HUNDEGGER

Kompetenz in Container verpackt

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 11.08.2022 - 13:49

Nordamerika ist für Hundegger der größte Markt außerhalb Europas. Über die Jahre konnte man bereits unzählige erfolgreiche Geschäftsbeziehungen aufbauen und schon mehr als 260 Anlagen in Süddeutschland verpacken und gen Westen über den Atlantik schicken. Mit dem neuen Structurlam-Standort in Conway, Arkansas, und dem BSP-Werk von Mercer in Spokane/Washington besuchte der Holzkurier zwei Vorzeigereferenzen aus der stetig wachsenden Hundegger-Kundenliste in Übersee.

Außen USA – innen Europa

Das aus Britisch-Kolumbien stammende Unternehmen Structurlam nahm im Sommer vergangenen Jahres seinen ersten US-Standort in Betrieb (s. Holzkurier Heft 16/22, S. 24 bis 25). Im Zentrum des US-Bundesstaates Arkansas werden seitdem in einer alten Stahlfabrikhalle BSH und BSP nahezu exklusiv für das neue Walmart-Hauptquartier produziert. Von außen nicht gerade ersichtlich, steckt unter dem blechernen Hallendach moderne europäische Technik für die Holzindustrie. Gescannt wird mit Microtec, Brixen/IT, gepresst mit Minda, Minden/DE, und transportiert auf Mechanisierungsanlagen von System TM, Odder/DK.

Komplettpaket für die Südstaaten

Im Zentrum des europäischen Maschinenparks stehen drei Anlagen des deutschen Abbund- und Plattenbearbeitungsspezialisten Hundegger. Mit einer K2-Industry-Abbundanlage sowie den beiden BSP-Bearbeitungsmaschinen UFA-Industry und PBA-E verschiffte Hundegger nahezu die volle Produktpalette in die Vereinigten Staaten.

„Structurlam ist in Kanada bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten zufriedener Hundegger-Kunde. Die Entscheidung, am neuen US-Standort die Zusammenarbeit fortzusetzen, war somit ein Leichtes“, ist Hardy Wentzel, Structurlam-Geschäftsführer, sichtlich zufrieden mit dem deutschen Maschinenbauer.

Geliefert zum Jahresende 2020, war die in Hawangen produzierte K2 die größte ihrer Art: „Die speziell für Structurlam entworfene Abbundmaschine kann mit Bauteilhöhen von bis zu 460 mm umgehen. Vor unserer neuen Robot-Max war das, bezogen auf die Höhe, die größte Anlage, die wir auslieferten“, beschreibt Wolfgang Piatke, Hundegger-Vertriebsleiter, eine der Besonderheiten am Projekt. Auch die UFA und PBA sind in ihren maximalen Dimensionen den Anforderungen des US-Marktes angepasst. Plattenlängen über 18 m sind hier ohne Probleme möglich.

Präzise von allen Seiten

Frisch aus der Presse durchläuft die Platte zuallererst die UFA. Hier werden in einem ersten Bearbeitungsschritt alle vier Plattenseiten formatiert und bereits einfachere Fräsarbeiten durchgeführt. Diese beinhalten neben Leitungsgängen oder Fälzen auch unterschiedliche Durchbrüche. Dadurch spart man auf der großen CNC-Portalmaschine wertvolle Maschinenkapazitäten, die für andere, aufwendigere Arbeitsschritte verwendet werden können. „Die UFA ist vergleichbar mit einem Abrichthobel, der auch fräsen kann. Auch Längsbearbeitungen für das Anbringen von Verbindungsbrettern im Deckenverbund sind möglich – Deckenelemente können so bereits komplett fertig formatiert werden, ohne dass ein zusätzlicher Weg über die PBA notwendig wäre. Bei der Bearbeitung der Platten fallen nur Späne und keine Reststücke an. Dies bringt zusätzliche Vorteile im Handling und der Weiterverarbeitung der Nebenprodukte“, beschreibt Piatke die Vorteile der UFA. Die Plattenbearbeitungsmaschine arbeitet dabei nicht nur mit hoher Präzision, sondern vor allem auch mit einer hohen Durchsatzgeschwindigkeit. „Bei einem gut durchdachten Hallenlayout reicht eine UFA für drei nachgelagerte PBA völlig aus“, erklärt der Hundegger-Vertriebsleiter. Unterschiedliche Arbeiten auf der Plattenunterseite sind oftmals ein sehr aufwendiges Verfahren: „Mit der UFA kann jedoch auch die Plattenunterseite bearbeitet werden – zeitraubendes Plattenwenden entfällt somit komplett“, informiert Piatke weiter über die zusätzlichen Vorteile der Plattenbearbeitungsmaschine.

Synergien perfekt nutzen

Sollen mehrere unterschiedliche Bearbeitungsschritte einer Platte an verschiedenen Maschinen durchgeführt werden, braucht es im Hintergrund intelligente Systeme, die gewährleisten, dass alles auch nach Plan läuft. „Cam Multimachine“ heißt das dazugehörige „Cambium“-Softwaretool von Hundegger. Dieses ermöglicht eine intelligente Vernetzung von UFA und PBA und entscheidet automatisch, welche Maschine das am besten geeignete Werkzeug für eine Bearbeitung installiert hat. Die Software greift dabei auf die Nestingdaten der Produktionsplanung zu und erzeugt ein zusammenhängendes Produktionsprogramm für beide Maschinen. Bereits auf der UFA ausgeführte Bearbeitungen werden auf der nachfolgenden PBA als schon gefertigt erkannt und nicht mehr ausgeführt.

PBA für „Start-up“

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Gleich, ob Wand-, Decken- oder Dachelement – mit der PBA-E stehen Mercer sowohl in der Brettsperrholz- als auch Leimbinderbearbeitung alle Möglichkeiten offen © Raphael Kerschbaumer

Auch im Nordwesten des Landes vertraut man auf Allgäuer Expertise von Hundegger. Im ehemaligen Katerra-Werk in Spokane/Washington läuft bereits seit einigen Jahren zuverlässig eine PBA-E. Wie in Arkansas ist die Maschine für besonders große Platten mit Dimensionen von bis zu 3,6 mal 18,3 m ausgelegt. Daran hat sich auch nach der Übernahme durch Mercer im vergangenen Sommer nichts geändert. Gemeinsam arbeitet man akribisch daran, den Restart weiter erfolgreich zu bewältigen. „Wir sind in gutem Kontakt mit den neuen Werksverantwortlichen. Laufend versuchen wir gemeinsam, den Standort zu optimieren und das Beste aus den bestehenden Anlagen herauszuholen“, kommentiert Piatke eine der Herausforderungen nach dem Unternehmensneustart.

Mercer

Standort: Spokane/WA 
Werksleitung: Jason Herman
Mitarbeiter: 50
Kapazität: BSP (100.000 m³/J) 
Absatz: Nordamerika

Structurlam

US-Standort: Conway/AR
Geschäftsführung: Hardy Wentzel
Mitarbeiter: 125 (Conway/AR)
Kapazität: BSP (50.000 m³/J) und BSH (30.000 m³/J)
Absatz: Nordamerika