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Besuch bei Krages Holzindustrie in Hamburg:  die Teilnehmer der 46. VEH-Generalversammlung © VEH

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2023 lassen wir besser ausfallen

Ein Artikel von Gerd Ebner | 17.10.2022 - 09:12

Von +2 zu mangelhaft

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Marktinformationen am Schiff unter Deck – die interessierten Zuhörer © Gerd Ebner

Nach dem Schulnotensystem bewertete Torsten Herzel, Geschäftsführer Henkel Holz, Göttingen/DE, das heurige Jahr: „Bis zum Beginn des Ukrainekrieges lief das Geschäft sehr gut: +2.“ Der Markt fiel danach in eine Schockstarre, bis es im März endlich die Sanktionsspielregeln gab. „Bis Juni war der Markt eine 3. Zwischen Juli und September sank die Nachfrage auf 4. Nun im 4. Quartal ist der Markt nur noch ,mangelhaft‘.“

„Und 2023 lassen wir besser komplett ausfallen. Machen wir erst 2024 wieder weiter“, formulierte es Herzel. Es werde natürlich wieder besser, die Frage wäre nur, wann …

Kein Holzbau ohne Holzernte

Außerdem sieht Herzel die Politik in der Pflicht, sich zu entscheiden: „Zwischen Baumumarmen auf der einen und der Holzbau-Förderung auf der anderen Seite. Zum Holzbau gehört eben auch die Holzernte.“

In dasselbe Horn stieß Thomas Goebel, GD Holz-Geschäftsführer, in Hamburg: „Das neue Lieferkettengesetz wird den Holzhandel bremsen. Die Biodiversitätsregelung könnte sogar die Beschaffung von Holz massiv erschweren.

Neid muss man sich erarbeiten

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Christian Cordes (Mitte) lotste das Schiff durch den Hamburger Hafen © Gerd Ebner

Goebel weiter: „Dass uns die Politik grundsätzlich sehr wohlgesonnen ist, beweist auch der Gegenwind unserer Marktkonkurrenten. Letztere werden nervös.“

Per August sind die deutschen Holzhändler um 7 % im Umsatz vorne. Der Hobelwarenabsatz ist um 7 % unter dem Vorjahr. Das Ziel von 400.000 Wohnungen wird Deutschland heuer mit rund 300.000 Wohnungen klar verfehlen.

Sorgen wegen 2023

Franz Mühlbauer, Vorsitzender des österreichischen Holzhandels, berichtete ebenfalls von zwei sehr guten Jahren. „Bis zum Halbjahr waren wir heuer sogar über 2021, jetzt gibt es einen Rückgang.“ Sorgenvoll blicken aber auch die Österreicher auf 2023.

In Ostösterreich geht Mühlbauer davon aus, dass höherpreisige Produkte auch im kommenden Jahr ihre Kunden finden. „Aber wie ersetzen wir die Sibirische Lärche?“

Mühlbauers Empfehlung: Fahren auf Sicht. „Alle ordern kurzfristig, weil derzeit alles verfügbar ist.“ Den Holzbau sieht er trotz hoher Energiepreise im Vorteil: „Beton und Stahl haben noch mehr Probleme“.

Auf der VEH-Versammlung gab es auch internationale Gäste: „Wir hatten ebenfalls zwei sehr gute Jahre mit Lieferzeiten von acht, zehn Wochen. Die Werke waren extrem gut ausgelastet. Fast zu gut: Die öffentliche Hand will mit Schweizer Holz bauen – so viel Holz haben wir selber gar nicht“, erläuterte Peter Marty, der als Präsident des Schweizer Hobelverbandes Einblick in den Schweizer Markt gab. Für 2023 sei die Stimmung auch dort verhalten. „Die öffentliche Hand wird weiter bauen – daher sind die größeren Zimmereien gut ausgebucht für 2023. Diese wickeln die größeren Projekte ab. Wer als Kleinunternehmen eher auf die Einfamilienhäuser in der Nachbarschaft angewiesen ist, wird weniger bauen“, meinte Marty.

Produktion in Österreich rückläufig

Wie schwierig die Absatzlage nun im zweiten Halbjahr ist, beweisen die Ausführungen von VEH-Geschäftsführer Rainer Handl: „Im 1. Halbjahr lag die Produktion der österreichischen Sägewerke noch um 6 % über dem Vorjahr – und damit voll auf Rekordkurs. Dieser Vorsprung wurde bereits im 3. Quartal wieder verloren. Die Produktionen mussten Nachfrage bedingt bereits neuerlich reduziert werden. Dennoch bestimmt die Zuversicht – Holz bleibt im Trend.“

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46. Generalversammlung

Am 29. September trafen sich die Mitglieder des Verbandes der Europäischen Hobelindustrie (VEH) in Hamburg. Alle 21 Mitglieder und 17 außerordentlichen Mitglieder waren eingeladen, zwei neue VEH-Unternehmen zu besuchen: die Krages Holzindustrie in Hamburg, und am 30. September dann den Stammsitz der Cordes-Gruppe, Bremerhaven/DE.

Auf der Sitzung erläuterte Präsident Wolfgang Leitinger nochmals die Ziele der 2021er-Strategiesitzung. „Wir bleiben voll drauf“, betonte er.

Als Ehrengast war der Präsident des Schweizer Hobelverbandes in Hamburg mit dabei: Peter Marty steht einem 100-jährigen Verband vor. Ein weiterer Gast war der Geschäftsführer des GD Holz, Thomas Goebel. Geschäftsführer Rainer Handl freute sich nun Bruns Holz, Mülheim an der Ruhr/DE, als vollwertiges VEH-Mitglied begrüßen zu dürfen. Des Weiteren ist Remmers nun außerordentliches Mitglied im Verband. 

Ein Höhepunkt der kommenden Jahre ist die Ausstellung „Terrasse Tulln 2030“. Handl: „Die VEH-Mitglieder sind herzlich eingeladen, sich dort aktiv zu präsentieren.“ Ziel: 200.000 Besuchern soll Lust auf „Holz im Garten“ gemacht werden. 

Handl: „Zahlreiche weitere F&E Projekte werden in Kooperation mit Aus- und Weiterbildungsinstituten im DACH-Raum abgewickelt. Das oberste Prinzip des Verbandes lautet Geprüfte Qualität wie bereits bei der Gründung in den 1970er-Jahren.“