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Zapfenschneider: 50?kg Hightech mit gezahnten Riptec-Wechselmessern gegen Ausreißen © Robert Kittel

Tausend …

Ein Artikel von Robert Kittel | 11.09.2012 - 14:12
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Zapfenschneider: 50?kg Hightech mit gezahnten Riptec-Wechselmessern gegen Ausreißen © Robert Kittel

Europas größter Fensterhersteller, Internorm, investiert viel in den Ausbau seiner Holz/Alufensterproduktion in Lannach: Bis 2013 sollen weitere 11 Mio. € in den Standort fließen. Geplant ist bis nächstes Jahr die Erweiterung um eine Hebeschiebetüren-Produktion und eine CNC-Stabbearbeitungsanlage für Kleinserien um insgesamt 6 Mio. €. Die Hallenfläche soll um weitere 3400 m2 vergrößert werden. Bereits fertig ist die neue Fensterproduktionslinie. Die 5 Mio. €-Anlage vereint auf einer Grundfläche von 630 m2 zehn Bearbeitungsstationen mit einer Förderstrecke von 115 m. „Mit der neuen Produktionslinie überschreiten wir nun die magische Grenze von 1000 Einheiten pro Tag“, ist Betriebsleiter Ing. Wolfgang Leitner sichtlich zufrieden: „Und es ist uns gelungen, die Bearbeitungsqualität noch weiter zu verbessern.“

Fensterwerkzeuge für Qualität entscheidend

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Highspeed: Beim Fälzen arbeiten die Leitz HSC-Garnituren mit Drehzahlen von bis zu 15.000?U/min © Robert Kittel

Daran sei Werkzeuglieferant Leitz in Riedau auch nicht ganz unschuldig, schmunzelt Leitner und führt aus, dass bei der hohen Taktgeschwindigkeit einer industriellen Fensterproduktion ziemliche Anforderungen an die Werkzeugsätze gestellt werden: „Zwei Faktoren sind entscheidend – wir legen viel Wert auf eine hohe Qualität der bearbeiteten Oberflächen und wollen andererseits aber auch möglichst hohe Vorschübe und geringe Rüstzeiten, damit wir die anvisierten Stückzahlen erreichen.“ Die Werkzeuge für die neue Linie seien entscheidende Bestandteile der Gesamtinvestition und wurden so detailliert wie die Maschine selbst ausgeschrieben, erläutert er: „Leitz schien uns von allen Anbietern die technologisch reifste Lösung zu haben. Außerdem besteht zwischen unseren Häusern eine langjährige partnerschaftliche Beziehung, was viel Vertrauen schafft.“
In der Tat seien die Anforderungen von Internorm komplex gewesen, erinnert sich der Leitz-Projektbetreuer Gerhard Groß: „Wir mussten viel Know-how einsetzen, um die beiden Hauptforderungen – perfekte Oberfläche und Speed – unter einen Hut zu bringen. Diese schließen einander nämlich normalerweise aus.“ Es sei ein großer Vorteil, dass Leitz im Fensterbereich ein besonders innovativer Entwickler ist, meint Groß. „So konnten wir Schlüsseltechnologien, wie Profix, Profilcut, Riptec, HSC, Chipcodierung oder aufgeschrumpfte Fräsergarnituren, für die Umsetzung nutzen.“

Volles Programm

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Handwerklich: Für hohe Qualität geht es auch in der Industrie nicht ohne Handarbeit © Robert Kittel

Alle Garnituren – auch die Zapfen- und Schlitzscheiben für die Querbearbeitung – sind auf HSK 85 mit Dornlängen bis zu 350 mm hydraulisch gespannt oder aufgeschrumpft. Einzelne Garnituren können dabei bis zu 50 kg schwer sein, trotz der generellen Verwendung von gewichtssparendem Aluminium für die Fräskörper. Die Schneiden sind je nach notwendiger Zerspanungsleistung unterschiedlich: Eingesetzt werden sowohl nachschärfbare Konstantwerkzeuge (Profix) als auch Wechselmessersysteme (Profilcut). Die Profix-Konstantwerkzeuge bleiben bauartbedingt auch bei oftmaligem Nachschärfen durchmesser- und profilkonstant – das ist bei Werkzeugen, die wegen hoher Stückzahlleistungen regelmäßig nachgeschärft werden müssen, essenziell. Die Garnituren für die Längsbearbeitung sind in HSC-Ausführung (Highspeed-Cut) für hohe Vorschübe optimiert. Bei Internorm wird mit 25 m/min Vorschub und Drehzahlen von bis zu 15.000 U/min ihr volles Potenzial ausgeschöpft. In der Querbearbeitung werden Profilcut-Schlitz- und Zapfenscheiben gefahren. Sie sind für die Hirnholzbearbeitung mit Riptec-Schneiden ausgerüstet, was die Ausrissgefahr beim Schlitzen reduziert. Zudem wird eine bessere Haltbarkeit der Verleimung erreicht. „Leitz hat die Werkzeuge in enger Zusammenarbeit mit uns abgestimmt und trotz der hohen Stückzahlen eine ausgezeichnete Oberflächengüte erreicht“, hält Leitner fest.

Industrielle Produktion wie in der Tischlerei

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Montage auf 12.000?m2: Beim Anschlagen setzt Internorm auf Menschen - sie sind flexibler als Automatisierungen © Robert Kittel

Bemerkenswert ist, dass Internorm trotz indus­trieller Stückzahlen ausgesprochen handwerklich produziert: Jedes Fensterteil wird auch von Hand überschliffen und bei der Beschlagmontage verzichtet man auf Roboter und setzt lieber auf die flexible Arbeitskraft der Mitarbeiter. Der Verzicht auf weitgehende Automatisierung bedeutet einen entsprechend großen Platzbedarf – allein die Halle, in der die Fenster angeschlagen und die Aluvorsatzschalen zusammengebaut werden, hat 12.000 m2.
Leitner will in Zukunft diesen Weg auch mit der Produktion von Kleinserienprodukten forcieren: „Im nächsten Jahr ist die Inbetriebnahme einer sehr flexiblen Stabbearbeitungs-CNC, mit der individuelle Kundenwünsche auch in kleinen Stückzahlen bedient werden können, geplant“, kündigt er an.

Fenstergarnituren täglich schärfen

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Längsbearbeitung: Für 1000 Einheiten am Tag muss mit 25?m/min Vorschub gefahren werden © Robert Kittel

Natürlich sind alle Garnituren mehrfach vorhanden. Die Konstantwerkzeuge gehen zum Leitz-Kundendienst, die Wechselmesser tauscht man im Haus und vermisst die Garnituren selbst. Dazu hat Leitz ein eigenes Auslieferungslager direkt bei Internorm in Lannach eingerichtet. Den Internorm-Maschinenmeistern stehen damit sämtliche Fräser und Wechselmesser ab Werk im eigenen Haus zur Verfügung.
Angetan zeigt sich Leitner von der Standzeit der Leitz-Fensterwerkzeuge: „Wir brauchen die Garnituren erst nach drei Schichten Betriebszeit zu tauschen, das spart Rüstzeiten.“ Das bedeute 1200 Einheiten, bis der Werkzeugsatz nachgeschärft werden muss, ist Leitner zufrieden: „Die Oberflächengüte ist auch in der dritten Schicht noch makellos.“
Dass die Fenstergarnituren bei Internorm so gut laufen, bedeute aber keineswegs, dass man sich bei Leitz auf den Lorbeeren ausruht, verrät Leitz-Projektleiter Groß: „Wir sind eigentlich immer dabei, unsere Fenstersysteme weiter zu optimieren.“ Das Ziel sei klar: „Wir erhoffen uns, den Standweg für eine noch wirtschaftlichere Fensterfertigung weiter verbessern zu können …“RK