Winter_Titelbild.jpg

Sitz der Wintergroup im niederösterreichischen Hof am Leithaberge © Raphael Kerschbaumer

WINTERGROUP

Aus Alt mach Neu

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 21.09.2022 - 07:43

„Rund sechs Millionen Stück gehen bei uns jährlich rein und wieder raus“, kommentiert Franz Winter, Gründer und Geschäftsführer der Wintergroup, das Palettenaufkommen des Unternehmens. Eine beeindruckende Zahl, denkt man daran, dass Winter sein Unternehmen 1999 als Einmannbetrieb gründete. Mit einem ersten Hallenkauf inklusive händischer Palettenreparatur wurde vor über 20 Jahren der Grundstein für die Selbstständigkeit des erfolgreichen Unternehmers gelegt. Der Betrieb hat sich in weiterer Folge kontinuierlich vergrößert. Bereits nach einem Jahr musste man auf einen nahe gelegenen Industriegrund übersiedeln. Etliche Zukäufe, Bauten und Erweiterungen folgten. Das Kerngeschäft Reparatur ist jedoch geblieben. „Fünf von sechs Paletten, die unsere Hallen wieder verlassen, wurden im Vorfeld von uns repariert. Unsere Neuproduktionsmenge ist mit rund einer Million Stück pro Jahr damit vergleichsweise niedrig“, beschreibt der gelernte Betriebsschlosser und Dreher sein Geschäftsmodell.

Die gewünschte Qualität zur gewünschten Zeit – und das von 1. Januar bis 31. Dezember. Dafür steht Winter.


Franz Winter, Gründer und Geschäftsführer der Wintergroup

Erfolg auf vier Beinen

Die Wintergroup besteht heute aus vier eigenständigen Abspaltungen. „Nicht jede angekaufte Palette erfüllt die Qualitätskriterien beziehungsweise ist reparaturfähig“, erklärt Winter. Aus diesem Grund wurde bereits zeitgleich mit der Palettenreparatur damit begonnen, Hackschnitzel zu produzieren. 400.000 m³/J werden so aus Restmaterialien und Altholz am niederösterreichischen Standort erzeugt.

Sechs Millionen Paletten pro Jahr bedeuten auch eine große logistische Herausforderung. „Das Transportgeschäft war von Beginn an wichtiger Bestandteil unseres Unternehmens. Unsere 35 eigenen Fahrzeuge sind laufend im Einsatz, um termingerecht die Ware von unseren Kunden abzuholen und nach erfolgter Reparatur wieder auszuliefern“, beschreibt Winter ein weiteres Unternehmensstandbein.

Komplettiert wird die Gruppe von der Sparte Möbel. Andrea Winter, Gattin des Firmengründers, gilt dabei als kreativer Kopf hinter der jüngsten Unternehmensabspaltung. Neben dem Verkauf von Bänken, Tischen oder ganzen Gartenlounges werden die Winter-Paletten auch vermietet. „Vor allem bei Veranstaltungen und unterschiedlichen Events sind unsere Möbel sehr beliebt“, erklärt Winter.

„Bauen in der Krise“

„Seit der Gründung haben wir unser Gelände laufend erweitert oder anderwärtig in das Unternehmen investiert. Vor zwei Jahren brachten wir schließlich ein zusätzliches, 10 Mio. € schweres Investitionspaket auf den Weg und kauften dafür ein rund 2,5 ha großes, angrenzendes Grundstück“, beschreibt Winter die umfangreichen Erweiterungspläne. Diese beinhalten neben einem 500 MW-Heizwerk, das noch heuer nach abgeschlossener Einreichphase anlaufen soll, eine zusätzliche Fertigungshalle mit zwei Produktionslinien. Beide Fertigungslinien sind dabei in einer halbautomatischen Ausführung geplant. Diese werden um eine Sortier- sowie eine Reparaturlinie für Halb- und Viertelpaletten entsprechend ergänzt. „Im Nachhinein betrachtet, war der Zeitpunkt der Investition denkbar ungünstig. Die Entwicklung der vergangenen beiden Jahre konnte jedoch niemand voraussehen. Trotzdem bleiben wir zuversichtlich. Das Geschäft läuft weiterhin gut“, berichtet der Unternehmer.

Ähnlich unvorhersehbar waren für Winter die Entwicklungen am Schnittholzmarkt. „Da fragt man sich, wohin die Reise noch gehen wird. Vor drei Jahren haben wir die Seitenware frisch noch für rund 150 €/m³ gekauft. Letzten Sommer waren es dann plötzlich 350 €/m³. Irgendwann wird hier der Punkt kommen, an dem sich die Industrie die Paletten nicht mehr leisten kann“, kommentiert Winter das turbulente Marktgeschehen und ergänzt: „Vieles wurde hier nicht zu Ende gedacht. Gesamtwirtschaftlich stehen wir derzeit vor 1000 Fragezeichen.“

Winter ist Abnehmer für rund 25.000 m³/J Schnittholz – Tendenz steigend. „Durch unsere neuen Fertigungslinien wird auch unser Holzbedarf weiter steigen. Neben zusätzlichem Holz stellen wir auch rund 25 neue Mitarbeiter ein. Beides für sich eine große Herausforderung in der nahen Zukunft“, kommentiert Winter seine Ausbaupläne.

Zukunft gesichert

Die Nachfolge des rasant gewachsenen Familienunternehmens ist ebenfalls bereits gesichert. Alle drei Söhne von Franz und Andrea Winter sind bereits fest in den Betrieb integriert.

Das bringt Winter dazu, bereits die nächsten Expansionspläne zu entwerfen. „In den kommenden Jahren könnte eine Sonderfertigung für Großpaletten ein Thema für uns werden. Der Markt dafür ist da“, blickt Winter erwartungsvoll in die Zukunft.

Wintergroup

Standort: Hof am Leithaberge
Geschäftsleitung: Franz Winter
Mitarbeiter: 190
Umsatz: 25 Mio. €/J
Produkte: unterschiedliche Palettenqualitäten, Hackgut, Palettenmöbel
sowie Logistikdienstleistungen 
Produktionsvolumen: rund 6 Mio. Stk./J