Sicko

Am Weg zum Lieferanten für Systemlösungen

Ein Artikel von Leo Pirson | 11.11.2020 - 08:17

Die von Sicko gezeigte Keilzinkenanlage des Typs X-Joint Speed SK30 520 wird in Kürze bei einem Schweizer Fensterkantelhersteller installiert. Die Veranstaltung fand in der Montagehalle des Keilzinkenspezialisten S+K Sicko (ehemals Scharpf und Kögel) in Oberderdingen/DE statt. Dazu zählte ein kurzer Testbetrieb, an die sich kurze Präsentationen der Sicko-Gruppe und auch eines wichtigen Partners, ATB Blank, anschlossen. Viel Raum wurde natürlich den Sicko-Anlagen (Markenzeichen „X“) und den Dienstleistungen gewidmet.

Neben der Maschinenpräsentation stieß die Zusammenführung des Anlagenmechanisierers Sicko, Zaisenhausen/DE, und des Keilzinkenanlagen-Herstellers Scharpf & Kögel unter dem gemeinsamen Sicko-Dach auf großes Interesse der Anwesenden. Diese erfolgte bereits im vergangenen Jahr unter maßgeblicher Beteiligung des Finanzinvestors Finexx aus Stuttgart. Dessen Gründer und Geschäftsführer, Dr. Markus Seiler, erläuterte die Hintergründe des Investments.

Beide mittelständische Betriebe, Scharpf und Kögel sowie Sicko, benötigten aufgrund nicht gesicherter Unternehmensnachfolge Perspektiven beziehungsweise Rückhalt für die Zukunft: Scharpf und Kögel vor allem für eine Übergabe des umfangreichen Technologie-Know-hows, damit es nicht verloren ging. Bei Sicko sorgt der Einstieg von Finexx für die Erweiterung der Produktpalette in einem anspruchsvoller werdenden Marktumfeld, um in die Liga der Komplettanbieter von Systemlösungen aufzusteigen. Geht es doch in der Praxis in die Richtung, dass zunehmend weniger auf Einzelanlagen produziert wird, sondern Maschinen zu Systemen verkettet werden. Hierbei sind oft – gerade bei Kunden aus der mittelständischen Holzindustrie – gute Maschinen vorhanden, die um neue Anlagen ergänzt und zu einem System verkettet werden sollen. Die Herstellung reibungslos funktionierender Schnittstellen ist dabei die größte Herausforderung. Sich dieser Herausforderung stärker als bisher zu stellen, darin sieht Sicko eine Chance und Marktlücke, um großen Komplettanbietern von Anlagen „aus einem Guss“ etwas entgegenzusetzen, denn der Markt, so Seiler, wachse noch. Anders als die Automobilbranche schwächle die weitgehend an den Bau gekoppelte Holzindustrie noch nicht, was aber nicht immer so bleiben werde. Darauf gelte es sich auch vorzubereiten. Sicko soll seinen Worten zufolge auf jeden Fall internationaler werden, zum Beispiel in Nordamerika.

Produktportfolio erweitert

Mit dem Finexx-Einstieg bei Sicko im März 2019 wurde die Grundlage dafür gelegt, dass sich Carlo und Jochen Sicko weiterhin voll dem operativen Geschäft und der Führung der jungen Sicko-Mannschaft widmen. Parallel dazu können sie das Unternehmen strategisch weiterentwickeln, ohne im fortgeschrittenen Alter ein allzu hohes privates Risiko eingehen zu müssen. Mit der Komplettübernahme von Scharpf & Kögel durch Finexx im September 2019 und deren Rückintegration als S+K Sicko in die Sicko-Gruppe wurde das Kern-Produktprogramm Letzterer schon mal um einen wichtigen „Baustein“ erweitert – die Keilzinkentechnologie. Produktion und Montage des Schwesterunternehmens S+K Sicko werden am Standort Oberderdingen – 7 km von Zaisenhausen entfernt – fortgeführt. Karl-Heinz Kögel als einer der beiden Unternehmensgründer und Know-how-Träger steht der Sicko-Gruppe zumindest bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand weiter tatkräftig zur Seite.

Kögel, der sein Keilzinkentechnik-Know-how in 49 Jahren erworben hat, gründete 1981 mit Kurt Scharpf das Unternehmen Scharpf und Kögel als Sondermaschinenbauer. Mit der Eingliederung in die Sicko-Gruppe ist er glücklich, dass ein wichtiger Teil seines Lebenswerks eine Fortführung erfährt. Zu diesem gehört die Entwicklung störungsfrei arbeitender Anlagen, die dauerbetriebsfest und einfach einzustellen sind. Den „schwimmenden Vorschub“ (mit Zangenmechanik) und eine friktionsfreie Keilzinkenpresse hob Kögel als Alleinstellungsmerkmale seiner Keilzinkenanlagen hervor. Sicko stellt mit seiner Erfahrung die Schnittstellenkompatibilität her und steuert so seinen Teil zur Funktionssicherheit bei.

Bei der Automatisierung von Keilzinkenanlagen, aber auch bei weiteren Anlagen im Sicko-Produktprogramm spielen Scanner eine wichtige Rolle. ATB Blank aus Roggenburg/DE stellt seit 1996 Bildverarbeitungssysteme her und hat mittlerweile an die 1000 Systeme bei rund 300 Kunden installiert. Sicko war einer der ersten ATB-Partner beziehungsweise -Kunden und die Kooperation wurde immer weiter fortgesetzt. ATB-Gründer und -Gesellschafter Georg Blank wies in seinem Vortrag auf die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Scannern hin. Und deren Bedeutung wächst, weil der Automationsgrad von Holzindustrieanlagen stetig steigt und die Holzqualität (vor allem bei Nadelholz) tendenziell sinkt.

Unabhängige Fräser

Bei der vorgeführten Anlage X-Joint Speed SK30 520 handelt es sich um eine vollautomatische Anlage mit einer Fräskombination aus zwei unabhängigen Keilzinkenfräsern mit einem Zwischenband (= Variante „Speed“). Dieses dient als Puffer zwischen den Fräsern, sodass diese unabhängig voneinander arbeiten können. Die Anlage ist auf Eingangslängen von 150 bis 1100 mm ausgelegt. Sie hat eine 7,2 m lange Presse, welche die erzeugte Lamelle mit 12 t Druck presst – bis zu 6 Tische pro Minute können gefräst und verpresst werden. Bei der Dimension 25 mal 120 mm (bei der Vorführung setzte man sehr kurze Brettabschnitte ein) befanden sich etwa 20 Lamellen auf einem Frästisch. In 400 Produktionsminuten (eine Schicht abzüglich Rüstzeiten und Zeit für Materialzufuhr) kommen bei 6 Tischen und einer mittleren Länge von 500 mm etwa 26.000 lfm zusammen, wobei die Presse mehr leisten könnte (bis zu 10 Takte). Im Idealfall seien das bei 6 bis 7 m-Stangen 24.000 bis 27.000 lfm pro Schicht, rechnete Sicko-Verkaufsleiter Georg Rammerstorfer vor.

Nach dem Auftrag für das Keilzinkwerk Hunkeler in Altishofen/CH wurde bereits die nächste wichtige Referenz bei einem Südtiroler Massivholzplatten-Produzenten fixiert.

Sicko-Gruppe

Hauptsitz: Zaisenhausen/DE

Gegründet: 1975 von Karl Sicko

Geschäftsführer: Carlo und Jochen Sicko

Produkte: Stapelanlagen, Mechanisierungen, Paketpressen, Keilzinkenanlagen, Vakuumportale mit Flexbox, Mehrfachablängsägen

Unternehmen der Sicko-Gruppe: Sicko, Sicko CNC-Zerspanungstechnik, S+K (vormals Scharpf und Kögel)

Mitarbeiter insgesamt: 60

Umsatz 2019: 8,4 Mio. €