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Die Unternehmenszentrale von Acutronic in Bubikon/CH errichtete Meiberger aus 1250?m3 BSP (Arch. DI Thomas Flieri, Fieberbrunn) © Toni Niederwieser

Mit Holz und Seele

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 13.12.2012 - 17:24
Der Holzkurier-Holzbaubetrieb des Jahres 2013 heißt Meiberger Holzbau und stammt aus Lofer im Salzburger Pinzgau. Mit so unterschiedlichen Projekten, wie kommunalen Wohnanlagen aus Holz, Kirchtürmen und großen Kommerzbauten, wurde der Betrieb überregional bekannt. Doch das ist nicht der alleinige Grund. Um zu verstehen, warum der Holzkurier dieses Jahr Meiberger auszeichnet, reicht ein Blick auf dessen Homepage. Dort steht rechts oben: „Holz & Seele“. Das sind durchaus keine leeren Worte, wie beim Besuch in Lofer schnell klar wird.

Hochwertiger Holzbau aus Prinzip

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Meiberger Holzbau mit Seele © Volker Wortmeyer

Geschäftsführer Walter Meiberger ist ein g‘standener Salzburger Zimmermeister und strahlt sein Wissen über den Holzbau mit jeder Geste aus. Das Handwerk hat er im elterlichen Betrieb gelernt. Seine Erfahrung und Gewissenhaftigkeit gibt er heute an junge Lehrlinge weiter. Meiberger übernahm die Zimmerei 1985 vom Vater Sebastian. Damals beschäftigte man sechs Mitarbeiter. Heute sind es 38. Zu tun gibt es genug, doch viel mehr Personal will Meiberger nicht anstellen. „Ich brauche keinen Vierer vor der Mitarbeiterzahl. Ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich hinwollte“, erklärt er seine Sichtweise.
Prinzipien ziehen sich durch das Loferer Holzbauunternehmen, wie Pfetten durch dessen Dachstühle. „Als ich den Betrieb übernahm, war es meine Vision nachhaltige Gebäude zu bauen, die autark funktionieren und ohne Schadstoffe gebaut werden“, erinnert sich Meiberger. Mittlerweile ist diese Vorstellung Holzbaurealität, wie die unlängst sanierte Unternehmenszentrale eindrücklich belegt. Der Büroflügel weist quasi Passivhausqualität auf. Am Dach arbeitet ab dem Frühjahr still eine 288 kW-Fotovoltaikanlage. Der Betrieb selbst braucht davon nur 140 mW. Innen fehlen Heizkörper, doch durchströmt den Raum eine wohlige Atmosphäre. Kein Wunder, wo doch Holz allgegenwärtig ist. Der Eichenboden erzählt von Besuchen interessierter Bauherren. Die thermische Sanierung außen hält warm. Eine bandsägeraue Verkleidung mit Weißtanne innen strahlt edel und hell. Warum die Beschreibung des Bürogebäudes wichtig ist? „Ich glaube, dass ein Holzbaubetrieb das herzeigen muss, was er herstellt“, argumentiert Meiberger. Authentizität übersetzt sich mit Nachhaltigkeit, qualitativem Holzbau und anspruchsvoller Architektur. Letztere lässt sich in den Büroräumen (s. Bild oben) ebenso ablesen, wie bemerkenswerterweise am Supermarkt der im Untergeschoss desselben Gebäudes beheimatet ist. Dabei handelt es sich um einen MPreis, der für tolle (Holz-)Architektur bekannt ist. Doch das Gebäude birgt noch eine Überraschung. Über den Markthallen thronen hochwertige Mitarbeiterwohnungen. Recht viel besser lassen sich die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – nicht vereinen.

Professionelles Marketing

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Walter Meiberger, seit 27 Jahren Holzbauunternehmer in Lofer, ist mit seinem Betrieb an einem Punkt angekommen, wo er hinwollte © Meiberger

Mit 25 Jahren wurde ihm das Unternehmen übergeben. Heute ist Meiberger 52 und hat einen der renommiertesten Holzbaubetriebe der Region. Das liegt nicht nur an einer Vielzahl an Preisen und Auszeichnungen. Bekannt geworden ist man auch durch Tätigkeiten, die eher nicht in einem alpinen Familienbetrieb vermutet werden: engagiertem Marketing und Lobbying. Mit DI (FH) Wolfgang Aigner stellte Meiberger einen Profi aus dem Holzmarketing und Verkauf an. Der Zimmermeister erkannte, dass der Holzbau als Ganzes gefördert werden muss. Und, wenn er mal was macht, dann auch g‘scheit – natürlich aus Prinzip. Das hat zur Folge, dass Meiberger eine Homepage hat, deren Professionalität unter Zimmereien ihresgleichen sucht, oder abgeschlossene Bauprojekte nicht nur dem Bauherren übergeben, sondern im Zuge einer Presseführung vorgestellt werden. Hier macht sich auch die Zusammenarbeit mit proHolz Salzburg bezahlt. „1999 hatten wir in Salzburg einen Holzbauanteil von 5 %. Heute sind es 25 %“, freut sich Aigner, der sechs Jahre für die Salzburger Holzwerbung arbeitete, bevor er 2005 zu Meiberger kam. „Zu tun gibt es aber noch genug, vor allem bei den gemeinnützigen Bauträgern“, glaubt man in Lofer.

BSP als größte Revolution

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Diese Kletterhalle errichtete Meiberger in Saalfelden - der Kubus mit Ausnehmung hat eine Seitenlänge von jeweils 19?m (Sitka & Kaserer, Saalfelden) © Meiberger

Welche Entwicklung hält Meiberger für die größte Revolution im Holzbau, seit er im Geschäft ist? „Brettsperrholz“, meinen er und seine 27 Jahre Erfahrung ohne zögern. Eigentlich keine Überraschung, ermöglichen die massiven Holzbauteile doch zweierlei: qualitativ hochwertigen Bau mit natürlichen Materialien und vor allem schnellere Bauzeiten. Sinn mache der Einsatz insbesondere bei Decke und Dach. Die Aufgaben der Wand ließen sich dagegen intelligenter mit einer Riegelkonstruktion lösen, glaubt Meiberger, wenngleich es Bauwerke gebe, für die Brettsperrholz (BSP) auch als Wandbauteil ideal geeignet ist.
Ein Beispiel dafür findet sich in der Schweiz. 2009 errichtete Meiberger in Bubikon die neue Zentrale und Montagehalle von Acutronic. 1250 m3 Fichten-BSP bilden die vier Obergeschosse eines fünfstöckigen Baus. Der Rohbau wurde in weniger als drei Monaten fertiggestellt – bei einer Bruttogeschossfläche von 5237 m2. Die Montage im Ausland stellt kein Problem dar. „Alles wird in Containern verpackt. Mit der Transportplanung haben wir große Erfahrung.“

In Holz „umargumentiert“

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In den Loferer Werkshallen werden die Elemente vorgefertigt - dieselben Mitarbeiter sind dann auf der Baustelle für die Montage verantwortlich © Meiberger

Große Bekanntheit in der Salzburger Bauszene und darüber hinaus hat Meiberger mit dem „Samer Mösl“ erhalten. Der soziale Wohnbau mit 60 Einheiten heimste mehrere Architektur- und Staatspreise ein. Architekt war DI Simon Speigner, Thalgau. Das Gebäude erreichte 1000 von 1000 Punkten nach der klima:aktiv-Zertifizierung. Es zeichnet sich aber auch durch intelligente Detailplanung aus.
„Die Wandkonstruktion erreicht die geforderte Brandwiderstandsklasse REI 90 mit nur einer Schicht an Gipskartonplatten“, betont Meiberger. Der Clou war, dass sich die Riegel hinter der nicht brennbaren Innendämmung befinden. Das sparte nicht nur Kosten für die Platten, sondern erlaubte geringere Wandstärken, was sich bei 60 Einheiten zu einer zusätzlichen Fläche aufsummierte, die einer ganzen Wohnung entspricht.
Eigentlich war die Anlage klassisch als Betonbau vorgesehen. Meiberger konnte aber die Auftraggeber von Holz überzeugen. „Zum Schluss wurden nur mehr die Stiegenhäuser in Beton ausgeführt.“

Jetzt werden Abläufe optimiert

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"Aufberg 1112" heißt diese hochwertige Ferienwohnung, die Meiberger Holzbau in Piesendorf verwirklichte (Meck Architekten, München) © Michael Heinricht

Meiberger will mit seinem Betrieb nicht mehr wachsen – jedenfalls nicht, was die Mitarbeiterzahl angeht. Jetzt werden die Betriebsabläufe optimiert. Von den 38 Mitarbeitern sind 27 handwerklich tätig. Der Rest plant und administriert. „Gute Werkplanung und Arbeitsvorbereitung sind für qualitativ hochwertigen Holzbau ganz wesentlich. Bei mir gilt: Jene Arbeiter, die im Werk die Vorfertigung übernommen haben, sind auch für die Montage verantwortlich. Das sichert hohe Qualität“, berichtet Meiberger beim Rundgang durch die Werkshallen. Dort wird die Vielseitigkeit des Betriebes deutlich. Auf der einen Seite wird eine Riegelwand vorbereitet. Weiter hinten montiert ein Mitarbeiter Bänke in eine komplett vorgefertigte Saunabox.

Kirchturm und Samer Mösl

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Die Unternehmenszentrale von Acutronic in Bubikon/CH errichtete Meiberger aus 1250?m3 BSP (Arch. DI Thomas Flieri, Fieberbrunn) © Toni Niederwieser

Der Loferer Holzbaubetrieb hat sich auf das hochwertige Segment spezialisiert und fährt gut damit. Qualität fordert er aber nicht nur von seinen Mitarbeitern ein, sondern auch von der Branche als Ganzes. „Der Holzbau geht qualitativ immer weiter auseinander“, erkennt er. Es gebe sehr gute Anbieter, aber eben auch andere. Das sei gefährlich, denn „der Holzbau darf seinen guten Ruf keinesfalls verlieren“.
Nach seinen Lieblingsobjekten gefragt, muss Meiberger erst eine Weile nachdenken und überrascht dann mit seiner Antwort: „Der Kirchturm in St. Martin bei Lofer 1996. Da war echtes Zimmermannshandwerk gefragt. Und dann natürlich das erwähnte Samer Mösl, weil wir sechs Jahre dran waren, bis wir es endlich in Holz bauen konnten“, erinnert er sich. Weitere herausragende Projekte sind in den Bildern gezeigt.