Flötotto sieht sich mehr als Türenkomponenten-Zulieferer, weniger als Spanplatten-Erzeuger © DI (FH) Birgit Fingerlos
Die zerkleinerten, getrockneten und beleimten Späne werden in einem Strang gepresst und verdichtet. Unter Druck und Hitze härtet der Leim aus. Der endlose Plattenstrang verlässt senkrecht die Pressen, wird über Gleitbahnen zu Ablängsägen geführt, auf die gewünschten Formate zugeschnitten und schließlich gestapelt. Bei den Röhrenspanplatten ist im Vergleich zu Vollspanplatten eine Gewichtseinsparung von bis zu 60 % möglich. Die Platten sind sehr druckfest, da durch dieses mechanische Extruderverfahren die Späne senkrecht zur Oberfläche stehen. Selbst ein Pressdruck von bis zu 20 kg/cm2 führt zu keiner Formveränderung der Spanplatte. Die Platten quellen nicht in der Stärke, weshalb man sie sehr dickengenau fertigen kann. „Wir arbeiten mit einer Dickentoleranz von ±0,1 mm”, schildert der Geschäftsführer des Spanplattenwerkes Gotha sowie der Sauerländer Spanplatten und Vorsitzender der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) Hubertus Flötotto.
Hersteller mit Nischenprodukt
In den 1950er-Jahren wurde die Röhrenspanplatte überwiegend in der Möbelproduktion verwendet. Die Produktionslinien sind relativ klein. Ein weiterer Vorteil ist, dass Restholz als Rohstoff verwendet werden kann. Deutsche Möbelproduzenten betrieben damals 23 Anlagen. Weltweit verkaufte der Erfinder 150 Strangpressen. Doch dann kamen großformatigere Platten, MDF und die Schleiflackwelle, das Verfahren war nicht mehr konkurrenzfähig.Seit Mitte der 1970er-Jahre wurden alle Anlagen nach und nach stillgelegt. „In Europa sind wir der einzige Röhrenspanplatten-Hersteller“, berichtet man in Gotha.
Über 90 % der Kundschaft in der Türenindustrie
Die Röhrenspanplatte muss beplankt werden. „Das ist bei der Möbelherstellung ein Nachteil, jedoch ist dieser Aufwand in der Türenproduktion sowieso erforderlich“, erläutert Flötotto. Die Röhrenspanplatte eignet sich ideal als Füllstoff für die Türenherstellung, weshalb man sich in Gotha mehr als Hersteller von Türenkomponenten als von Spanplatten sieht. „Eine Röhrenplatten-Tür ist dickengenau und hat das richtige Gewicht, sie punktet mit Stoßfestigkeit und guter Schalldämmung“, erklärt der Geschäftsführer.Außerhalb des deutschsprachigen Raumes ist die Papierwabe ein Konkurrenzprodukt. Die Papierwabenplatte dominiert 80 % des Türenmarktes in Europa. In Österreich und Deutschland ist es umgekehrt: Hier hat die Wabentür nur noch einen Marktanteil von etwa 15 %. „Unsere Röhrenspanplatte wird in etwa 50 % aller im deutschsprachigen Raum hergestellten Türen eingesetzt“, so der Geschäftsführer. „Das Produkt hat sich als hochwertige Türeinlage durchgesetzt. Weitere 15 % der Türen enthalten eine Röhren-Streifeneinlage. Somit haben wir einen Marktanteil von 65 %“, informiert man in Gotha.
Preiskampf dominiert den Türenmarkt
Vor allem Frankreich und England sind preissensitive Türenmärkte. Dort dominiert die Papierwabe. Der Nachteil der Wabenplatte liegt in der fehlenden Feuerbeständigkeit. Dies ermöglicht dem Spanplattenwerk große Exporte in diese Länder. „Dort wollen wir unseren Marktanteil aber auch bei Standardtüren erhöhen“, erläutert Flötotto. Derzeit erwirtschaftet das Unternehmen rund 20 % des Umsatzes in England. 62 % beträgt der gesamte Exportanteil.„Der Türenmarkt erlebt eine schlechte Entwicklung, die vor allem durch Preiskampf und Konzentration dominiert wird. So teilen sich beispielsweise in England allein zwei Hersteller 70 % des Marktes. Neben diesen gibt es nur noch ganz kleine Hersteller“, analysiert der VHI-Vorsitzende.
„In Deutschland musste die Türenindustrie einen dramatischen Rückgang hinnehmen. Wurden 1996 noch 14 Millionen Türen produziert, sind es heute nur noch 6 Millionen“, klärt Flötotto auf.
Zweiter Standort in Thüringen
1951 wurde Sauerländer Spanplatten in Arnsberg gegründet. Die zunehmende Nachfrage führte 1991 zur Übernahme des Spanplattenwerkes in Gotha, das kurz vor der Schließung stand. Dort war eine 1,85 m breite Mehr-Etagenpresse von Siempelkamp installiert. „Das war eindeutig zu schmal, daher wurde die Anlage verschrottet“, erinnert sich Flötotto. In Gotha hat man die gleiche Produktion wie im Stammwerk aufgebaut.Im hauseigenen Service Center in Gotha bietet man die Möglichkeit, Innentüren auf technische Eigenschaften zu testen. So werden Türen nicht nur auf Klimaverhalten, Schalldämmung und Feuerwiderstand, sondern auch auf mechanische Eigenschaften und Verwindung geprüft.
Spanplattenwerk Gotha-Facts
Standort: Gotha/DEMutterunternehmen: Sauerländer Spanplatten, Arnsberg/DE
Geschäftsführer: Hubertus Flötotto
Produkte: Voll- und Röhren-Spanplatten
Plattenstärke: 10 bis 42 mm Vollplatte, 23 bis 80 mm Röhrenplatte
Kunden: Türenindustrie
Export: 62 %