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Dendrolight-Mittellagen von Holz Schiller © DI (FH) Birgit Fingerlos

Die Möbeldiät

Ein Artikel von Birgit Fingerlos aus Bad Salzuflen/DE | 10.03.2008 - 14:26
Die Leichtbauplatte muss sich am Markt erst durchsetzen, hörte man von 25. bis 28. Februar auf der ZOW in Bad Salzuflen/DE. Einsatzgebiet ist vor allem der Möbelbau. "Die durch vielfältige Faktoren eingetretene Holzverknappung und -verteuerung der vergangenen Jahre hat die Holzwerkstoff-Industrie veranlasst, nach Möglichkeiten für die Plattenherstellung unter Einsparung von Holz Ausschau zu halten", schilderte Geschäftsführer DI (FH) Karl-Robert Kuntz, Elka-Holzwerke Lud. Kuntz, Morbach/DE. Auch bei Egger, St. Johann in Tirol, meint man, dass die Entwicklung von leichten Werkstoffen zwingend erforderlich ist. "Wir haben dieses Thema erkannt und müssen es nun auch zu Ende bringen", schilderte Ulrich Bühler, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing der Egger-Gruppe. Aktuell laufen am Markt zahlreiche Bestrebungen, leichte Platten­typen zu etablieren.

Fertigteilproduktion

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Eurolight-Wabenplatte von Egger © Egger

"Bei Egger glaubt man an den Erfolg der Eurolight-Leichtbauplatten und will den Einsatz dementsprechend in der Möbelindustrie weiter vorantreiben", so Bühler. Das Elementewerk im Stammwerk St. Johann wird derzeit um eine Fertigteilanlage für Eurolight-Leichtbauplatten erweitert. "Nicht jedem Unternehmen ist es möglich, in die passende Technologie für die Verarbeitung von Leichtbauplatten zu investieren", heißt es bei Egger. Die Möbelelemente sollen ab Herbst ausgeliefert werden.
Ziel des neuartigen Anlagenkonzeptes ist es, rahmenlose Leichtbauplatten mit Stütz- und Dekorkanten auszuführen sowie mit Befestigungselementen für Standardbeschläge zu versehen. Die Fertigteile sollen im Format 240 mal 240 mm bis 3000 mal 1500 mm hergestellt werden. In weiterer Folge ist geplant, Lösungen für die Befestigung von Standardbeschlägen für dünne Decklagen anzubieten.

Leichtgewicht

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Elka-Betriebsleiter Reinhard Schlabach hebt 36 kg-Tisch aus Elka-Wabenplatten – gegenüber der Ausführung in Spanplatten mit 132 kg ein Leichtgewicht © DI (FH) Birgit Fingerlos

Seit etwa zwei Jahren beschäftigt man sich bei Elka-Holzwerke intensiv mit dem Thema Leichtbau. Die Leichtbauwabenplatte von Elka besteht im Kern aus einer stehenden Papierwabe und einer Deckschicht aus Naturholz. Sie punktet mit einem niedrigen Gewicht von 110 bis 170 kg/m3. Die Naturholzwabenplatte hat ein Format von 5050 mal 2050 mm und kann in Stärken von 30 bis 70 mm angefertigt werden. Die Oberfläche der Wabenplatte kann mit Furnier oder Schichtstoff versehen werden.
"Für die Bekantung ist keine Stützkante notwendig", erklärte Kuntz. Außerdem zeichnet sich die Platte durch ein hohes E-Modul in Längsrichtung aus, das im Allgemeinen um das vier- bis sechsfache über dem der Span- und Faserplatten liegt. Die physikalisch-technologischen Eigenschaften der leichten Naturholzwabenplatte bieten im Möbelbau vielfältige Design-Möglichkeiten, die bisher bei der Anwendung konventioneller Spanplatten nicht erschlossen werden konnten, argumentiert der Hersteller. Hierzu gehört eine deutlich größere Stützweite bei der Herstellung von Regalböden.

Leichte Späne

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Leichte Spanplatten von Elka Holzwerke © DI (FH) Birgit Fingerlos

Bei Elka freut man sich über eine große Nachfrage nach Leichtbau-Spanplatten. Die Platten mit Nawaro-Anteil punkten mit geringem spezifischem Gewicht. So hat beispielsweise eine Spanplatte im Format 5200 mal 2050 mm ein Gewicht von 450 kg/m3. Als Rohstoffe werden neben Holz Getreidestroh, Raps, Miscanthus, Hanf und Topinambur eingesetzt, erklärte Kuntz am Elka-Messe­stand. Die Spanplatten zeichnen sich durch ihre geschlossene und somit gut bekantungsfähige Mittellage aus, so der Hersteller.

Ohne Papierwabe

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Dendrolight-Produzent, -Patentinhaber und -Anlagenhersteller auf der ZOW: Heinrich Schiller, Holz Schiller; Johann Berger, Dendrolight Berger; Alois Eimannsberger, Weinig (v. li.) © Thomas Gebhardt

Mit einer Leichtbauplatte ganz aus Holz punktete man am gemeinsamen Messestand von Dendrolight Berger Solutions Group, Neudorf. Die Dendrolight besteht aus einer speziell aufbereiteten Mittelschicht mit Hohlkammeraufbau, die stirnseitig zwischen Decklagen unterschiedlichster Art geklebt werden kann. Kernschicht der Dendrolight sind Mittellagen aus Brettern. Diese enthalten Fräsrillen, wodurch ein kammartiger Holzquerschnitt entsteht. Das Eigengewicht des Rohmaterials wird dadurch um etwa 40 % reduziert.
"Die Nachfrage hier auf der ZOW ist enorm, unser Markenname ist international bekannt", freute sich Geschäftsführer Johann Berger. "Durch einen gemeinsamen Messeauftritt und andere Aktionen wollen wir den Plattenproduzenten den Markteintritt erleichtern, unsere Kunden honorieren unsere Arbeit, indem sie bereit sind, die Produktionsanlagen bei ihnen zu installieren", erklärte Berger.
Heuer will man vier bis sechs Fertigungsanlagen ausliefern, diese werden von Weinig, Tauberbischofsheim/DE, gebaut. Die Anlagen haben eine Kapazität von 60.000 m3/J. So wird man beispielsweise bei Holz Schiller in Regen/DE mit der Produktion von Dendrolight-Platten beginnen. "Die Dendrolight ist eine wegweisende Entwicklung für die Zukunft", gab sich DI (FH) Heinrich Schiller, Geschäftsführender Gesellschafter von Holz Schiller, zuversichtlich.
Die Dendrolight punktet nicht nur mit geringem Gewicht, sie ist auch mit herkömmlichem Werkzeug bearbeitbar und es können herkömmliche Beschläge verwendet werden, betonte man am Messestand.

Interessengemeinschaft

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Igel setzt spielerische Impulse für leichte Platten © DI (FH) Birgit Fingerlos

Erstmals auf der ZOW erfolgte ein öffentlicher Auftritt der am 5. Februar neu gegründeten Interessengemeinschaft Leichtbau e. V. (Igel). "Wir er­möglichen unseren Mitgliedern, gemeinsam Forschungs- und Förderanträge zu stellen", hieß es am Igel-Messestand. "Die Resonanz auf der Messe ist sehr groß. In den kommenden zwei Monaten rechnen wir mit einem Mitgliederstand von 60 bis 70", ist Igel-Geschäftsführer DI Thorsten Ober zuversichtlich.
"Der Verein möchte alle interessierten Teilnehmer aus der Wertschöpfungskette Leichtbau zusammenführen und gemeinsam an Lösungen für die Konstruktion und Produktion von leichten Möbeln arbeiten", betonte der Igel-Geschäftsführer auf der ZOW.