fertigen, bietet man in einem Systemhandbuch eigens ausgearbeitete Vorgaben für die CE-Kennzeichnung. Um die Tischler an die Norm-Vorgaben heranzubringen, werden eigene Schulungen veranstaltet. „Seit der Einführung der EN-Norm 14351-1 Mitte 2006 haben wir bei Moralt bereits 1000 Lizenznehmer gewonnen”, freut sich Feile. Um das Thema CE-Kennzeichnung verstärkt zu bewerben, ist man in Deutschland mit sieben Landesinnungen eine Kooperation eingegangen, erläutert er.
Feuerhemmende Türe. Vom englischen Unternehmen British Plywood Manufacturers hat Moralt die sogenannten Intellectaul Essets in Form von Prüfberichten und Zertifikaten übernommen. Auch Kunden konnte man von diesem Unternehmen übernehmen. Feile freut sich über die umfassende Palette an Platten, die man für die Brandschutztüren-Herstellung im Angebot hat. Er erzählt, dass 30 beziehungsweise 60 Minuten Feuerwiderstand erreicht werden. Dies sei vor allem durch die besondere Herstellung der Stäbchenplatte möglich: „Eine optimale Verzahnung wird durch die versetzten Stöße der Stäbchen erreicht”, erklärte er.
Höhen und Tiefen. Seit über 100 Jahren ist das Unternehmen in Bad Tölz angesiedelt. Der Unternehmensgründer August Moralt sen. hatte sich auf Toilettensitze spezialisiert. Das Werk wurde 1915 an Hamberger Rosenheim, Rosenheim/DE, verkauft. Nachdem das nachfolgende Moralt-Werk 1924 abbrannte, spezialisierte sich Moralt auf die Produktion von Tischlerplatten und erfand die Stäbchenplatte. Im Vergleich zur Stabplatte punktet diese mit besseren Werkstoff-Kenngrößen wie beispielsweise Biegesteifigkeit oder E-Modul. August Moralt jun. beschäftigte sich zusätzlich zur Platten-Herstellung auch mit der Leim- und Formaldehyd-Fertigung. 1953 stieg man in die Spanplatten-Produktion ein. Bald entstand ein führendes Holzindustrie-Unternehmen Deutschlands. Einige Werke erzielten 350 Mio. DM Umsatz. 15% des gesamten Spanplatten-Exports Deutschlands kam von Moralt.
1979 wurde das Unternehmen an Gustav Adolf Pfleiderer, Neumarkt/DE, verkauft. „Zu diesem Zeitpunkt waren Pfleiderer und Moralt in etwa gleich große Unternehmen”, erzählt Feile. Durch diesen Deal konnte sich Pfleiderer die Kompetenz in der Spanplatten-Produktion aneignen, meint der Geschäftsführer. 1985 wurde das Spanplattenwerk in Bad Tölz stillgelegt.
Zurück in die Heimat. Am 1. Jänner 2003 wurde das Moralt-Werk in Bad Tölz aus dem Pfleiderer-Konzern ausgegliedert und eine eigene Gesellschaft gegründet. Für den Standort bedeutete dies die Einführung eines eigenen Vertriebskanals, eigener Produktentwicklung, Finanzbuchhaltung, EDV-System, auch die Marke Moralt Tischlerplatten musste wieder belebt werden.
Man investierte in eine Maschine zur flexiblen Mittellagen-Herstellung. Mit dieser können unterschiedliche Qualitäten, Losgrößen und Formate (bis 6,8 m Länge) hergestellt werden.
Mit Qualität in den Export. Im hochwertigen Holzwerkstoff-Bereich entdeckte man eine Marktnische. Mit Messeauftritten auf der Fensterbau, Nürnberg/DE und den ZOW in Bad Salzuflen/DE, Pordenone/IT, Madrid/ES und Shanghai/CN will man internationales Publikum ansprechen. Erstmals seit der Übernahme konnte 2006 ein deutliches Umsatzplus verzeichnet werden, freut sich Feile.
Moralt-Facts
Geschäftsführer: Klaus Feile, Helmut HoffmannEigentümer: 80% Certina Holding, München/DE, je 10% Feile und Hoffmann
Zentrale: Bad Tölz/DE
Zweigniederlassung: Gütersloh/DE
Betriebsareal: 80.000 m2
Mitarbeiter: 185
Umsatz: 30 Mio. €/J
Hauptmärkte: Europa, Japan, Australien, Amerika