Kaindl Österreich wird vom Holzkurier als Holzindustrie des Jahres 2015 ausgezeichnet. Die Redaktion würdigt damit ein Familienunternehmen, welches sich in sechs Jahrzehnten vom mittelständischen Sägewerk zu einem Global Player entwickelt hat. Seit jeher witterte das Unternehmen Marktentwicklungen wie kaum ein anderer. Bereits 1959 begann die Produktion von Spanplatten. Acht Jahre später wurde die erste beschichtete Platte ausgeliefert. Lange vor Öffnung des Eisernen Vorhangs gelang Kaindl der Sprung in den Osten.
Heute betreibt die Familie Kaindl „circa 30 Standorte in der Holzwerkstoff-Industrie“. Was die Familien- und Unternehmensstruktur angeht, gibt es kaum Angaben. Konkrete Antworten bekamen wir beim Besuch in Salzburg nur zu Kaindl Österreich. So viel vorweg: Alleine dieser Betrieb hat sich die Auszeichnung verdient. Immerhin befinden wir uns bei einem der größten und innovativsten Holzverarbeiter des Landes.
Heute betreibt die Familie Kaindl „circa 30 Standorte in der Holzwerkstoff-Industrie“. Was die Familien- und Unternehmensstruktur angeht, gibt es kaum Angaben. Konkrete Antworten bekamen wir beim Besuch in Salzburg nur zu Kaindl Österreich. So viel vorweg: Alleine dieser Betrieb hat sich die Auszeichnung verdient. Immerhin befinden wir uns bei einem der größten und innovativsten Holzverarbeiter des Landes.
Starkes Bekenntnis zu Salzburg
Doris Buchmesser ist Geschäftsführerin von Kaindl Salzburg, Thomas Winter ist Verkaufsleiter für Österreich und Südosteuropa © Hannes Plackner
Der Standort ist untypisch für eine Industrie, welche in der Regel geringe Grundstücks- und Personalkosten erfordert. Rundholzpreise, die in Salzburg deutlich über dem Weltmarktniveau liegen, erschweren die Sache. Vor allem, weil praktisch alles (94 %) exportiert wird. Damit trotzdem gewinnbringend gearbeitet werden kann, setzt Geschäftsführerin Doris Buchmesser auf eine möglichst hohe Wertschöpfungstiefe: „Unbearbeitete Rohplatten verkaufen wir in Salzburg quasi keine.“ Im Gegenteil: Kaindl Österreich versucht, die technischen Möglichkeiten bei Holzwerkstoffen voranzutreiben.
Synchronpore, Farbentrends
Edle Böden, schicke Oberflächen, perfekte Möbel: Im Floor House zeigt Kaindl, was mit seinen Produkten alles möglich ist © Hannes Plackner
Dafür müssen Reliefplatte und Dekorpapier zehntelmillimetergenau aufeinanderpassen. Kaindl hat diese Herausforderung im Industriebetrieb erfolgreich eingeführt. Nun wird diese Methode immer offensiver umgesetzt.
Die Grenzen verschwimmen
Im Floor House zeigt Thomas Winter, Verkaufsleiter für Österreich und Südosteuropa, beispielsweise Laminatböden, welche die charakteristischen Bandsägeschnitte imitieren. Ein paar Meter weiter steht ein Fußbodenmuster, welches „lebhafte Eiche“ darstellt. Auf die MDF-Platte wurde dafür ein Digitalbild von Eiche mit ausgefüllten Rissen gepresst. Die schwarze Reparaturmasse (die in Realität ebenso wenig vorhanden ist wie die Eiche rundherum) lässt sich sogar mit den Fingern ertasten. Ohne Zweifel: Die Grenzen zwischen künstlicher und natürlicher Holzoberfläche verschwimmen. „Nur wenn man das schafft, kann man auch einen Laminatboden im höherpreisigen Segment verkaufen“, erklärt Vertriebsexperte Winter beim Rundgang.(Kein) Blick in die Produktentwicklung
Kleßheim ist nicht nur Produktionsstandort. In den Labors tüfteln drei Dekorentwickler an den Trends der Zukunft. Jetzt ist eine heiße Zeit, denn Kaindl wird im Januar seine neue Boards-Kollektion vorstellen, welche dann vier Jahre lang die Nachfrage der Möbelindustrie inspirieren soll. Fußböden haben einen Kollektionszyklus von drei Jahren. Doch weil sich Trends immer schneller ändern, schiebt Kaindl eine jährliche Trendkollektion dazwischen. „Wir nähern uns in Minischritten den Kollektionszyklen der Modebranche an“, sagt Buchmesser. Blick in die neue Kollektion ist noch keiner erlaubt. Ein Schwerpunkt lässt sich aber mit fünf Buchstaben definieren: Eiche! Egal, ob holzfurnierte Platten oder beschichtete Möbelplatten: „Eichendesigns in unterschiedlichen Ausprägungen belegen sämtliche Topränge im Produktionsprogramm“, unterstreicht Winter. Die Dekore werden vom Design her wieder etwas ruhiger. Zudem geht der Trend zu heimischen Holzarten. Diese können dann farblich stark verändert sein (Eiche grau) oder – thermisch behandelt – Mokkatöne aufweisen.Furnier, Laminat und Dekor aus einer Hand
Kaindl ist nach eigenen Angaben das einzige Unternehmen, welches furnierte Platten, Laminatfußböden und Dekorspanplatten selbst herstellt. Das erleichtere die Trenderkennung, weil die furnierte Platte immer einen Schritt vor der Dekorplatte sei. Und noch eine Möglichkeit nimmt Kaindl wahr, um die Kundenreaktion abzuschätzen: Im Floor House werden immer wieder innovative Dekore neben bewährten angeboten. An der Kundenreaktion merkt das Vertriebsteam, welche Designs zu welchen Preisen gut ankommen sollten. Wer sich für die kommenden Fußbodentrends interessiert, sollte daher vielleicht einmal die Autobahnabfahrt Salzburg Kleßheim benutzen und mit offenen Augen das Kaindl Floor House besuchen.Innovation als Antwort auf Kostenfalle
Edle Eichenfußböden und bunte Möbeldekore zieren die hochwertigen Unternehmensbroschüren. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei Kaindl in Salzburg um einen durchoptimierten Industriebetrieb handelt. In Kleßheim sind 520 Mitarbeiter beschäftigt, in Lungötz 250. 24 Lehrlinge werden gegenwärtig ausgebildet. Der Umsatz betrug im Vorjahr 427 Mio. € und sollte heuer auf einem ähnlichen Niveau zu liegen kommen. Seinen Anteil am Laminatfußboden-Weltmarkt schätzt Kaindl auf 8 bis 10 %. In Europa sind es rund 15 %. Kaum eine andere Industrie mit Produktion in Salzburg hat eine ähnliche Weltmarktbedeutung wie Kaindl. „Rohstoff, Arbeit und Steuern bedeuten massive Kostennachteile für uns“, sagt die Geschäftsführerin. Trotzdem ist der Standort Kleßheim unter den Werken der Kaindl-Familie hocheffizient und es wird kräftig investiert. Man fokussiert sich auf permanente Optimierung und hochwertige Ware. „Innovation, Innovation und nochmals Innovation ist der einzige Ausweg aus der Kostenfalle“, sagt Doris Buchmesser. Das spiegelt auch die Produktion wider. Die Anteile von Roh-MDF-Platten oder weißen Korpusplatten seien „minimal“.220 Mio. in Salzburg investiert
Kaindls eigener Bahnshuttle transportiert die Platten von Kleßheim zum Werk Lungötz. Dort werden sie zu Arbeitsplatten, Schichtstoffen und Laminatfußböden veredelt und wieder zurück ins Hauptwerk gebracht. Der tägliche Cargoshuttle spart jährlich 18.000 Lkw-Fahrten ein. Das ist nicht das einzige Bekenntnis zur Umwelt. Kaindl Salzburg bezeichnet sich als das „umweltfreundlichste Spanplattenwerk der Welt“, hat Filtersysteme mitentwickelt und als Erster E1-Platten erzeugt. PEFC- und FSC-Zertifikat werden als selbstverständlich erachtet. Eine Zahl drückt das Bekenntnis der Familie Kaindl zu Salzburg eindeutig aus: 220 Mio. €. So viel wurde in den vergangenen zehn Jahren investiert. Erhaltung, Optimierung und Innovation machen diesen Standort zu einem Musterbeispiel in der Holzindustrie.Kaindl Österreich
Geschichte: 1897 Gründung als Sägewerk, 1959 Beginn mit Spanplatten, ab 1983 LaminatfußbodenSalzburger Standorte: Kleßheim (MDF- und Spanplattenwerk mit Oberflächenbeschichtung und Furnierung, Floor House, Floor Factory, Containerterminal Salzburg), Lungötz (Laminatfußböden, Arbeitsplatten), Hüttau (Sägewerk mit 20.000 fm/J Einschnitt)
Geschäftsführer: Doris Buchmesser (Vertrieb und Marketing)
Mitarbeiter: 520 in Kleßheim, 250 in Lungötz
Umsatz: 427 Mio. € (2013)
Produktlinien: Boards (Dekorspanplatten, holzfurnierte Platten), Floors (Laminat-, Holz- und Designböden) E
xportanteil: 94 %
Rundholzverbrauch: 1,5 Mio. fm/J