Bis 15. April 2020 war Schrage Holz ein mittelständisches Nadelholzsägewerk mit knapp 60.000 fm Jahreseinschnitt. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, investierte das Familienunternehmen laufend in neue Anlagen, sodass man zuletzt mit einer Spanerlinie samt Doppelwellenkreissäge arbeitete. Was Familie Schrage in einigen Jahrzehnten aufbaute, vernichtete eine Feuersbrunst in wenigen Stunden. „Die gesamte Sägehalle inklusive aller Maschinen war komplett zerstört“, erinnert sich Stefan Schrage, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Neffen, Michael Schrage, führt.
Nach dieser Katastrophe galt es für die beiden Geschäftsführer zu handeln und möglichst rasch eine Entscheidung zu treffen. Während eine Betriebsaufgabe nicht zur Debatte stand, rückte eine Alternative zum Wiederaufbau des Sägewerks in den Fokus: die Errichtung eines KVH-Werks mit der Option, Duo-/Triobalken und auch BSH fertigen zu können.
Heikle Rundholzsituation
Der Hauptgrund gegen den Wiederaufbau des Sägewerks war die bereits 2020 angespannte Rundholzsituation im Sauerland. „Mit einigen großen Sägewerken in unmittelbarer Nähe, hat uns die Rohstoffversorgung zunehmend Sorgen bereitet“, berichtet Michael Schrage und ergänzt, dass das noch vor den ganz großen Käferkalamitäten gewesen sei: „Erst wenigen Monate nach unserer Entscheidung zugunsten von KVH ging es bei uns mit dem Käfer so richtig los.“ Ein weiterer Punkt, der gegen die Weiterführung des Sägebetriebes sprach, waren die beschränkten Kapazitäten des Rundholzplatzes. „Hätten wir eine neue Sägelinie installiert, dann wären wir mit Sicherheit in Richtung 100.000 fm/J gegangen – diese Mengen hätte unser Rundholzplatz allerdings nicht geschafft“, erläutert Stefan Schrage.
Tatkräftige Ausrüster
Im Gegenzug dazu sprachen zahlreiche Überlegungen für die Errichtung eines KVH-Werks. „Wir haben uns bereits vor 20 Jahren mit dem Bau einer Weiterverarbeitung auseinandergesetzt, allerdings kam es – nicht zuletzt aus Platzgründen – bislang nicht zur Umsetzung“, gibt Stefan Schrage Einblick. Außerdem ist es aus Schrages Sicht einfacher, ein Leimholzwerk als ein Sägewerk in kurzer Zeit zu errichten, da man dafür wesentlich weniger Ausstatter benötigt.
Konkret nennen die beiden Geschäftsführer Alfha, H.I.T. und Howial (s. Seite 20) als Hauptausrüster, die das Projekt in ausgesprochen kurzer Zeit umsetzten, wobei H.I.T. für die Planung des gesamten Werks verantwortlich zeichnet. „Ohne die gute Zusammenarbeit mit unseren Partnern und die rasche Umsetzung wären wir nicht so bald wieder gestartet“, betont man bei Schrage. Zudem ist man dort sicher, dass man sich heute wieder exakt für dieselben Ausrüster entscheiden würde. In nur eineinhalb Jahren wurde die Ruine beseitigt, das Projekt geplant, die Halle errichtet, das Werk hochgefahren und die Maschinen wurden installiert. Aktuell können im Zweischichtbetrieb 50.000 m³ KVH produziert werden – bei Bedarf besteht die Möglichkeit, die Kapazität zu verdoppeln. Grundsätzlich möglich wurde die Errichtung des KVH-Werks erst dank der guten Zusammenarbeit mit einer österreichischen Versicherung. Diese habe den Fall trotz Corona-Lockdowns sehr rasch abgewickelt und der Nutzungsänderung zugestimmt. Erst mit dieser Zusage folgte der Startschuss für das KVH-Werk Schrage.
Kurze Wege
Als Freund der kurzen Wege bezieht Schrage seine Rohware größtenteils von ehemaligen Kollegen aus der Umgebung und auch beim Kundenstamm setzt das Unternehmen auf alte Bekannte. „Holzbauer, die früher bei uns Bauholz kauften, beliefern wir jetzt mit KVH und in wenigen Wochen auch mit Duo- und Triobalken“, berichtet Stefan Schrage, der auf eine Marktbelebung hofft, um die mögliche Anlagenleistung bald vollends nutzen zu können.