Faigle Industrieplast

Neue Wege mit innovativen Partnern

Ein Artikel von Günther Jauk | 05.02.2019 - 09:42

Mit dem Schwerpunkt „Alles außer Fichte“ hat der Holzkurier eine Tür aufgestoßen, die es erlaubt, den Fokus auf andere, weniger populäre Holzarten zu richten. Zudem bietet das Thema eine gute Gelegenheit, sich in anderen Industrien umzusehen und Lösungen, die ebenso in der Holz verarbeitenden Industrie funktionieren können, vorzustellen.

Kunststoffe für die Industrie

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Kunststoffprofile, wie diese, sind für die neue Hobelanlage kein Problem © Günther Jauk

Eine Halle mit zehn gelernten Tischlern, einer Oberfräse, einer Platten-Zuschnittanlage sowie einer Hobelmaschine klingt für den Holzkurier-Leser vertraut. In diesem Fall ist aber nicht von einem Holz, sondern Kunststoff verarbeitenden Unternehmen die Rede.

Der Vorarlberger Betrieb Faigle Industrieplast hat sich auf die Produktion und vor allem Bearbeitung von Thermoplasten für die Industrie spezialisiert. Zu den Hauptprodukten zählen Rollen und Profile, wie sie beispielsweise bei Schienenfahrzeugen, Fahrtreppen oder in der Lebensmittelproduktion zum Einsatz kommen. Mit Niederlassungen in Österreich, China und der Schweiz beschäftigt das Unternehmen rund 400 Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt bei 75. Mio. €.

Hobeln und formatieren

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Zufriedene Projektpartner: Manfred Bechter (li.) von Faigle und Thomas Malin von Oertli © Günther Jauk

An einem der beiden Standorte in Hard am Bodensee bearbeitet Faigle flächige und stabförmige Kunststoffe – 450 t Material oder 1000 unterschiedliche Dimensionen werden dort vier Mal im Jahr umgeschlagen. Bis vor Kurzem erstellte man Längsprofile mithilfe einer Tischfräse und Breitenhobelmaschine. „Das war uns aber zu zeitaufwendig. Zudem waren unsere Möglichkeiten ausgesprochen begrenzt, weshalb wir uns auf die Suche nach einer passenden Hobelanlage machten“, berichtet Werksleiter Manfred Bechter. Durch Zufall kam Bechter mit Thomas Malin, Anwendungstechniker bei Oertli, auf das Thema zu sprechen – ein Umstand, welcher das Projekt in eine vollkommen neue Richtung lenkte.

Die optimale Anlage

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Mittlerweile hat man bei Faigle Oertli-Werkzeuge für 40 Profile © Günther Jauk

„Leider werden wir in viele neue Projekte erst sehr spät einbezogen. Je früher der Werkzeugausstatter beim Kauf einer neuen Anlage mit am Tisch sitzt, desto besser kann man ein Gesamtkonzept auf die Bedürfnisse des Kunden abstimmen“, berichtet Malin. Bei Faigle etwa entwickelte Oertli aus dem ursprünglichen Standardkonzept mit fünf Wellen eine Anlage mit neun Spindeln. „Dank Oertli haben wir uns nicht nur mit der Gegenwart, sondern auch der Zukunft intensiv auseinandergesetzt“, erzählt Bechter. Gemeint ist damit die Überlegung, welche Produkte der Markt künftig benötigen und wie man sie mithilfe der neuen Hobelanlage am effizientesten herstellen könne.

Und genau darin sieht Malin eine zentrale Stärke seines Unternehmens: „Der tägliche Kontakt mit verschiedenen Unternehmen der Holzverarbeitungsbranche birgt einen großen Reichtum an Lösungsansätzen für die diversen Herausforderungen der Branche. Oertli-Kunden können von diesen Erfahrungen durch rasche, optimierte und bereits erprobte Lösungen profitieren.“

Es zahlt sich aus

Für Faigle bedeutet die Anlage mit neun Spindeln zwar eine massive Mehrinvestition – laut Bechter macht sich dieser finanzielle Zusatzaufwand aber durchaus bezahlt: „Seit der Inbetriebnahme im Juni 2016 können wir auf Kundenanfragen deutlich flexibler reagieren und wesentlich mehr Projekte umsetzen. Einige Aufträge, die uns früher entgangen sind, sind heute kein Problem.“ Aus den ursprünglich zwölf Profilen sind mittlerweile 40 Stück geworden – eine Zahl, die sich in den kommenden Jahren noch weiter erhöhen dürfte.