In den vergangenen Jahren hat sich bei Mosser einiges getan. Mit zahlreichen kleinen, aber auch mehreren großen Investitionen im Säge- und Leimholzwerk brachte sich das niederösterreichische Traditionsunternehmen immer wieder auf den aktuellen Stand der Technik. In puncto Software setzte der Betrieb dabei auf mehrere selbst entwickelte Systeme.
Bereits vor einigen Jahren keimte bei Mosser die Idee, diese Insellösungen durch ein einziges ERP-System vom Rundholzplatz bis zum fertigen Leimholz und der geplanten Abbundanlage abzubilden. Das primäre Ziel dahinter war, die Systemsicherheit maßgeblich zu erhöhen.
Nach reichlicher Überlegung kristallisierte sich dabei Timbertec, Eutin/DE, als bester Partner heraus. „Timbertec ist der einzige ERP-Anbieter, der sich in der Holzindustrie bestens auskennt und auch dementsprechend ein Branchen-ERP, ergänzt um maßgeschneiderte Lösungen, anbietet“, begründet Dominik Guggenberger, der Projektverantwortliche bei Mosser, die Entscheidung.
Im Frühling 2018 erging nach einer intensiven Planungsphase der Auftrag – im darauffolgenden Sommer erstellte das Expertenteam von Mosser in enger Zusammenarbeit mit Timbertec die individuellen Einstellungen und Set-ups. Anfang 2019 folgte die Einführung im Sägewerk, ein Jahr später implementierte man das System im BSH-Schwesterwerk in Randegg.
„Nach der erfolgreichen Umstellung im Sägewerk, konnten wir der Einführung im Leimholzwerk relativ gelassen entgegenblicken. Allerdings waren der Individualisierungscharakter und die Anforderungen an das BSH-Saisongeschäft weitaus größer als im Sägewerk“, erinnert sich Guggenberger.
Erster Streich
Nach der Auftragserteilung startete Timbertec im Mai 2018 mit den Vorbereitungen für die Umstellung. Im November desselben Jahres begann man, wie vorgesehen, den Parallelbetrieb. „Dabei haben wir die Ladungen im alten und neuen System abgewickelt – das heißt, Aufträge erfasst, Pakete importiert, gescannt, Lieferscheine und Rechnungen erstellt und an das Buchhaltungssystem übergeben“, beschreibt Timbertec-Projektverantwortlicher Marcus Wieser die Umstellungsphase.
Dazu wurden im Zuge des Parallelbetriebs bereits neue Aufträge mit Lieferdatum nach dem 1. Januar 2019 im neuen System erfasst. Abschließend stellte Timbertec im „Big Bang“ die Bereiche Verkauf, Lager, Logistik und Produktion zum Jahreswechsel auf einen Schlag um. Ermöglicht wurde dies durch den außergewöhnlichen Einsatz der Mosser-Mitarbeiter, welche den laufenden Betrieb, die Schulungen und den Parallelbetrieb nebeneinander abwickelten.
Zweiter Streich
Seit Jahresbeginn arbeitet auch das Schwesterunternehmen Mosser Leimholz mit demselben Timbertec-ERP-System Ticom auf einer Datenbank. „Nach intensiver Vorbereitung stellten wir das BSH-Werk bereits Mitte Dezember auf Ticom AV um. Der Rest ging mit Jahresanfang ebenfalls im Big Bang live. Enthalten sind die Module vom Einkauf über Lager und Produktion bis hin zu Verkauf, Logistik und Datawarehouse. Alles ging auf einen Schlag live“, betont Wieser, der als besondere Herausforderung die kurzen Durchlaufzeiten für BSH-Kommissionen von der Erfassung bis hin zur Auslieferung nennt: „Mosser versendet seine Aufträge im Durchschnitt innerhalb von drei Tagen nach Produktionsfreigabe. Diese schnelle Lieferzeit wollten wir auch während der ersten Wochen der Inbetriebnahme nicht verlängern. Eine gewaltige Aufgabe, die uns schlussendlich aber gelungen ist.“ Bereits in der Woche der Umstellung wurden 30 Lkw mit Kommissionen über Ticom abgewickelt, alle drei BSH-Anlagen konnten uneingeschränkt produzieren.
Der Ablauf im BSH-Werk orientiert sich an den Standardmodulen des Ticom ERP. Das Fundament bildet hier die Paketplanung (PAO). Diese hat Timbertec exakt auf die Bedürfnisse von Mosser durch Ausprägungen voreingestellt. „Die Planung des Paketes ist der Grundstein des Pressauftrages. Die Lamellenberechnung wurde auf den Produktionsablauf der drei BSH-Linien von Mosser abgestimmt und weitestgehend automatisiert“, erklärt Robert Rother, der Projektverantwortliche für den Teil AV bei Timbertec. Als besondere Highlights nennt er den Einsatz der Paketoptimierung bis zur KZA-Übergabe und die dortige Planung der Ausgabe der Stangen in der Reihenfolge des vorgeplanten Paketes: „Dadurch ist der Arbeitsablauf in der Produktion für die Paketbildung und -verpackung wesentlich effizienter als bei einer reinen Pressenbildung, die nur die Optimierung der Presstakte zum Ziel hat. Nach Erstellung des Produktionsauftrages können das Paket, der Auftrag oder die gesamte Tour einem Lagerplatz zugewiesen werden.“
Die Verwaltung erfolgt im Ticom mit einem für Mosser neu entwickelten Modul, um Ziellagerplätze zu planen und zu verwalten. Das produzierte Paket wird durch das gesamte Werk hindurch auf dieses eingerichtete Lager geführt.
Die von Timbertec neu entwickelte Scannerlösung kommt bei Mosser im Säge- und BSH-Werk zum Einsatz © Timbertec
An dieser Stelle kommt die von Timbertec neu entwickelte Scannerlösung Intrascan zum Einsatz. Diese webbasierte Produktfamilie kann plattformunabhängig auf den Endgeräten eingesetzt werden, was neben klassischen Scannern mit Android-Betriebssystem auch ein iPad oder iPhone sein kann. Onlinerückmeldungen unterstützen den Anwender – die Anbindung erfolgt über das interne WLAN oder über GSM. Die Installation der Endgeräte ist auch über ein APK möglich. „Mit Intrascan werden alle mobilen Prozesse bei Mosser im BSH-Werk und Sägewerk gelöst. Zudem bietet die Neuentwicklung eine Tablet-Lösung für ein Staplerinformationssystem“, informiert Wieser.
Zahlreiche Vorteile
Mithilfe des voll integrierten ERP-Systems kann Mosser über Ticom sämtliche betrieblichen Prozesse abbilden, was laut Timbertec eine erhebliche Effizienzsteigerung einzelner Prozesse bewirkt. „Dazu kommt die Beschleunigung der Abläufe, was wiederum die Durchlaufzeiten von der Auftragserfassung bis zur Auslieferung verkürzt“, betont Wieser.
Als weitere zentrale Erfolgsbausteine nennt Wieser die Erhöhung der Transparenz und ein verbessertes Berichtswesen, das dem gesamten betrieblichen Ablauf zugutekommt – aufgrund der Durchgängigkeit in der Geschäftsprozessunterstützung komme es zu geringeren Fehlern bei der Durchführung einzelner Schritte. Zudem seien alle relevanten Informationen für alle Zugangsberechtigten jederzeit abrufbar.
Guggenberger zeigt sich mit den von Timbertec erbrachten Leistungen durchwegs zufrieden: „Neben den neuen Abläufen und Funktionen konnten auch Funktionalitäten, die wir an unseren alten Systemen schätzen, in die neue Timbertec-Lösung aufgenommen werden. Zudem haben wir jetzt die gewünschte Systemsicherheit und können unser ERP in zahlreiche Richtungen erweitern. Als Nächstes werden wir beispielsweise eine geplante Abbundanlage in das System einbinden.“