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Tschopp Holzindustrie: Ein 60 m hoher Pelletssilo in Form einer römischen Säule war nur eine von vielen Investitionen in den vergangenen Jahren © Tschopp

Holzindustrie des Jahres 2018

Ausgeklügelte Rohstoffausbeute

Ein Artikel von Günther Jauk | 27.12.2017 - 08:10
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Die Brüder Daniel und Ronald Tschopp  (v. li.) führen das Unternehmen in dritter Generation © Günther Jauk

Die Rundholzausbeute liegt bekanntlich weit unter den gewünschten 100 %. Trotzdem gibt es Betriebe, die es schaffen, den Rohstoff Holz vollständig und ökonomisch sinnvoll zu verwerten. Besonders findig ist in dieser Hinsicht das Schweizer Familienunternehmen Holzindustrie Tschopp, Buttisholz. Genau betrachtet, nutzen die Eidgenossen die gelieferten Stämme sogar zu mehr als 100 %.
Als Rohmaterial dient Tschopp Schweizer Rundholz. Der Jahreseinschnitt liegt im Dreischichtbetrieb bei 100.000 fm, woraus die Eidgenossen 1,4 Mio. m2/J Schalungsplatten fertigen. Der Großteil der Produktion gelangt in den Heimmarkt, woran Tschopp einen Anteil von rund einem Drittel hält.

Qualität hat Vorrang

Als wichtigstes Produktionskriterium nennt Geschäftsführer Ronald Tschopp die Qualität: „Unsere Platte ist das Premiumprodukt. Das spiegelt sich in der Langlebigkeit unserer Elemente und vor allem in ausgehärteten Sichtbetonflächen wider.“ Verantwortlich dafür ist eine glatte Melaminharzbeschichtung, welche obendrein für den nötigen Feuchtigkeitsaustausch sorgt. Zudem verfügen „Buttholz“-Schalungselemente über eine vierseitige Kantenversiegelung. Diese verhindert die Haftung von Betonrückständen, erleichtert die Reinigung und erhöht die Lebensdauer der Platte.
Um diesen Qualitätsstandard langfristig halten zu können, investiert Tschopp laufend in die Produktion. Neuestes Großprojekt in der Plattenfertigung ist eine vollautomatische Flickstation.
Hinsichtlich der Details hält sich Tschopp allerdings bedeckt: „Das ist eine absolute Hightech-Lösung, die wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Ausrüstern entwickelten.“

Größter Schweizer Pelletsproduzent

Zweites wichtiges Produkt bei Tschopp sind Holzpellets. Mit einer Produktionskapazität von 90.000 t/J ist das Unternehmen mit Abstand der größte eidgenössische Hersteller der Presslinge. Die Hälfte des Rohmaterials bezieht das Unternehmen aus dem eigenen Sägewerk, der Rest stammt aus umliegenden Betrieben. Für die Lagerung und Aufbereitung zugekaufter Sägespäne und Hackschnitzel errichtete Tschopp in den vergangenen Jahren eine Ablage- und Lagerstation sowie einen Swiss-Combi-Bandtrockner. Letzterer wurde so ausgelegt, dass durch eine spätere Verlängerung die Kapazität verdoppelt werden kann, ohne dabei Antriebs- und Förderelemente zu erneuern.
Die markanteste Investition von Tschopp ist sicherlich ein 60 m hoher und 7000 t fassender Pelletssilo in Form einer römischen Säule. Die Höhe verdankt der Turm den beengten Platzverhältnissen am Standort. Für das außergewöhnliche Design ist der Schweizer Heimatschutz verantwortlich. Dieser sah durch den Turmbau zu Buttisholz das Ortsbild in Gefahr und forderte eine sich in die Landschaft einschmiegende Lösung. In einem Gestaltungswettbewerb wurde die „römische Säule“ ausgewählt. Die nadelstreifähnliche Optik lässt den Turm schlanker erscheinen, als er ist (s. Holzkurier Heft 37/14, S. 29).

Wärme und Strom

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Das von Tschopp ebenfalls neu errichtete Kraftwerk mit 8,5 MW thermischer Leistung © Günther Jauk

Verbleibendes Material, das Tschopp weder in der Plattenfertigung noch Pelletsherstellung verwerten kann, gelangt in die ebenfalls neu errichtete Heizkraftanlage von Agroforst. Diese liefert 8,5 MW thermische und 1,3 MW elektrische Leistung. Der Strom gelangt in das öffentliche Netz, mit der Wärme werden der Bandtrockner, Produktionshallen und das Bürogebäude beheizt.
Damit hat Tschopp 100 % des eingesetzten Rundholzes zu Platten, Pellets, Strom und Wärme verarbeitet. Wie eingangs erwähnt, ist es den Schweizern aber gelungen, den wertvollen Rohstoff zu mehr als 100 % zu verwerten. Möglich wird dies durch Recycling. Kunden aus dem Baubereich können ausrangierte Schalungselemente und andere Holzabfälle bei Tschopp anliefern – der speziell für Baustellenholz, Schalungsplatten, Kanthölzer und Paletten ausgelegte Kessel verwertet diese zu Strom und Wärme.

Der Masterplan

Nach diesem Schwall an Investitionen in den Platten- und Energiebereich richtet Tschopp seinen Fokus jetzt auf das Sägewerk. Dieses stößt mit maximal 100.000 fm/J immer mehr an seine Grenzen. „Optimal wäre ein Sägewerk, das im Einschichtbetrieb das Plattenwerk bedient. Mit den übrigen Kapazitäten könnten wir dann ein weiteres Leimholzprodukt in unser Sortiment aufnehmen“, blickt Tschopp in die Zukunft, betont aber, dass sich dieses Projekt erst in der Planungsphase befinde und noch keinerlei Entscheidungen getroffen wurden. Man darf als gespannt sein, welchen Lösungsweg die Schweizer einschlagen.