Fragebogen
Frage 1: Wie würden Sie Ihren Geschäftsverlauf im Gesamtjahr 2022 beschreiben?
Frage 2: Handwerks- und Baubetriebe haben weniger Aufträge für die kommenden Monate. Leiden Ihre Verkaufszahlen darunter?
Frage 3: Wie haben sich 2022 bei Ihnen die Einkaufs- und Verkaufspreise entwickelt? Rechnen Sie mit weiteren Preiserhöhungen 2023?
Frage 4: Wie ist bei Ihnen die Situation betreffend die Lieferzeiten?
Frage 5: Welche Fußbodensortimente sind bei den Endkunden derzeit am stärksten gefragt? Und warum ist das so?
Antworten von Wolfgang Hussauf. Er ist Geschäftsführer vom Timbertown Parkett Store in Liezen:
Zu 1: Wir hatten 2022 ein sehr turbulentes und intensives 1. Halbjahr. Es war vor allem geprägt von vielen Kundenanfragen und Bestellungen. Allerdings gab es seitens der Produktionen sehr unsichere und rasch wechselnde Lieferfähigkeiten. Die Preise waren absolut instabil und wurden mehrmals massiv erhöht. Zudem gab es kaum verfügbare Ware und lange Lieferzeiten. Gegen Ende des 1. Halbjahres konnten weder Preise noch Liefertermine für Bestellungen gegeben werden und Wartezeiten von bis zu 20 Wochen wurden angekündigt. Im Sommer, also ab Mitte Juli beziehungsweise Anfang August ist die Nachfrage eingebrochen. Gleichzeitig ging auch die Kundenfrequenz stark zurück. Der früher gewohnt starke Herbst blieb ebenfalls aus, er war geprägt von mäßiger Nachfrage. Man hat im 2. Halbjahr hauptsächlich von Aufträgen, die noch aus dem 1. Halbjahr stammten, gelebt. Dieser Rückgang hat sich auch in den Produktionen bemerkbar gemacht, denn für die meisten Produkte hat sich auch die Lieferzeit wieder normalisiert. Zu Jahresende 2022 wäre vieles wieder verfügbar gewesen, aber es mangelte an der Nachfrage.
Zu 2: Ja, es ist deutlich spürbar, dass die Anfragen von Häuslbauern massiv zurückgehen. 2023 gibt es kaum Kunden, die private Bauprojekte planen. Derzeit sind es eher Renovierungen von einem oder zwei Zimmern. Die Auftragseingänge im 2. Halbjahr 2022 waren deutlich geringer als im 1. Halbjahr. Dabei ist der Herbst üblicherweise im Bodenbereich immer die stärkere Jahreszeit. Die Umsätze im Gesamtjahr 2022 sind aufgrund des guten Jahresbeginns sehr gut. Sie sind sogar besser als in den Jahren davor. Nur der Sommer und Herbst waren deutlich schwächer, was zu einem starken Rückgang der Verkaufszahlen führte.
Zu 3: Die Preise haben sich zu Jahresbeginn 2022 bis circa Juni 2022 mehrmals massiv erhöht. Vor allem gab es preislich keine Planungssicherheit. Die Preise waren maximal für ein Quartal gültig. So eine Situation war im Bodenbereich bisher so nicht bekannt. Eigentlich waren Jahrespreise die Regel. Im September 2022 wurden die Preise stabil. Im Herbst wurden sie teilweise bereits bis Ende des 1. Quartals 2023 bestätigt. Sollten nicht die steigenden Energiekosten zu weiteren Preissteigerungen führen, denke ich, dass die Preise vorerst auch stabil bleiben. Aufgrund des Rohmaterials dürfte es keine weiteren Erhöhungen geben.
Zu 4: Die Lieferzeiten waren vor allem im 1. Halbjahr 2022 sehr schwierig. Teilweise sehr lang, schnell wechselnd und nicht planbar. Es gab seitens der Hersteller keine bis nur mehr sehr vage Auskünfte und Lieferterminbestätigungen. Diese Situation hat sich aber im September beziehungsweise Oktober 2022 deutlich gebessert und bis auf wenige Produkte wieder normalisiert.
Zu 5: Nach wie vor sind vor allem Vinylböden und Landhausdielen die beliebtesten Produkte. Sie halten sich mengenmäßig ziemlich die Waage. Speziell im Vinylbereich haben sich in den vergangenen Jahren die Dekore so gut weiterentwickelt, dass sie optisch von einem Echtholzboden kaum noch zu unterscheiden sind. Zudem machen die Strapazierfähigkeit und einfache Pflege diesen Bodentyp zu einem sehr gefragten Produkt. Im Gegensatz dazu ist aber auch nach wie vor die Vorliebe für einen echten Holzboden sehr groß. Die Kunden ziehen vor allem die Herkunft der Fußböden bei der Auswahl immer mehr in Betracht. Spannend wird aber die preisliche Entwicklung der Landhausdielen: Wenn die Spanne zwischen Designboden und Naturholzboden zu groß wird, ist es durchaus möglich, dass die preisliche Komponente die Kunden wieder vermehrt zu günstigeren Produkten greifen lässt. Ansonsten machen die gesamten Baukostensteigerungen das Bauen unleistbar. Es wird also spannend, was das Jahr 2023 bringt.
Antworten von Josef Berrer. Er ist Geschäftsführer bei Lico Austria in Gnas:
Zu 1: Das Geschäftsjahr 2022 wird bei Lico Austria zumindest umsatzmäßig in die Firmengeschichte eingehen. Mit einem voraussichtlichen Umsatzplus von 20 % konnte sogar das Rekordjahr 2021 nochmals klar übertroffen werden. Aber aufgrund der laufenden Kostensteigerungen bei den Rohmaterialien, im Energie- und Transportbereich sowie der Tatsache, dass diese Kosten nicht 1:1 an die Kunden weitergegeben werden konnten, hat Lico Austria die angestrebten Gewinnmargen nicht ganz erreichen können.
Zu 2: Hier muss man wohl ein wenig differenzieren: Was wir vom Markt so mitbekommen, sind die meisten Handwerks- und Verlegebetriebe bereits jetzt für das 1. Halbjahr 2023 gut ausgelastet. Natürlich darf man in dieser Betrachtung nicht vergessen, dass die Zahl der Handwerksbetriebe aufgrund des Personalmangels zurückgeht. Allerdings sieht es bei den Baubetrieben wohl anders aus, da vor allem der Neubau völlig eingebrochen ist. In der Bauphase sind wir mit unseren Fußböden und Treppen einer der letzten Professionisten, daher wird uns der massive Rückgang an Neubauten erst im 2. Halbjahr 2023 mengenmäßig treffen. Wir gehen jedoch davon aus, dass der öffentliche Wohnbau und auch der Sanierungsbereich auf relativ konstantem, wenn auch leicht sinkendem Niveau bleiben. Mit unseren Produkten bedienen wir verschiedene Vertriebskanäle. Zudem bieten wir vielseitige Lösungen für Boden, Treppen und Wände an. Das kommt uns sicherlich in den nächsten schwierigen Jahren entgegen.
Zu 3: Lico Austria hat 2022 versucht, die Verkaufspreise so moderat wie möglich anzupassen. Preiserhöhungen von 10 bis 20 % (je nach Produktgruppe) haben wir auf zwei Etappen im Laufe des Kalenderjahres umgesetzt. Ich denke einmal, dass wir uns hier ganzheitlich im unteren Segment befunden haben. Für 2023 werde und möchte ich hier keine verbindliche Aussage treffen, da hier gerade „Wunsch und Realität“ die Prognosen beeinflussen. Die Kunden, aber auch wir „wünschen“ uns eine Preisstabilisierung beziehungsweise sogar -senkung. Das weltweite Umfeld wird aber weiterhin die Inflation antreiben – auch wenn diese 2023 moderater ausfallen wird. Zudem werden wir wohl nach Herkunftsländern der Produkte unterscheiden müssen. Importware aus Fernost könnte preisstabil bleiben. Eventuell können hier die Preise sogar fallen, da sich die Seefrachtraten wieder eingependelt haben. Das Ganze hängt natürlich davon ab, inwieweit sich der Euro gegenüber dem US-Dollar stabilisiert. Produkte „made in Europe“ werden weiterhin in den Fängen von Energiekrise und steigender Rohmaterial- sowie Personalkosten teurer werden. Lico versucht, in dem Hauptproduktionsstandort Schweiz die Preise trotzdem stabil zu halten.
Persönlich gehe ich von einer maximalen Preiserhöhung im überschaubaren Rahmen von circa 2 % im Mittel aus. Wir werden voraussichtlich eine Preisgarantie bis Mitte 2023 abgeben und dann die weitere Entwicklung beobachten.
Zu 4: Die Lieferzeiten haben sich 2022 kontinuierlich verbessert. Lico Austria zählte bereits 2021 zu jenen Unternehmen, die mit guter Lieferfähigkeit punkten konnten. Wie es derzeit aussieht, wird auch die Verfügbarkeit in den nächsten Monaten gut sein. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Verkäufe in den vergangenen Monaten zurückgegangen sind. Im Gegensatz dazu haben aber die Produzenten und Lieferanten die Rohmaterial- beziehungsweise Fertigmateriallager exorbitant ausgeweitet. Man will und wollte „um jeden Preis“ lieferfähig sein.
Zu 5: Nach wie vor ist ein Vinylboden das beliebteste und meistgefragte Produkt im Segment. Den Umsatzerfolg 2022 unseres Unternehmens verdanken wir ausschließlich dieser Produktgruppe und der Tatsache, dass wir in diesem Segment von 2 mm-Klebevinylböden über wasserfeste 5,5 mm-Klickbödenbis hin zu 10 mm starken HDF-Klickböden für jeden Kunden das passende Produkt haben. Natürlich hat Vinyl auch von den rasanten Preissteigerungen und der schlechten Verfügbarkeit von Parkett profitiert.
Lico forciert aber auch schon seit einem Jahr stark natürliche Designböden (100 % plastikfrei). Der Trend nach nachhaltigen Fußböden ist im Steigen. Hier machen wir auch die Erfahrung, dass in Krisenzeiten das „Geldbörserl“ jedes Käufers oftmals ausschlaggebend ist, welchen Boden er sich „leisten“ kann und auch will. Und ein Vinylboden ist halt derzeit vom Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar.
Antworten von Wolfgang Monger. Er ist Geschäftsführer von Inku Jordan in Wiener Neudorf:
Zu 1: Insgesamt ist das Jahr sehr zufriedenstellend verlaufen.
Zu 2: Derzeit nicht, die Auftragslage ist nach wie vor sehr gut.
Zu 3: 2022 gab es massive Preisschwankungen, vor allem im Bereich Holz. 2023 rechnen wir mit einer leichten Entspannung.
Zu 4: Wir greifen auf mehr als 30.000 m2 gut gefüllte Lagerfläche zurück und können so äußerst gut und pünktlich liefern.
Zu 5: Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich mit Parkett, Designböden und Laminat weiter fort und wird auch noch anhalten.
Antworten von Dogan Celiker. Er ist Geschäftsführer von Parkettpirat/We Do Flooring in Aigen:
Zu 1: Das Geschäftsjahr 2022 war sicherlich für viele Unternehmen im Fußbodenbereich herausfordernd und oftmals von Lieferengpässen geprägt. Wir waren dank einer hohen Lagerkapazität sowie unserer jahrelangen und guten Lieferantenbeziehungen glücklicherweise davon sehr wenig betroffen. Somit war das Geschäftsjahr für uns als erfolgreich einzustufen.
Zu 2: Zum Jahresende 2022 merkte man den Rückgang von Aufträgen, die aus Neu- und Zubauten im Einfamilienhausbereich kommen. Sicherlich sind wir auch davon betroffen. Wir haben jedoch bereits frühzeitig die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt und blicken mit einer positiven Prognose in das Jahr 2023.
Zu 3: Durch die europäischen sowie globalen Ereignisse, wie die Coronapandemie oder den Krieg in der Ukraine, sind die Einkaufspreise 2022 viel stärker angestiegen als in den Jahren davor. Aufgrund der hohen Inflation sowie extrem gestiegenen Energiekosten ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer Preissteigerung Anfang 2023 zu rechnen. Ich empfehle jedem Konsumenten, sofern es ihm möglich ist, noch bevor die Hersteller ihre neuen Preislisten für 2023 rausgeben, seine Waren zu kaufen.
Zu 4: Aufgrund unserer jahrelangen Lieferantenbeziehungen und des doch eher groß ausgelegten Lagervolumens sind und waren wir bis dato immer sehr gut lieferfähig. Man muss jedoch festhalten, dass sich die Lieferzeiten durch den Rückgang des Baubooms zum Ende des Jahres 2022 deutlich verkürzt haben. Die Lager bei unseren Zulieferern sind gut gefüllt und wir rechnen in den kommenden Monaten mit keinen Lieferengpässen.
Zu 5: Es gibt sicher von Region zu Region und je nach Kaufkraft der Kundenklientel Unterschiede. Meines Erachtens ist jedoch nach wie vor die Klick-Landhausdiele mit astiger/rustikaler Optik und naturgeölter Oberfläche der ungeschlagene Verkaufsrenner. Bei den Vinylprodukten wird der Rigid-Klickvinyl immer stärker nachgefragt.
Antworten von Christian Neuner. Er ist Geschäftsführer der Parkettagentur in Leutasch:
Zu 1: Dieses Jahr war sehr erfolgreich. Trotz des erhöhten Aufwands in der Materialbeschaffung und der Preissteigerung konnten wir unseren Umsatz sowie unsere Menge im Vergleich zum Vorjahr steigern.
Zu 2: Da wir schon lange auf dem Markt sind und ein sehr gutes Netzwerk haben, leiden unsere Verkaufszahlen derzeit noch nicht darunter.
Zu 3: Im Laufe des Jahres sind die Preise zwischen 7 und 40 % gestiegen. Die heimischen Betriebe hatten die größte Preissteigerung und dadurch mussten diese bei uns die höchsten Umsatzeinbußen verzeichnen. Jetzt setzt die Trendwende schon ein und einige Lieferanten senkten die Preise schon wieder. Die möglichen Gründe sehe ich in vollen Lagern und sinkender Nachfrage.
Zu 4: Die Lieferzeiten haben sich zu 80% stabilisiert und auf Vorcoronazeit-Niveau eingependelt.
Zu 5: Landhausdielen in Eiche geölt sind bei uns die Bestseller. Mit der Eiche hat man die größte Auswahlmöglichkeit in puncto Farbe, Oberflächenhaptik, sie ist zudem strapazierfähig und für Fußbodenheizungen bestens geeignet. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei diesen Böden auch zu erwähnen.
Antworten von Rudolf Schagerl. Er ist Geschäftsführer von Rudolf Schagerl in Linz:
Zu 1: Mengenmäßig haben wir 2022 rund 25 % mehr verkauft als 2021. Der Umsatz ist dadurch wesentlich gestiegen.
Zu 2: Derzeit noch nicht – meine Partner im Bau- und Handwerksbereich haben die Auftragsbücher bis Juni 2023 voll.
Zu 3: 2022 gab es einen leichten Anstieg von durchschnittlich 7 % über das ganze Sortiment. 2023 wird es nicht mehr steigen, das ist aber im Moment noch schwierig zu beantworten. Es hängt auch davon ab, wie unsere Regierungen die Energieprobleme lösen.
Zu 4: Die Lieferzeiten waren im 4. Quartal 2022 normal.
Zu 5: Mengenmäßig am stärksten nachgefragt sind bei uns Fliesen, gefolgt von Vinyl, Parkett und Laminat. Hinsichtlich der Dekore sind es Fliesen mit grauer Betonoptik (60 %). Bei Vinyl, Parkett und Laminat herrscht zu 90 % die Optik Eiche rustikal vor. Der österreichische Kunde ist beim Kauf von Böden und Türen sehr trendfixiert.