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Geschäftsführer Johann Kerschdorfer (li.) kontrolliert die Fensterrahmen mit Marketingleiter Peter Baumgartner © DI (FH) Martina Nöstler

Auf Kundenwunsch

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 04.09.2007 - 10:23
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Geschäftsführer Johann Kerschdorfer (li.) kontrolliert die Fensterrahmen mit Marketingleiter Peter Baumgartner © DI (FH) Martina Nöstler

In den vergangenen eineinhalb Jahren hat man bei Rieder, Ried im Zillertal, 12 Mio. € in die Erneuerung der Fensterfertigung inklusive des Hallenzubaus investiert. Unter anderem wurde eine neue, vollautomatische Produktions-Linie für das Hobeln, Fräsen, Bohren, Profilieren und Schleifen der Fensterelemente installiert. Weinig, Tauberbischofsheim/DE, kam hier als Komplettlieferant zum Zug. Die neue Anlage wurde im Frühjahr installiert, am 1. September ging diese offiziell in Betrieb.
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Erster Fertigungsschritt: Kanteln werden mit dem Unimat 23 EL gehobelt © DI (FH) Martina Nöstler

Viele Fenster - eine Linie. Bei Rieder werden ausschließlich dreischichtig verleimte Fensterkantel verarbeitet, hauptsächlich in Lärche und Fichte. Die Rohware wird von österreichischen Erzeugern zugekauft. Die Fensterkantel werden paketweise, fertig auf Länge geschnitten angeliefert. „Wir haben die Fertigungs-Anlage auf die Bedürfnisse von Rieder abgestimmt und auf die benötigten Leistungen ausgelegt”, erläutert Christian Marn, Weinig-Repräsentant für West-Österreich.
Bei Rieder ist es möglich, mit der Anlage sämtliche Holzrahmen zu erzeugen.„Unsere mittlerweile zwölf Jahre alten Maschinen waren für die geforderten Kapazitäten nicht mehr ausreichend”, begründet Geschäftsführer Johann Kerschdorfer die Investition. Auch die nötige Flexibilität fehlte. „Uns geht es aber nicht darum, die Jahresleistung extrem zu erhöhen, sondern primär darum, rationell zu arbeiten”, fügt er hinzu.
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Nach Hobeln und Bohren erfolgt die beidseitige Profilierung der Stirnseiten mit zwei baugleichen Unitec 15 © DI (FH) Martina Nöstler

Vollautomatisch auf Knopfdruck. Sämtliche Arbeitsschritte, die bei einem Fenster-Rahmen oder -Flügel notwendig sind, werden vollautomatisch durchgeführt. „Durch die neue Produktionsstraße konnten viele manuelle Arbeitsschritte wegfallen beziehungsweise automatisiert werden”, schildert Kerschdorfer.
Ein weiterer Vorteil sei die Minimierung der Rüstzeiten. Ein Fensterflügel wird in einem Arbeitsdurchgang - also alle vier Teile auf einmal - mit Teileverfolgung gefertigt. „Im Extremfall kann es passieren, dass nach jedem Flügel die Linie umgestellt werden muss”, beschreibt Kerschdorfer. Dies sei aber jetzt kein Problem mehr, da sich die Einzelmaschinen auf Knopfdruck und innerhalb weniger Minuten auf die neue Dimension ausrichten - „zuvor war dies ein enormer Aufwand”. Die Produktion erfolgt bei Rieder meist einschichtig. „Kommt es bei großen Auftragsvolumina zu Engpässen, hängen wir eine halbe Schicht an”, führt der Geschäftsführer aus. Die Fertigung erfolgt bei Rieder ausschließlich auftragsbezogen.
Die Auftragsdaten (Größe, Stückzahl, Art der Profilierung) werden vom Büro aus online zur Maschinen-Straße übertragen. Am Leitrechner sind sämtliche Profilarten (IV68, IV 78, IV 88, Kastenfenster, Hebe-/Schiebefenster) hinterlegt. Der Bediener ruft den Auftrag auf und die komplette Anlage stellt sich automatisch auf die geforderten Dimensionen ein. Die gesamte Anlage wird von nur zwei Mitarbeitern bedient.
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Finale: für die Längsprofilierung stehen in der Fertigungs-Straße zwei Univar 12 zur Verfügung © DI (FH) Martina Nöstler

Vollautomatischer Durchlauf. Am Leitrechner werden die Aufträge angezeigt. Der Bediener nimmt entsprechend der Vorgaben die passende Rohware und legt sich am Förderband auf. Ab hier erfolgt die Fertigung vollautomatisch bis zur Abgabe: Zuerst das Vorhobeln der Kanteln auf einem Unimat 23 EL. Hier werden auch gleichzeitig die Glasleisten abgetrennt. Nach dem Quertransport werden die Teile an zwei Unirex gebohrt und im Anschluss mit zwei baugleichen Unitec 15 Zapfen und Schlitze stirnseitig an beiden Enden gefräst. Nach dem Schleifvorgang wird mit zwei Univar 12 die Längsprofilierung der Kantel durchgeführt.
Sämtliche für die Fenstererzeugung benötigten Leisten werden mit einem Weinig-Powermat 500 gefertigt.
Die Werkzeuge für die Produktions-Anlagen bei Rieder stammen von Leitz, Riedau. Um die Instandsetzung kümmert man sich im Zillertal selbst. Das Unternehmen verwendet dabei Wendemesser.
Bei den Beschichtungs-Systemen setzt man bei Rieder auf die Produkte von Adler, Schwaz. „Um den Kunden lange ein schönes Holzfenster bieten zu können, schreiben wir sie nach zwei Jahren an und erinnern sie, dass ihr Fenster gepflegt werden muss”, beschreibt Kerschdorfer den Service. Die Kunden können dafür bei Rieder ein Pflegeset erwerben.
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Rahmenweise Fertigung: So kommen die Einzelteile aus der Straße und gehen nach der Kontrolle weiter zur Montage und Lackierung © DI (FH) Martina Nöstler

Plus 19% im I. Quartal. „Die steigenden Energiepreise sowie die anhaltende Diskussion sorgen bei uns - wie auch bei anderen Fensterherstellern - für einen Auftragsboom”, freut sich Kerschdorfer. 2006 wurde in der Zillertaler Fensterproduktion ein Umsatz von 12 Mio. € erwirtschaftet. Im I. Quartal heuer lag man bereits 19% über dem Vorjahrs-Zeitraum.
Eine stark steigende Nachfrage verzeichnet man bei Rieder vor allem nach den Holz-/Alu-Fenstern. Die Kunden würden den Vorteil der pflegeleichten Aluschale außen und dem natürlichen Holz-Ambiente innen bevorzugen. „Dieses System macht in unserer Produktion derzeit etwa 20% aus - mit weiterhin steigender Tendenz”, behauptet Kerschdorfer.
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Die Fensterrahmen durchlaufen bei Rieder eine große, automatische Lackierstraße für eine dauerhafte Oberflächen-Beschichtung © DI (FH) Martina Nöstler

Weitere Entwicklungen für mehr Sicherheit. Bei Rieder investiert man auch viel Zeit und Geld in neue Fenster-Entwicklungen. So hat das Unternehmen etwa nach dem Lawinen-Unglück in Galtür im Paznauntal im Februar 1999 ein Lawinenschutz-Fenster entwickelt. „Das Fenster ist von der Holzforschung Austria (HFA) geprüft und hält einem Druck von 15 kN stand”, erklärt der Geschäftsführer.
„In Lawinen gefährdeten Gebieten muss die Behörde diese Fenster vorschreiben. Sie sehen optisch annähernd gleich aus, sind aber fast doppelt so teuer wie herkömmliche Fenster.” Weiters führt man auch Brandschutz-Fenster im Programm.    

Rieder-Facts

Gegründet: 1945 als Tischlerei und Zimmerei
Inhaber: Alois Rieder
Mitarbeiter: 400 in sämtlichen Sparten (Tischlerei, Zimmerei, Hoch- und Tiefbau, Wohnbau, Wasser)

Sparte Fenster:
Geschäftsführer: Johann Kerschdorfer
Mitarbeiter: 50
Produkte: Holz-, Holz-/Alu- sowie Kunststoff-Fenster; speziell IV 68, IV 78, IV 88, Lawinenfenster, Passivhausfenster, Verbund-Fenster
Verarbeitung: 500.000 lfm/J
Fertigung: 30.000 Fenstereinheiten pro Jahr (2006)
Verkauf: 80% über den Handel, Rest Objekte und Private
Absatzgebiete: hauptsächlich Alpenraum, Süd-Deutschland, Südtirol, Schweiz

Weinig-Facts

Gegründet: 1905
Vorstand: Rainer Hundsdörfer (Vorsitzender), Dr. Dieter Japs, Karl Wachter
Mitarbeiter: 1100 in Tauberbischofsheim/DE, 2200 weltweit
Firmenareal: 12 ha überbaute Fläche
Umsatz: 348 Mio. € (2006)
Tochter-Gesellschaften:
Dimter, Grecon, Raimann, Waco, Concept, Weinig SA, Weinig Yantai
Vertriebs-Gesellschaften:
Singapur, Australien, China, England, Japan, USA, Spanien
Export: 90% weltweit