„Wir arbeiten seit 1993 mit Baumgartner zusammen. Das Unternehmen steht für Abnahme von großen Mengen und eine verlässliche Partnerschaft. Baumgartner war einer der ersten Händler in Österreich, der große BSH-Mengen vertrieben hat“, äußert sich Michael Pfeifer, Eigentümer Pfeifer-Group, zum Unternehmen.
Ausverkauft? Nein, er hat es
Die Erfolgsgeschichte begann mit der Firmengründung Mitte der 1980er-Jahre in Mödling. Als es damals in ganz Europa faktisch kein Eichenschnittholz gab, war dieses bei „Holzhandel Baumgartner“ zu bekommen. Dank der besonderen Marktlage war der Fortbestand des jungen Unternehmens damit gesichert.
Eine der weiteren Lieblingserinnerungen Baumgartners ist eine kleine Änderung der Wiener Bauordnung. „Als OSB im Attikabau von heute auf morgen verboten war, besorgten wir uns zu guten Konditionen eine ordentliche Menge Dreischichtplatten.
Das war für zwei, drei Jahre ein Supergeschäft – dann hatten es auch alle Mitbewerber.“
Wir machen meistens etwas für fünf Jahre. Dann ist es vorbei, weil es alle machen.
Wissen, was Kunden morgen brauchen
Zu antizipieren, was die Kunden demnächst benötigen, sei das Erfolgsrezept der Baumgartners. „Das ist aber nur möglich mit den besten Lieferanten. Langjährige Partnerschaften mit Lieferanten sowie Spediteuren haben den Erfolg geebnet“, erklärt Albert Baumgartner. Bei KVH startete man mit dem ersten Produzenten in Österreich: Leitinger in Preding. Ähnlich war es mit OSB (Kaindl) oder BSH (Pfeifer).
„Dazu kommen beste und handverlesene Mitarbeiter, ohne deren Einsatzbereitschaft vieles nicht möglich wäre“, fährt er fort. Der gemeinsame Einsatz aller Familienmitglieder im Betrieb ist natürlich ebenfalls ein großer Erfolgsfaktor.
Bereits drei Söhne arbeiten im Unternehmen mit: Den Verkauf macht maßgeblich Georg. Roman baut die Leimholzproduktion in Sollenau auf. Lukas studiert an der Technischen Universität Wien und unterstützt das Team in Sollenau.
Jahr für Jahr Gewinnvortrag
Der Heimmarkt ist Wien und dessen Umgebung. „Hier leben 2,5 Millionen Menschen, da geht uns die Arbeit nicht aus“, erzählt er. Holzsortimente für Sanierungen und Renovierungen sorgen dafür, dass „meine sechsköpfige Familie immer ein Abendessen hat“, formuliert es Baumgartner.
„Er hat im Unterschied zu fast allen anderen immer Geld verdient“, zollt ein Mitbewerber dem unkonventionellen Großhändler mit Kärntner Wurzeln Respekt. „Er“ ist nicht allein. Seit Anbeginn hat seine Frau Marianne die Finanzen straff in der Hand. Eine Prämisse des Unternehmens ist es, das Geld im Unternehmen zu lassen. Der Gewinnvortrag ist ansehnlich.
Tunlichst wenig Aufwand
Wer mit insgesamt nur 17 Mitarbeitern solche Mengen bewältigt, muss in der Geschäftsabwicklung effizient sein. „Wenn mir ein Kunde schon im Erstgespräch erklärt, was er reklamieren würde, dann lass ich es. Umgekehrt habe ich noch nie bei einem Zulieferer etwas beanstandet – es muss immer für beide Seiten passen.“
Effiziente Abwicklung heißt für die Baumgartners, tunlichst einlesbare Paketzettel oder überhaupt gleich elektronische Datenübermittlung an den Info-Data Holzmanager. Für beides hat man einen Referenzzulieferer, bei dem das klappt: Stora Enso.
Sibirische Lärche Hauptprodukt
Ein Hauptprodukt der Baumgartners ist die Sibirische Lärche, die an die weiterverarbeitende Industrie verkauft wird. „Alle maßgeblichen Verarbeiter sind unsere Kunden“, erfährt man. Das Mödlinger Unternehmen ist einer der größten europäischen Importeure von Sibirischer Lärche – und das bereits seit Ende der 1990iger-Jahre. „Um dieses Russlandgeschäft ordentlich machen zu können, muss man die Potenz haben, viel vorzufinanzieren“, umschreibt Baumgartner eine Herausforderung.
www.holz.at
„Wir Händler haben nur dann eine Existenzberechtigung, wenn wir lagerhaltend sind“, ist eine weitere Herausforderung. In Mödling hat man ein 30.000 m2 großes, weitgehend überdachtes Lager, erfährt man auf der eigenen Homepage Holz.at (!). Einen Teil der Sibirischen Lärche verarbeitet man in Sollenau zu Leimholz. 2016 erwarb man das 26 ha-Gelände von Stora Enso. Die erste Nutzungsmöglichkeit ist eine universelle Leimholzproduktion für BSH, Duolam und KVH. Mit dem Start ist man nicht zufrieden. Die anvisierte Einschichtleistung von 25.000 m3/J ist noch nicht erreicht.
Erzeugen und zukaufen
„Wir haben im Hochfahren aber dazugelernt“, erläutert Roman Baumgartner. Die Anlage ist zwar mit einem Leitrechner flexibel zu betreiben. Die Baumgartners wollen aber tunlichst keine Kommissionen, sondern ein Sortiment je Schicht herstellen.
„Wir werden uns auf einige Dimensionen spezialisieren und daher immer auch einen großen Zukauf haben.“ Die jetzige Produktion wird nur die erste Ausbaustufe sein. Weitere Holzbauprodukte sollten folgen. Sollenau passt auch deswegen so gut zum Unternehmen, weil der Einkauf bevorzugt über die Bahn gemacht wird und Sollenau über eine eigene Bahnanlage verfügt.
140 Euro je Festmeter
Mittelfristig sieht Baumgartner die Rohstoffpreise deutlich anziehen. „140 €/fm werden wir bald erleben“, ist seine Vorhersage angesichts schrumpfender Fichtenbestände und steigender Nachfrage. „Unser Geschäft war aber schon immer von Umbrüchen gezeichnet. Sei es die Ostöffnung, die Jugoslawien-Krise, die massive Veränderung des Wiener Holzmarktes oder das Aufkommen von OSB und BSP – oder jetzt die Coronapandemie“, meint Marianne Baumgartner.
Heuer überrannt von Kunden
Während der Pandemie wurde man „von den Kunden“ derart gestürmt, dass die kleine Mannschaft ans Limit kam. „Uns hat die Nachfrage nach dem Lockdown überrascht.
Wir machen 2020 nicht mehr Umsatz als im Vorjahr – hatten aber Stress wie nie zuvor“, resümiert Baumgartner. Der Trost für die viele Arbeit: 2019 war das bisherige Rekordjahr.
Weitere Zitate von Albert Baumgartner
Schon 1996 errichteten wir das erste große Leimholzlager in Österreich.
Laubholz verkaufen wir an Holzhändler, Sibirische Lärche nur an die verarbeitende Industrie.
Der erste OSB-Lkw lud 1997 in Mödling ab.
Bei unserer Leimholzproduktion machen wir das, was wir immer tun: Aus dem vollen Lager verkaufen.
Holzhandel A. Baumgartner
Standorte: Mödling (1; Firmensitz), Sollenau (2; Leimholzproduktion)
Mitarbeiter: 17
Produkte: Bauholz, Sibirische Lärche, Tischlerware, BSH, KVH, Massivholzplatten, Holzwerkstoffplatten, Terrassenholz