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Florian Tscherne, Holzforschung Austria – „Optik und Haptik verändern sich, dass muss den Kunden bewusst sein.“ © Birgit Koller

Aufklärung bewahrt vor Ärger

Ein Artikel von Birgit Koller | 20.09.2013 - 14:08
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Florian Tscherne, Holzforschung Austria – „Optik und Haptik verändern sich, dass muss den Kunden bewusst sein.“ © Birgit Koller

Folgendes Szenario: Familie Mustermann hat gerade den Bau ihres Eigenheimes abgeschlossen. Gemeinsam mit den zwei Kindern geht man an die Gartengestaltung – eine Terrasse aus Holz muss her, denn die vermittelt modernes und behagliches Wohngefühl. Familie Mustermann entscheidet sich für rötliche Douglasie, geriffelte Fladerbretter mit kernzugewandter Seite. Diese seien billiger als Rift- oder Halbriftbretter, klärt sie der Kundenberater im Gartenplanungsbüro auf. Nach zwei Tagen ist die neue Terrasse montiert. Die Bodenverleger hatten Glück, den Rest der Woche schüttet es an den Nachmittagen. Als gegen Wochenende endlich wieder die Sonne am Himmel erstrahlt, will Familie Mustermann die neue Terrasse einweihen. Dabei rutscht der Sohnemann am noch nassen Holzboden aus und bricht sich das Bein. Nur wenige Wochen später zieht sich die Tochter barfuß einen großen Schiefer ein. Erster Ärger macht sich breit. Ein Jahr später der nächste Schock: Die Bretter sind grau, verzogen und bilden an einigen Ecken regelrechte Stolperfallen …
Über ähnliche Vorfälle berichtete die Holzforschung Austria, Wien, am 17. September im Rahmen eines Terrassenseminars in Perchtoldsdorf. Dabei standen – neben der aktuellen Wissenslage – die neuesten Erkenntnisse aus einem breit angelegten Forschungsprojekt im Vordergrund. Mehr als drei Jahre wurden Materialien (Holz, modifiziertes Holz und WPC), Oberflächenbehandlungen sowie Befestigungsarten und -systeme auf einer 300 m² großen Forschungsfläche in Tulln untersucht.

Gehen Sie auf Nummer sicher

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Claudia Koch, Holzforschung Austria – „Der konstruktive Holzschutz ist das A und O bei der Planung.“ © Birgit Koller

Die mehr als 160 Seminarteilnehmer staunten nicht schlecht, taten sich durch die technischen Vorträgen doch so einige Paradigmenwechsel auf. „Wir konnten auf unserem Forschungsfeld wichtige Erfahrungen sammeln, die in Ihren zukünftigen Kundengesprächen berücksichtigt werden müssen. Nur so können Sie sich als Auftragsabwickler spätere Reklamationen ersparen“, betonte Florian Tscherne, der in seinem Vortrag die natürlichen Veränderungen der unterschiedlichen Holzarten erläuterte. Seine Empfehlungen: Behandeltes oder gebürstetes Holz sowie die Wahl von Fladerbrettern mit kernabgewandter Seite verringern eine Riss- und Schieferbildung. „Die Verwendung von Rift- und Halbriftbrettern zeigte eine noch deutlichere Verbesserung hinsichtlich der Schiefereigenschaften“, weiß Tscherne. Die Herstellung einer solchen Sortierung sei allerdings teurer und mit dem Kunden immer schriftlich zu vereinbaren. In puncto Rutschverhalten haben Feldversuche gezeigt, dass – entgegen der verbreiteten Annahme – glatte Oberflächen im Vergleich zu geriffelten Brettern einen höheren Gleitreibungskoeffizienten besitzen und somit weniger rutschig sind. Konstruktiv auf Nummer sicher geht man laut Claudia Koch, wenn man die in der Broschüre „Terrassenbeläge aus Holz“ angeführten Maßnahmen einhält:
    Wasserabführende Ausbildung der Konstruktion zur Vermeidung von stehendem WasserMinimierung der Holz-auf-Holz-KontaktflächenMindestgefälle der wasserführenden Fläche von 2 % bei Lattenrosten auf flächigem UntergrundAbdecken statisch tragender und gleichzeitig nur schwer austauschbarer Bauteile, wie zum Beispiel tragender UnterkonstruktionshölzerVermeidung von Bodenkontakt (mittels Kiesuntergrund oder einer Aufbauhöhe von mindestens 15 cm (macht Durchlüftung möglich)Reduzierung von kappillarer Wasseraufnahme über das HirnholzAbrundung aller Kanten in einem Radius von mindestens 2,5 mm, wenn eine Beschichtung vorgesehen ist.