Die Philosophie, die hinter der Unternehmensentwicklung steckt, würdigt die Redaktion des Holzkurier mit der Auszeichnung zur Holzindustrie des Jahres 2009. Genauso gut hätte man diese Wahl schon vor über zehn Jahren treffen können, als der KVH-Newcomer gleich eine völlig neue Anlage orderte, die für seine Kundenbeziehungen unumgänglich war: die erste KVH-Einzelstückfertigung.
Aber man hätte mit der Würdigung auch noch bis Ende 2010 warten können. Dann wird ein weiterer Wertschöpfungsschritt begangen: Schneider startet eine Holzfaser-Dämmplattenproduktion für eine eigene Systemwand.
Um zu verstehen, dass jeder Schritt durchdacht und logisch ist, muss man die Unternehmensgeschichte kennen. Der Name Schneider ist in Eberhardzell seit 1911 mit einem Sägewerk verbunden. Zwei Schicksalsschläge erfuhr man, als 1973 das Sägewerk abbrannte und im Jahr darauf der damalige Sägewerks-Betreiber, Vater von sieben Kindern, tödlich verunglückte. Der heutige Geschäftsführer Ferdinand Schneider war damals 13 Jahre. Er kehrte mit 17 nach Beendigung seiner Sägerlehre ins Unternehmen zurück und nahm den Sägebetrieb wieder auf.
Aber man hätte mit der Würdigung auch noch bis Ende 2010 warten können. Dann wird ein weiterer Wertschöpfungsschritt begangen: Schneider startet eine Holzfaser-Dämmplattenproduktion für eine eigene Systemwand.
Um zu verstehen, dass jeder Schritt durchdacht und logisch ist, muss man die Unternehmensgeschichte kennen. Der Name Schneider ist in Eberhardzell seit 1911 mit einem Sägewerk verbunden. Zwei Schicksalsschläge erfuhr man, als 1973 das Sägewerk abbrannte und im Jahr darauf der damalige Sägewerks-Betreiber, Vater von sieben Kindern, tödlich verunglückte. Der heutige Geschäftsführer Ferdinand Schneider war damals 13 Jahre. Er kehrte mit 17 nach Beendigung seiner Sägerlehre ins Unternehmen zurück und nahm den Sägebetrieb wieder auf.
Newcomer mit neuer Technik
„Wir sind dann sukzessive mit der Holzbaukonjunktur unserer Kunden gewachsen“, erläutert bescheiden Ferdinand Schneider, der heute mit seinen Brüdern Hans-Peter und Robert das Unternehmen leitet. Ein Meilenstein war 1993 die Inbetriebnahme einer Spanerlinie. „Wir waren die Ersten, die ausschließlich auftragsbezogen Listenbauholz schnitten“, erinnert er sich. „Wir haben und werden nie Massenware produzieren. Das war auch fünf Jahre später so, als wir die KVH-Produktion begannen. Es gab nur Produktionskonzepte für Stangenfertigung. Damit konnten wir aber nichts anfangen, denn wir produzieren nur das, was die Kunden auch geordert haben.“Gemeinsam mit Maschinenbau-Unternehmen begann dann die Entwicklung einer individuellen Mechanisierung und Produktionslogistik für KVH-Einzelstück-Fertigung. „Die Anlage könnte auch Masse produzieren – aber das würde komplett unserem Weg zuwiderlaufen.“
3000 Kunden
Einzelstückfertigung ist laut Schneider notwendig, um seinen Kunden Kleinchargen ohne überbordendes Lager bieten zu können. „Wir haben 3000 aktive Kunden. Das sind überwiegend kleine Zimmereien. Familienunternehmen wie wir, die wir auch direkt beliefern“, erklärt er seinen Weg.Zum KVH kommt seit 2000 eine BSH- und Lamellenbalken- sowie Blockhausbohlenproduktion. „Wir haben fast alles, was der moderne Holzbau benötigt. Ich glaube daher auch, dass 70 bis 80 % unserer Kunden ihren gesamten Bedarf an Holz für konstruktive Zwecke bei uns decken“, analysiert Schneider.
Die Kunden bekommen bei Schneider eine breite Auswahl an Schnittholz (bis sibirische oder heimische Lärche) sowie Leimholz in Sicht- oder Nichtsichtqualität. „Das Rohwarenlager muss immer passen, alles sofort erzeugen zu können.“
MEINUNG AUF DEN PUNKT GEBRACHT
„Der Holzbau boomte auch heuer. Wir arbeiten in allen Bereichen dreischichtig und werden wohl umsatz- und ertragsmäßig unser bestes Jahr haben.”Ferdinand Schneider
„Wenn bei den Sägewerksausbauten alle mit dem Kopf durch die Wand wollen, gehen wir in eine andere Richtung. Wir haben im Sägewerk Kosten für die Produktion, die ein Großsäger für den Rundholztransport rechnen muss.”
Ferdinand Schneider
„Unsere Produktionsanlagen für bald 100 Mio. €-Jahresumsatz passen auf eine Fläche, die bei anderen der Rundholzplatz einnimmt. Kurze Wege sparen enorme Kosten.”
Ferdinand Schneider
Typischer Auftrag ein Bauvorhaben
„Der typische Kunde ordert bei uns ein Bauvorhaben. Sämtliche Teile, die er dafür benötigt, bekommt er bei uns“, betont Schneider. Abbund lehnt Schneider mit dem Argument ab, „unseren Kunden keine Konkurrenz machen zu wollen. Das ginge auch deshalb nicht, weil wir die Jahresmenge für etwa 300 Abbundanlagen liefern – was nützt es da, wenn wir eine oder zwei betreiben“, argumentiert er.In Eberhardzell produziert man rund 700 m3 KVH, Lamellenholz und BSH pro Tag. „Ein Kubikmeter Leimholz kann aus bis zu zehn andere Positionen bestehen. Das zu produzieren und richtig zu verladen erfordert ein unheimlich gutes Logistikkonzept“, bekräftigt Schneider. Er hat für sich ein solches in einem 2005 gestarteten vollautomatischen Hochregallager für 3000 m3 gefunden, das chaotisch befüllt wird. So hat man jederzeit auf alle Pakete Zugriff. „Das funktioniert perfekt. Es wundert mich eigentlich, dass niemand das so macht“, so Schneider. Jeder Lkw wird bei den Holzwerken Schneider vorab digital beladen, bevor man das physisch nachholt.
40 Holzhäuser pro Tag
„40 Holzhäuser können täglich mit unseren Produkten gebaut werden“, errechnete Schneider. „Die Entwicklung seines Unternehmens hängt also unmittelbar mit der Konjunktur im Holzbau zusammen.“ Für die drei Brüder ist es essenziell, wie man den positiven Trend im Holzbau aufrechterhalten könnte. Ihr Resultat: Eine Systemwand, die all das enthält, was der kleine Zimmermeister nicht selber machen kann. Es handelt sich dabei um einen massiven Kern aus Brettsperrholz (BSP), der innen und außen von Holzfaserplatten umschlossen ist. Auf die Faserplatten kann der Putzträger appliziert werden. „BSP sorgt für die Statik, die Faserplatten für die Dämmung.“Der Wandaufbau ist mittlerweile patentiert. Auf den Markt wird man Ende 2010 kommen. Schneider: „Wir gehen einen anderen Weg und bieten die Wand der Zukunft an: ein Haus aus rein ökologischen Materialien mit Wanddämmwerten unter 11 W/m2K.“
Im kommenden Winter wird man „gemütlich mit einer BSP-Laboranlage“ (Schneider) starten. Eine einfache Vakuumpresse soll täglich 50 m3 fertigen. Damit hat man den Kern der Wand. Die Holzfaserplatten-Produktion wird im November 2010 folgen. Welches der beiden am Markt erhältlichen Produktionssysteme man einsetzen wird, sei noch offen. Die Entscheidung fällt in den kommenden Monaten.
Schlüssel zum Passivhausangebot
Das Heizkraftwerk lief 2008 bis auf zehn Tage Volllast phänomenal (Ferdinand Schneider) © Schneider
Die Faserplattenproduktion wird eine Großinvestition für das Unternehmen. Darin sieht Schneider die Chance zum Abbau des nötigen Investitionsstaus. Denn: „Unsere Eigenkapitalquote liegt bei 70 %. Eigentlich hätte ich zuerst im Sägewerk etwas machen müssen. Das ist 15 Jahre alt. Da aber alle anderen mit dem Kopf durch die Wand wollen, warte ich nun noch zu.“
Klein, klein
„Wir bringen auf 8 ha ein KVH-Werk für 80.000 m3, ein BSH-Werk für 75.000 m3, ein 120.000 fm-Sägewerk, eine Kraftwärme-Kopplung (28 MWtherm, 8 MWelektr), ein Faserplattenwerk sowie eine Pelletsproduktion unter. Großsägewerke brauchen diese Fläche alleine für den Rundholzplatz. Ich benötige keine hunderte Meter lange Rundholzsortierung für meine 60 fm-Produktionschargen. Wir schneiden direkt aus der Box: Sogar meine Maschinen aus 1993 stellen rasch genug um, um rationell produzieren zu können.“Neues Sägewerk kommt
Derzeit schneiden zehn Mann 120.000 fm/J. Wenn man in etwa fünf Jahren ein Sägewerk bauen wird, dann wird es dem bestehenden ähneln. Angedacht wäre von Schneider ein Spanerwerk für 350.000 fm Jahreseinschnitt. „Dann würden wir immer noch 30 % unserer Rohware zukaufen. Das ist nötig, weil wir auch sibirische und skandinavische Qualitäten anbieten müssen. Da wir zu 100 % für uns selber schneiden, werde ich hinten auch kein Sortierwerk benötigen. Die Produkte werden abgestapelt und gelangen zur Trocknung. Das ist ein WSAB-Kanaltrockner, den können wir vorne befüllen und hinten kontinuierlich entleeren.“Die nackten Zahlen geben Schneider recht. „Wir werden heuer in keinem Produktionsteil rote Zahlen schreiben, auch im Sägewerk nicht – was die größte Kunst war. Es sieht eher so aus, dass wir 2008 das beste Jahr unserer Unternehmensgeschichte haben werden. Der Holzbau boomte auch heuer – wir produzieren in allen Bereichen dreischichtig.“
Nur Fertigprodukte raus
Wenn Ende 2010 das Faserplattenwerk für rund 60.000 t/J ebenso laufen wird, wie eine BSP-Produktion und ein geplantes Pelletswerk, dann schaffen die Holzwerke Schneider einen kaum überbietbaren Stoffkreislauf. „Ein Kreislauf funktioniert nur an einem Standort - das spart enorme Transportkosten: Die Rinde verbrennen wir schon jetzt. Aus den Hobelspänen werden wir Pellets machen. Hackgut und Späne gehen in die Faserplatte. Letztere können wir mit der Prozesswärme des Heizwerkes erzeugen.” Also eine nahezu vollständige Holzverwertung. Die 0,1 %, die laut der Überschrift noch auf 100 % fehlen, sind das CO2, das das Heizwerk ausstößt - doch das bindet der Wald der Umgebung.Gebr. Schneider Holz
Gründung:1911Geschäftsführer:Ferdinand, Hans-Peter und Robert Schneider
Standort:Eberhardzell/DE
Mitarbeiter:200
Einschnitt:120.000 fm/J
Produktion:80.000 m3/J KVH, 75.000 m3/J BSH
Produkte:BSH, Duo-/Triobalken, Rippenholz, KVH, Bauholz, BS-Deckenelemente, Blockhausbohlen, Systemholz, Schnittholz; ab 2009 BSP, ab 2010 Faserplatten
Märkte:je ein Drittel Deutschland, Österreich/Frankreich, Schweiz