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Peter Kofler freut sich vor allem über die kurze Bauzeit des Nordpan-Werkes in Strassen © DI (FH) Birgit Fingerlos

233 Tage Bautätigkeit

Ein Artikel von DI (FH) Birgit Fingerlos aus Strassen in Osttirol | 11.08.2008 - 08:44
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Stefan Rubner unterschreibt auf der ersten in Strassen produzierten Massivholzplatte © DI (FH) Birgit Fingerlos

Zum Bau eines 3S-Massivholzplattenwerkes haben uns die Marktlage und unsere Kunden animiert”, berichtete Nordpan-Geschäftsführer Peter Kofler anlässlich der feierlichen Eröffnung des Massivholzplattenwerkes am 2. August in Strassen/Osttirol. Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Planer, Bauunternehmen, Vertreter der Banken, Vereinsobleute, Freunde und Presse waren von der Rubner-Gruppe zum Festakt geladen.
In den vergangenen Jahren ist es Nordpan nach eigenen Angaben gelungen, sich als europäischer Leader bei Massivholzplatten zu positionieren. „Wir haben die Herausforderung angenommen, die Kapazität, welche wir mit dem Werk in Olang/IT bewerkstelligen, zu verdoppeln”, schilderte Kofler. Nordpan in Olang hat eine Produktionskapazität von 41.500 m3/J. In Strassen will man in der Endausbaustufe 45.000 m3/J Mehrschichtplatten produzieren. Die Jahresleistung wird heuer 22.000 m3 betragen. Das Produktsortiment konzentriert sich hauptsächlich auf die Dreischicht-Standardplatte. Die Verkaufsaktivitäten verfolgen eine strategische Marktdurchdringung der bestehenden Kernmärkte. Weitere Absatzmengen sind für neue Märkte, wie etwa in Osteuropa, reserviert beziehungsweise sollen den erhöhten Eigenbedarf in den verbundenen Betrieben der Rubner-Gruppe decken. „Bereits jetzt sind wir in Europa als Mehrschichtplatten-Erzeuger unter den Top-4-Unternehmen”, informierte Präsident der Rubner-Gruppe Dipl.-BW (FH) Stefan Rubner. Diesen Stellenwert will man noch weiter ausbauen. „Jetzt können wir uns mit Abstand die Marktführerschaft sichern”, ist Rubner überzeugt.

Südtiroler zieht es nach Osttirol

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Peter Kofler freut sich vor allem über die kurze Bauzeit des Nordpan-Werkes in Strassen © DI (FH) Birgit Fingerlos

Als Argumente, die für den Standort Strassen sprechen, nannte der Geschäftsführer, dass man hier ein 6 ha großes Grundstück finden konnte. 16.000 m2 beträgt die überdachte Fläche des Nordpan-Standortes. Die bürokratische Abwicklung des Investitionsprojektes ging schnell, informiert man. Positiv sei auch die geringe Entfernung zum Werk in Olang, die nur 38 km beträgt. In Strassen gibt es einen Bahnanschluss und es seien genügend Arbeitskräfte verfügbar. Zurzeit sind in Strassen 51 Mitarbeiter beschäftigt, bald will man 60 Arbeitsplätze bieten. 40% beträgt der Frauenanteil. „Unsere Mitarbeiter sind bereit, mit uns den Weg in die Zukunft zu gehen. Besonders bedanken wollen wir uns bei Karl Sapelza, Jens Kofler, Martin Schuster und Peter Lusser”, betonte Stefan Rubner in seiner Eröffnungsrede.
„Normalerweise sagt man bei einer Einweihung, es hat so lange gedauert, jetzt freuen wir uns, dass es endlich fertig ist. Aber hier können wir uns freuen, dass es so schnell ging. Für diese Leistung kann man den Verantwortlichen nur gratulieren”, spendete Südtirols Landeshauptmann Dr. Luis Durnwalder Lob. Es ging wirklich schnell: 233 Arbeitstage dauerte die Bautätigkeit. Baubeginn im gemeinsamen Gewerbegebiet von Strassen und Kartitsch war am 10. März 2007. Am 23. November 2007 wurde die erste Massivholzplatte produziert und der Probebetrieb begonnen.

Lang gehegter Wunsch

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Trachtenmusikkapellen aus Kartitsch und Strassen sorgten für die musikalische Umrahmung © DI (FH) Birgit Fingerlos

Bereits zu Lebzeiten hatte Hermann Rubner den Bau eines zweiten Massivholzplatten-Werkes angedacht. Aus strategischen Gründen wurde diese Investition aufgeschoben. 2006 war es dann soweit: „Von der Investitionsentscheidung der Rubner-Gruppe bis zur Produktion der ersten Platte war es ein kurzer Weg”, freute sich Kofler. „Nun haben wir auf die grüne Wiese, oder besser gesagt in den grünen Wald ein neues Werk hingestellt.” Das Werk ist nach den Plänen des Architekturbüros Spitzner, Regensburg/DE, entstanden. „Dieses Architekturbüro hatte auch alle Werke der Klausner-Gruppe, von der wir Schnittholz beziehen, geplant”, erklärte Rubner im Holzkurier-Gespräch.
Das neue Werk in Strassen wurde als Tochterunternehmen von Nordpan in Olang gegründet und in die Rubner-Gruppe eingegliedert. Insgesamt wurden 25 Mio. € investiert. Das Werk wurde auf Basis der Produktionstechnologie von Olang aufgebaut. Die Optimierung der Schichtleistung läuft permanent weiter. Beide Standorte sollen gut zusammenarbeiten können.

Von der Rohware zur Massivholzplatte

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Besonderer Dank bei Nordpan an die Belegschaft für die verlässliche Zusammenarbeit © DI (FH) Birgit Fingerlos

In Strassen verfügt man über einen eigenen Bahnanschluss. So kann die gesamte Rohware mittels Eisenbahn angeliefert und am Betriebsgelände entladen werden. Täglich kommen 12 bis 13 Waggons an (1200 bis 1300 m3). Das Holz stammt größtenteils aus Skandinavien, dem Baltikum und Mitteleuropa. Die Ware für Olang wird auch hier entladen und per Lkw weiterverfrachtet.
Die frische Rohware wird auf der Anlage von MTT, Rangersdorf/AT, entstapelt und für die Trocknung vorbereitet. Täglich werden 55 bis 60 Pakete (400 m3)verarbeitet. Das Schnittholz für die Mittellagen wird für den 90 m langen Durchlauftrockner aufgesetzt und im Trocknungsprozess auf die Endfeuchte gebracht. Das Holz wird auf 8% heruntergetrocknet. Bei Bedarf werden für in Olang Spitzenkapazitäten kompensiert. Neben dem Durchlauftrockner betreibt man in Strassen noch drei konventionelle Trockenkammern.
Das getrocknete Schnittholz wird aufgetrennt, flächig verleimt und verpresst. „Üblicherweise hat man zur Mittellagenfertigung drei Bearbeitungsgruppen. In Strassen konnte man diese auf eine zusammenfassen”, erklärte man bei der Betriebsführung.
Am Hydromat von Weinig, Tauberbischofsheim/DE, werden 4 bis 35 mm dicke Lamellen für die Mittellage gefertigt. Danach kappen Dimter-Optimierungsanlagen die unzulässigen Fehler aus. Um Stillstandszeiten zu vermeiden, setzt man auf leistungsfähige Absaugungen von Scheuch, Aurolzmünster. Das Unternehmen hat drei Filteranlagen mit einer maximalen Gesamt-Absaugluftmenge von 142.000 m3/h geliefert.

Auf Qualität wird viel Wert gelegt

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Die 6-Etagenpresse von Wemhöner arbeitet vollautomatisch – Förderbänder sorgen für die Beschickung © DI (FH) Birgit Fingerlos

Die Lamellen für die Decklagen werden optisch mittels Scanner in verschiedene Qualitäten eingeteilt und automatisch abgestapelt. Die Sortieranlage entstapelt die Lamellen automatisch.
Die Decklamellen werden für die Seitenbeleimung ausgelegt und für die diffizile Plattenverleimung vorbereitet. Die Dimter-Plattenpresse in Spezialausführung verleimt die dünnen Lamellen extrem plan (Holzersparnis) zu einem beliebig breiten Plattenteppich.
Die Dreischicht-Platte wird anschließend vollautomatisch zusammengestellt: 1. Schonblech unten, 2. Decklage unten, 3. beidseitig beleimte Mittellage, 4. Decklage oben, 5. Schonblech oben. Am Förderband werden die zu verpressende Platten in die 6-Etagenpresse von Wemhöner, Herford/DE, gebracht. Gefertigt werden Plattenstärken von 13 bis 60 mm. Je nach Stärke beträgt die Pressdauer bei 130° C zwischen 10 und 20 min. Nach der Verpressung werden die Platten und Pressbleche wieder abgestapelt und es beginnt automatisch wieder von vorne mit dem Aufstapeln der Pressbleche, Mittel- und Decklagen mittels Saugern am Förderband.
Der darauf folgende Arbeitsschritt ist die Qualitätskontrolle. In der Astflickstation werden Fehlstellen ausgebessert und gekittet. Mit einem Sternwender werden die Platten gewendet und die zweite Seite qualitätskontrolliert und ausgebessert. Die Oberfläche wird durch die Bandschleifmaschine von Imeas, Villa Cortese Mailand/IT, fein geputzt und somit veredelt. Hierfür betreibt man eine Schleifmaschine mit vier Köpfen, mit grober und anschließend feinerer Körnung.

Platte ist bereit für den Versand

Die Platten werden zu Paketen konfektioniert, foliert und transportfähig gemacht. Der Auslieferung erfolgt zu 100% per Lkw. Der Vertrieb wird von Nordpan in Olang koordiniert. 40% der Verkäufe werden in Italien getätigt, der Rest geht ins Ausland. Hauptabsatzmärkte sind Österreich, Spanien, Frankreich, Deutschland, Benelux und die Schweiz. Die Kunden sind hauptsächlich große Händler. Die Mehrschichtplatte kommt vor allem im Innenausbau, für Tischler und Zimmerer, beziehungsweise im Industrie-, Gewerbe- und Fassadenbau zum Einsatz, berichtet man in Strassen.

Pelletswerk wird gebaut

Das Reststoffe werden am Standort vollständig verwertet. Die Energiezentrale produziert 6,2 MW und versorgt damit den Produktionsbetrieb mit der nötigen Wärme: für Heizung und Etagenpresse beziehungsweise Dampf für die Trocknung.
Bei Erreichen des Vollbetriebes wird der Bau einer Pelletsanlage ins Auge gefasst, prophezeite man bei der Betriebsführung in Strassen.

Nordpan-Facts

Zeitplan:
5. Mai 2006: Gesellschaftervertrag und Betriebsgründung
18. Mai 2006: Investitionsvereinbarung mit der Gemeinde Strassen
31. August 2006: Flächenumwidmung durch die Tiroler Landesregierung
31. Jänner 2007: Baugenehmigung
10. März 2007: Baubeginn
23. November 2007: Produktion der ersten Platte
7. Jänner: Beginn der Probeproduktion
Februar: Fertigstellung des Gleisanschlusses, erste Waggonlieferung
30. Juni: 51 Mitarbeiter
10. Juli: Kollaudierung
Geschäftsführer:Markus Prugger, Peter Kofler
Standort:Strassen
Produkte:Drei- und Mehrschichtplatten in Nadelholz
Hauptholzart: Fichte