Die Geschäftsführung hat viel vor (v. li.): Josef Dringel, Michael Pfeifer und Roger Fränkel © Gerd Ebner
Den Kaufvertrag unterzeichnete man Ende Mai, im August kam dann das kartellrechtliche Okay, dass Pfeifer Holz den Standort, rückwirkend mit 1. Januar 2016, übernehmen könne.
Binnen zwei Jahren soll sich der Umsatz von 50 Mio. €/J auf 100 Mio. €/J verdoppeln. Damit stünde der sechste Standort umsatzmäßig auf Augenhöhe mit den Pfeifer-Sägewerken in Imst, Kundl, Unterbernbach, Lauterbach und Uelzen.
Wie gehabt, nur alles industrieller
Mit der Übernahme baut Pfeifer Holz sein Produktportfolio für den modernen Holzbau aus: Ab sofort kann man KVH ebenso anbieten wie mehrschichtige Massivholzplatten bis 8 m. Die BSH-Produktion am Standort wird stillgelegt. „BSH produzieren wir in Imst rationeller“, erläutert Michael Pfeifer. In diesem einen Satz lässt sich festmachen, wie man zu agieren gedenkt: Es wird industriell produziert.„Das Sägewerk schnitt bisher fast nur für den Eigenbedarf, dem reinen Wertschöpfungsgedanken verpflichtet. Künftig fahren wir produktionsoptimiert, werden unseren zweiten Standort in Trhanov beliefern und Schnittholz verkaufen“, formuliert es Pfeifer. In Planzahlen ausgedrückt: Der Einschnitt soll von 300.000 fm/J im ersten Etappenziel auf 600.000 fm/J 2018 verdoppelt werden. „In einem weiteren Schritt sind 800.000 fm/J denkbar“, gibt Pfeifer hohe Ziele vor.
Chanovice liegt in einer waldreichen Region. Im Umkreis von 100 km erhält der Standort Holz „mit sehr guter Dichte und ausgezeichneter Qualität“, schwärmt Pfeifer. „Die Wertausbeute ist hier deutlich höher als an unseren anderen Standorten.“
Über den Kaufpreis wird Stillschweigen bewahrt. Bekannt ist allerdings, dass die Haas-Gruppe an die 100 Mio. € in Chanovice investiert hat. Man darf davon ausgehen, dass 60 % dieser Summe an technischer In-frastruktur vorhanden sind. Kaum quantifizieren lässt sich der Rohstoffvorteil hinsichtlich Holzpreis, -qualität und -verfügbarkeit.
Industrialisierung
Verantwortlich für die Industrialisierung faktisch aller Produktionen in Chanovice sind nun die beiden Geschäftsführer:- Josef Dringel verfügt über vier Jahre „Chanovice“-Erfahrung.Roger Fränkel ist seit zehn Jahren in Pfeifer-Führungspositionen tätig.
„Dringel stellte in den vergangenen Jahren schon einige Stellschrauben in Chanovice richtig – ich bin froh, ihn weiterhin im Team zu haben“, betont Pfeifer. Mit diesen Verbesserungen sowie der Fertigstellung der Kraft-Wärme-Koppelung (14 MWth und 3,8 MWel) entschloss sich das Tiroler Familienunternehmen vier Jahre nach der Erstprüfung zum endgültigen Erwerb.
Investition 1: Schnittholzsortierung
Die erste Verbesserung wird das Sägewerk sein. „Nach Beseitigung des Flaschenhalses Schnittholzsortierung werden wir die SAB-Profilierlinie 2017 erstmals so richtig fordern“, sagt Fränkel voraus. Die Sägehalle ist eine Holzhalle mit beeindruckenden Dimensionen. Hier laufen vier Sägelinien pa-rallel: zwei Gatter, eine Bandsäge und die SAB-Hauptlinie. Stämme bis 60 cm Mittendurchmesser können geschnitten werden.Das neue Sortierwerk macht eine Hallenverlängerung um 30 m notwendig. Das ist in Chanovice kein Problem – „erst“ 30 ha sind bebaut, 23 ha Flächenreserven sind vorhanden. Starttermin für die neue Sortierung und Stapelung ist im Juli 2017.
Investition 2: Schalungsplattenproduktion
Am neuen Standort wird Pfeifer Holz nun eine ursprünglich in Trhanov vorgesehene Investition in eine Schalungsplattenproduktion umsetzen – in der Halle der bisherigen BSH-Produktion, die man Ende November stilllegte. „Die großzügige Infrastruktur von Haas erlaubt uns den Einbau in eine bestehende Halle“, sagt Fränkel und freut sich.Investition 3: Pelletsproduktion
Luftbild: 30?ha verbaut, 23?ha Flächenreserve - hier werden bald 600.000?fm/J eingeschnitten sowie KVH, Mehrschichtplatten, Pellets und Schalungsplatten produziert © Pfeifer Holz
Der bestehende KVH-Produktion bleibt in den kommenden beiden Jahren mit 50.000 m3/J unverändert.
Chanovice verfügt über eine voll laufende Dreischichtplatten-Produktion. Hier will die Geschäftsleitung vorerst nur „kleinere Sachen optimieren“.
Rebranding, dann Integration
Am 1. April 2017 wird man vertriebsmäßig voll in die Pfeifer-Gruppe integriert. Die gesamte Fakturierung läuft dann über Pfeifer Timber. Vor Ort bleibt der Vertrieb für den Binnenmarkt. Tschechien ist schon jetzt der drittwichtigste Markt für den Standort – dieser Absatz soll weiter ausgebaut werden.In den kommenden Jahren wird in Chanovice laut Pfeifer „noch viel passieren“. Als Vision sieht er einen voll integrierten Standort mit 100 % Restholzverwendung – also gar nicht so unähnlich dem, was der Vorbesitzer vorhatte.
Chanovice
Mitarbeiter: 350 (wird ausgebaut)Fläche: 30 ha bebaut (23 ha gewidmete Reserve)
Einschnitt: 300.000 fm (2016); knapp 600.000 fm (Plan 2018)
Stammlängen: 4 bis 6 m
Stammdurchmesser: 26 cm (Media)
KVH: 50.000 m3/J (2016)
Massivholzplatten: 1 Mio. m2/J (2016)
Betonschalungsplatten: 1 Mio. m2/J (ab Mitte 2017)
Pellets: 30.000 t/J (Plan: 90.000 t/J)
Umsatz Chanovice: 50 Mio. € (2016); 100 Mio. € (2018)
Umsatz Pfeifer Group: 630 Mio. € (2016)