Tischlermeister Manfred Temper jun. muss schmunzeln: „Meine Schwester Petra arbeitet an und für sich auch auch in der Werkstatt. Aber sie hat einen kleinen Buben bekommen und ist derzeit anderweitig beschäftigt.“ Denn den Rest der Familie findet man vorzugsweise in der Werkstatt, wo sie das machen, was sie am besten können: Stiegen bauen. Sein Vater Franz hat den Betrieb im niederösterreichischen St. Oswald 1996 gegründet und zum Stiegenbauspezialisten mit acht Mitarbeitern, davon vier Lehrlinge, aufgebaut. Weit über 100 Stiegen verlassen jährlich die Werkstatt. Oft sind sie von der schwierigen Sorte. Mit schier unmöglichen Raumsituationen, Wendelungen und geschweiften Stufen. Das Ausmessen, Berechnen und Planen übernimmt Manfred. Meist lässt er es sich nicht nehmen, dann auch selbst auf Montage mitzufahren. Sein Bruder Erwin ist in der Werkstatt für alles Dreidimensionale zuständig – er erledigt die Fräsarbeiten auf der fünfachsigen CNC. Alles, was man nicht mit Computern herstellen kann, fertigt mit Vorliebe der Vater in höchster handwerklicher Meisterschaft. Aber wenn es um die Sprossen geht, rufen alle Drei nach der Mama – sie erledigt die Drechselarbeit. „Es ist für uns einfacher“, erklärt Manfred die hohe Fertigungstiefe, „wenn wir mal eine Sprosse verschneiden, ist das kein Beinbruch – wir holen einfach die Mama.“ Und wenn ein Kunde einen alten Sessel als Vorlage für die Sprossen seiner Treppe anbringt, sei das auch kein Problem, lacht er: „Dann drechselt sie Freihand nach dem Muster eine Sprosse für die Kopierbank.“