Egal, ob Sessel, Eisenbahnschwelle oder BSP-Haus. Für Holzprodukte gilt – mal abgesehen von Erdmöbeln – was auch bei fast allen anderen Gütern der Fall ist: Früher oder später landen sie im Abfall. Noch vor 30 Jahren endete hier – im Sperrmüll – der Produktlebenszyklus von Holz. Entweder wurde Altholz deponiert oder unter fragwürdigen Umweltstandards thermisch verwertet.
Heute ist das anders. Aus einem Abfallstoff entwickelte sich ein Anfallstoff, den man österreichweit sammelt, sortiert, aufbereitet und größtenteils stofflich verwertet. Mittlerweile beträgt das jährliche Aufkommen über 800.000 t, wobei kommunale Sammelstellen, Bau- und Abbruchholz sowie Verpackungsholz zu den wichtigsten Quellen zählen. Rund drei Viertel des gesammelten Materials gelangen nach sorgfältiger Aufbereitung in die Spanplattenindustrie. Altholz, das nicht mehr stofflich verwertet werden kann – in der Regel sind dies kontaminierte Hölzer, wie etwa Eisenbahnschwellen oder zu kurzfasriges Material –, wird hingegen in zertifizierten Spezialöfen thermisch verwertet.
Österreichische Spanplatten bestehen bis zu 50 % aus recyceltem Holz. Altholz ist für die Industrie damit zum unverzichtbaren Rohstoff geworden.
Wichtiger Rohstoff
Maßgeblich an dieser Erfolgsgeschichte beteiligt ist der Salzburger Anton Pölzleitner. Anfang der 1990er-Jahre war er einer der Ersten, die sich mit dem Holz-Recycling-Kreislauf beschäftigten – mittlerweile liegt der Marktanteil seiner beiden Unternehmen Pölzleitner Holz, Abtenau, und HolzRec, Herzogenburg, bei über 25 %. Mit 30 eigenen Lkw sammelt Pölzleitner das Altholz vornehmlich von Kommunen in Niederösterreich, Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark. Darüber hinaus stehen HolzRec-Altholzcontainer auf sämtlichen Mistplätzen der Wiener MA48.
Täglich erreichen so rund 150 Lkw-Ladungen einen der beiden Aufbereitungsplätze in Abtenau oder Herzogenburg. In einem ersten Schritt werden dort große Nicht-Holz-Stoffe, wie etwa Polstermöbel, sowie nicht stofflich verwertbare Elemente aussortiert. Danach geht das Restholz in einen langsam laufenden Einwellenzerkleinerer von Komptech. „Durch die langsame Bewegung ist das Zerkleinern verhältnismäßig leise. Zudem entsteht dadurch kaum Staub“, informiert Pölzleitner beim Besuch des Holzkurier.
Nach dem Zerkleinern wird das Hackgut gesiebt und von Eisen und Aluminium befreit. Dieser Rohstoff für die Spanplattenindustrie wird in den Werken nochmals aufbereitet und von Kunststoffen und mineralischen Störstoffen gereinigt. Mittlerweile liegt der Anteil an recyceltem Holz in österreichischen Spanplatten bei bis zu 50 %. „Durch diese Wiederverwertung hat sich für die Industrie eine wichtige zusätzliche Rohstoffquelle aufgetan. Zudem wird das von den Bäumen aufgefangene CO2 um ein Vielfaches länger gebunden“, berichtet Pölzleitner.
Chance für den Holzbau
Auf europäischer Ebene ist Österreich in puncto Restholzaufbereitung führend. Die von der EU geplante Holz-Recycling-Quote hat man laut Pölzleitner beinahe erreicht. Nichtsdestotrotz sieht der Restholzexperte auch in Österreich noch großes Potenzial: „Gerade bei Massivholzbauten sollten sich Hersteller bereits bei der Planung überlegen, was am Ende mit den Häusern geschieht. Vernünftige Konzepte würden die Gesamtkosten deutlich senken und damit das Bauen mit Holz noch attraktiver machen.“