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EWD-Reduzierkreissägenanlage im Holzwerk Braun © Martina Nöstler

Gut Ding braucht Weile

Ein Artikel von Martina Nöstler | 16.12.2013 - 11:44
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Ein starkes Team rund um Marius, Josef Hermann und Mathilde (2. Reihe, von re.) sowie Julian Braun (1. Reihe, 2. v. re.) © Braun Holzwerk

Fast zwei Jahre vergingen nach dem Großbrand – verursacht durch einen Blitzschlag – im Juli 2006, bis sich Josef Hermann Braun, Inhaber von Braun Holzwerk, Ühlingen-Birkendorf/DE, zum Wiederaufbau entschloss. Denn eines stand für den Säger fest: Die Investition muss wohlüberlegt sein – sowohl hinsichtlich der Technik als auch der Dimensionen von Rund- und Schnittholz. Gemeinsam mit seiner Gattin Mathilde und seinen beiden Söhnen Marius und Julian wurde lange nach einer geeigneten Lösung gesucht. Braun besuchte viele Werke in Mitteleuropa, um die eingesetzten Technologien in Augenschein zu nehmen. „Wir sitzen in einem Gebiet mit viel Starkholz“, erklärt Braun. „Eine Blockbandsäge hat nicht zu unserem Markt gepasst und war uns hinsichtlich des Werkzeuges eher zu aufwändig. Gatter wollte ich aufgrund des starren Einschnittes keines mehr. Eine klassische Profilieranlage wiederum wäre für unsere Verhältnisse viel zu groß geworden.“ Bei EWD, Altötting/DE, wurde Braun schließlich fündig. Braun entschloss sich für eine Reduzierkreissägenlinie in Kombination mit einem Besäumer.

Flexibilität ist Trumpf

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Gemischter Betrieb: Das Rundholz kommt von rechts auf die Zuführung, links die Model aus dem Rundlauf © Martina Nöstler

Mit der Reduzierkreissägenanlage hat Braun ins Schwarze getroffen: „Wir sind absolut flexibel, fahren gemischt sämtliche Durchmesser bis 70 cm Hüllkreis. Durch den Rundlauf können wir unser Holz perfekt aufarbeiten.“ Das Motto von Braun Holzwerk lautet: „Schneller auf Aufträge reagieren als ein Großbetrieb, aber mit hoher Qualität produzieren und flexibel sein wie ein Kleinsägewerk.“ Das durchdachte Konzept und der wohlüberlegte Wiederaufbau waren für die Redaktion des Holzkurier Gründe, das Braun Holzwerk zum Sägewerk des Jahres 2014 zu wählen.
Mit dem Wort „Apothekerladungen“ umschreibt Braun seinen Einschnitt beziehungsweise die Losgrößen. „Nur wenige Stück von einer Dimension – und das binnen kurzer Zeit – das ist unsere Stärke“, bekräftigt der Säger. 250 bis 350 fm pro Tag lautet die Zieleinschnittmenge. Geschnitten wird im Einschichtbetrieb. „Wir produzieren mit der Anlage seit August 2011, also seit rund zweieinhalb Jahren. Aufgrund der Technik und den vielen Möglichkeiten, die wir jetzt haben, sind unsere Potenziale noch nicht ausgereizt.“ Einer der Gründe dafür ist eine komplett neue Mannschaft. Zwischen dem Brand und dem Neustart betrieb Braun gemeinsam mit Gattin Mathilde und Sohn Marius einen Holzhandel. Damit konnte auch der Kundenstock erhalten bleiben. „2010 erreichten wir mit dem Handel den gleichen Umsatz wie 2005 mit dem Sägewerk. Da muss man über einen Wiederaufbau gründlich nachdenken.“
Nicht nur die Technik wurde im Braun Holzwerk überdacht, sondern auch der interne Produktionsablauf. Da der 4 ha große Standort in dem relativ engen Tal aber begrenzt ist, wurde die Sägehalle wieder am selben Platz errichtet. „Wir haben einen durchgehenden Holzfluss: beginnend mit dem Rundholzplatz, dann die Säge mit Sortierwerk und zuletzt die Verladung neben dem Bürogebäude“, beschreibt Braun.

Allesabnehmer, Alleskönner

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EWD-Reduzierkreissägenanlage im Holzwerk Braun © Martina Nöstler

Mit der Reduzierkreissäge ist Braun in der Lage, dem Forst sämtliche Rundholzdimensionen abnehmen zu können. Die Durchmesser, welche zum Einschnitt gelangen, gibt Braun mit 20 bis 70 cm an. Der Durchschnitt liegt bei 35 cm. „Im Schwarzwald gibt es viele Altbestände, vor allem Tanne. Entsprechend stark ist das Rundholz. Das war einer der Gründe für die schwere DWK-Reduzierkreissägenanlage“, informiert Braun. Geringere sowie stärkere Hölzer verkauft er selber weiter oder lässt sie in Lohnarbeit auftrennen. Der Rundholzplatz, der damals vom Brand nicht betroffen war, bewältigt Langholz bis 22 m. „Damit können wir die Sortimente auftragsbezogen ausformen.“ Zum Einschnitt gelangen Hölzer von 3 bis 7 m.
Die Stämme werden gemischt auf den Quertransport vor der EWD-Anlage aufgegeben. Sie passieren zuerst eine 3D-Vermessung von Sprecher Automation, Linz. Entsprechend dem Messergebnis und den hinterlegten Aufträgen stellt sich die Anlage automatisch ein. Zwei Spanerscheiben fräsen plane Flächen, im Anschluss folgt die Doppelwellenkreissäge. Ist das Holz besonders stark, sorgen Begrenzungsfräser vor dem Kreissägeaggregat dafür, dass es keine Kollisionen gibt. Bis zu drei variable Seitenbretter je Seite lassen sich in einem Durchgang erzeugen. Diese werden automatisch dem Combimes-Besäumer, ebenfalls geliefert von EWD, zugeführt. Die Model gehen erneut in den Rundlauf. „Wir scannen zur Kontrolle auch die Model erneut“, verweist Braun beim Werksrundgang. Mit der Reduzierkreissägenlinie ist ein bis zu siebenstielig variabler und asymmetrischer Einschnitt möglich.
Seiten- und Hauptware gelangen auf zwei Decks zum Sortierwerk. Dieses kaufte Braun im Sauerland als Gebrauchtanlage zu. 43 Boxen stehen für die Sortierung zur Verfügung. Aufgrund der Dimensionsvielfalt müssten es eigentlich mehr sein. „Aber durch die Platzverhältnisse muss man auch Kompromisse eingehen“, erklärt Braun. Beim Aufbau griff man bei der Elektrik und der Steuerung auf Elektro Fischer, Bärnau/DE, sowie bei der Mechanisierung und Montage auf die Unternehmen Riha, Sedlicka/CZ, und WDT, Kindberg, zurück.
Nach der Paketierung geht es nach Möglichkeit gleich ab auf den Lkw und dann zum Kunden. Auf Wunsch führt Braun noch eine Imprägnierung oder die IPPC-Behandlung durch.

Starke Familienbande

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Manipulationstisch vor dem Combimes-Besäumer mit Ausschleusung, Kappung und Vermessung von oben © Martina Nöstler

Josef Hermann Braun ist für den Rundholzeinkauf und die Produktion verantwortlich. Er ist auch beim VSH sowie in der Schule Göppingen sehr engagiert. Mathilde Braun managt das Büro und Marius Braun verantwortet den Verkauf und das Marketing. Sohn Julian besucht derzeit – nach einer Technikerlehre bei EWD – das Holztechnikum Kuchl.
„Für die Nachfolge ist also gesorgt. Das war einer der Gründe für den Wiederaufbau unserer Produktion“, erklärt Josef Hermann Braun. Er sieht sich mit der Unterstützung in der Familie und seinem flexiblen Sägewerk für die Zukunft gut gerüstet. „Wir möchten gesund wachsen. Große Mengen sind nicht unser Ziel“, verdeutlicht der Säger abschließend.

Braun Holzwerk

Gegründet: 1928 von Josef Braun
Standort: Ühlingen-Birkendorf/DE
Geschäftsführer: Josef Hermann Braun und Marius Braun
Mitarbeiter: 12
Produkte: sämtliche Schnittholzdimensionen für die weiterverarbeitende Industrie, Verpackungsware
Einschnitt: 50.000 fm/J
Export: 60 % (IT, CH, FR, Benelux, GB)