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Investierten über 500 Mio. € in vergangenen beiden Jahren: Geschäftsführer Bühler (li.) und Vorstandsvorsitzender Michael Egger © DI Gerd Ebner

Laminat-Direktdruck

Ein Artikel von DI Gerd Ebner aus Brilon/DE | 16.10.2007 - 10:43
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Investierten über 500 Mio. € in vergangenen beiden Jahren: Geschäftsführer Bühler (li.) und Vorstandsvorsitzender Michael Egger © DI Gerd Ebner

In den 1990er-Jahren gab es erste zaghafte Anfänge, jetzt setzt die Egger-Gruppe die Richtmarke: Im September 2006 startete man in Brilon/DE die 65-Mio. €-teure, modernste Direktdruck-Anlage weltweit. „Das ist ein echter Meilenstein für die Fußboden-Branche - wir stellen als erster industriell einen Laminatboden mit Eigenschaften her, die es bisher nicht gab”, schwärmte Ulrich Bühler, Geschäftsführung Marketing/Vertrieb der Egger-Gruppe, Ende September anlässlich der Präsention vor der Fachpresse. „Wir können uns damit als Technologieführer beim Laminat bezeichnen.”
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2010 sollen hier 30 Mio. m² DPR-Fußboden-Dielen produziert werden © Egger

Blitzstart geplant. Die Herausforderung für Egger ist es, den DPR-Boden (Direct Print) am Markt so zu positionieren, dass man bis 2010 30 Mio. m²/J verkaufen kann - 9 Mio. m² sollen es heuer sein, 2008 15 Mio. m². Samt den 50 Mio. m² konventionellen Melaminharz-Laminat hätte man 20% Marktanteil in Europa (2007: 13%).
Wie man diesen Start von 0 auf 30 Mio. m²/J binnen dreier Jahre im eher stagnierenden Umfeld schaffen will, erläuterte Stefan Pletzer, Geschäftsführer Egger-Retail-Products: „Der DPR-Boden ist die 3. Laminat-Generation. Das revolutionäre Verfahren mit Farbauftrag direkt auf die Platte mit einer Deckschicht aus mit UV-gehärtetem Lack gibt den Dekoren eine besondere Wirkkraft. Wir sind mit diesem Produkt näher am Holzboden -er ist leiser, weicher, wärmer als bisheriges Laminat. Da wir auf Papier verzichten, ist das Produkt spannungsärmer und in weiterer Folge dimensionsstabiler. Die Strukturmuster werden fühlbar.”Leistbar. Verkauft wird der DPR-Boden im am schnellsten wachsenden Preissegment (7,9 bis 9,9 €/m²): um 10 €/m² (Endkundenpreis). Online mit 120 m/min. Warum Egger - nach ersten Gehversuchen vor 15 Jahren - jetzt industriell startet, führte Ansgar Wolf, Geschäftsführung Technik in Brilon, darauf zurück, dass erst jetzt die nötige Technik bereitsteht. In einer 30.000 m² Halle findet der mehrstufige Produktionsprozess statt. Mit wasserlöslichen Lacken bildet man eine vierschichtige Basislackierung, ehe sieben Dekor-Bearbeitungsschritte folgen. „Es handelt sich um einen indirekten Tiefdruck. Gab es bisher bei Direktdruck vier Prozessschritte so haben wir alles in einem vereint - wir haben also einen 120 m/min Onlineprozess”, so Wolf. Prototypen im Einsatz. Gedankt wird Anlagenhersteller Hymmen für die Zusammenarbeit. Worauf Wolf weiters stolz ist, ist die Homag-Profilierung: „Wir fahren mit bis zu 350 m/min - das sind 250 Dielen pro Minute. Schon heuer füllen wir eine Lkw-Ladung pro Stunde - 2008 werden es zwei sein.”
Bereit steht in Brilon ein Fertigwarenlager für 2 Mio. m² DPR-Boden, das in weniger als zwei Wochen einmal umgeschlagen wird. 184.000 m³/J MDF werden bei Vollbetrieb benötigt.
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56 ha-Standort Brilon – im Vorjahr startete neben der Span- und MDF-Plattenproduktion der Direktdruck, 2008 kommt Sägewerk © Egger

Konventionelles Laminat auch ausgebaut. „Mir ist es wichtig zu betonen, dass DPR das Melaminharz-Laminat nicht ersetzen, sondern ergänzen wird. Als Beweis möchte ich anführen, dass wir unsere Beschichtungskapazitäten - trotz der Schließung in St. Johann - erhöhen. 2008 werden wir vier neue Kurztaktpressen in Betrieb nehmen”, konkretisiert Bühler.Sägewerk kommt planmäßig. Die Direktdruck-Anlage ist nicht die einzige Neuheit am Standort Brilon. Am 27. September erhielt man vom Gemeinderat das O.K. für den Bebauungsplan betreffend des neuen Sägewerkes. „Im Mai 2008 werden wir planmäßig Schnittholz ausliefern können”, freut sich Neo-Säger Michael Egger, Vorstandsvorsitzender der Egger-Gruppe. Mit 75 Mio. €-Investion für das 800.000 fm/J-Sägewerk wächst der Betriebsstandort um 21 ha auf dann 56 ha. „Dieser vollintegrierte Standort könnte beispielsgebend für andere Werke werden”, schaut Bühler voraus. „Wir haben in der Rohstoffbeschaffung Vorteile, weil wir alles abnehmen können - gleichzeitig haben wir eine konstante Qualität für unsere Holzwerkstoffproduktion. Ein Sägewerk ist auch ein Schritt zur Rohstoffsicherung.”Investitionsschwerpunkt Rumänien. Trotz den 140 Mio. €, die in Brilon in drei Jahren investiert wurden, ist das nicht das größte Projekt der Egger-Gruppe. In Rumänien werden vorerst 210 Mio. € in eine Spanplattenproduktion investiert. „Die 48 m-Siempelkamp-Presse für Radauti ist eine Schwesterpresse von der in England, die wir heuer in Betrieb nahmen”, erläutert Egger.
Voll optimistisch ist Egger, wie sich der Markt für die Leichtbauplatte aus St. Johann entwickeln wird. In Gifhorn/DE startete am 6. August die fünfte Hymmen-Schichtstoff-Linie.