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Mit der neuen Vario Press kann Pabst deutlich flexibler agieren © Günther Jauk

Johann Pabst Holzindustrie

Hochfrequentes Weihnachtsgeschenk

Ein Artikel von Günther Jauk | 27.04.2023 - 15:36

Das Erfolgsrezept hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht geändert. Der BSH-Presskuchen wird mithilfe von Hochfrequenztechnologie einheitlich erwärmt, wobei lediglich Flüssigkeiten in Schwingung versetzt werden und der MUF-Klebstoff somit rasch und vollständig aushärtet. Dennoch sind Kallesoe-Pressen der jüngsten Generation kaum noch mit jenen, die um die Jahrtausendwende gebaut wurden, vergleichbar. „Wir haben unsere Pressen laufend optimiert. Insbesondere dem Wunsch aus der Industrie, immer kleinere Kommissionen auftragsbezogen herstellen zu können – und das ohne großen Produktivitätsverlust –, sind wir mit der Weiterentwicklung unserer Vario-Pressenlinie nachgekommen“, erläutert Senior Advisor Bruno Kallesøe.

Noch gut, aber veraltet

Diese wesentlich höhere Flexibilität in der Produktion war auch einer der Hauptgründe für den Pressentausch bei der Johann Pabst Holzindustrie in Zeltweg. „Nach über 17 Jahren im Dreischichtbetrieb war es an der Zeit, die Presse zu tauschen“, sagt Geschäftsführer Reinhard Pabst.

„Wir wollten damit aber nicht primär die Leistung steigern, sondern vielmehr kleinere Aufträge und zusätzliche Dimensionen ermöglichen“, berichtet Werksleiter Karl Perner und ergänzt, dass die alte HF-Presse zwar noch tadellos gelaufen sei, diese aber nicht mehr dem Stand der Technik entsprach.

Dasselbe galt für die Mechanisierung zwischen dem Lamellenhobel, der Beleimstation und der Presse, die Kallesoe ebenfalls komplett erneuerte. „Jetzt läuft die Anlage deutlich ruhiger, leiser und störungsfreier, was nicht nur die Produktivität steigert, sondern auch die Qualität der Arbeitsplätze im BSH-Werk deutlich aufwertet“, betont Perner.

Wertvolle Detaillösungen

Die neue Generation der Vario Press hat Kallesoe mit extralangen Seitendruckzylindern versehen, sodass bei Pabst eine Pressbreite von nur 400 mm erreicht werden kann. Die maximale Binderbreite liegt weiterhin bei 1280 mm. „Das ist vor allem am Ende einer Charge ein Vorteil, wenn man die Presse nicht mehr vollbekommt. Außerdem ist jetzt auch die Produktion von 680er-Bindern möglich“, informiert Perner. Die Umstellung der Pressbreite erfolgt dabei automatisch.

Ebenfalls automatisiert hat Kallesoe den Wechsel der Seitendruckplatten. „Davor mussten wir diese bei jedem Dimensionswechsel per Hand tauschen, was deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm“, nennt Perner einen weiteren Vorteil der neuen Presse.

Darüber hinaus schätzt man bei Pabst die Offenheit der Dänen für Verbesserungsvorschläge ihrer Anlagen: „Das bringt uns und Kallesoe gleichermaßen weiter“, berichtet Perner und nennt eine umgesetzte Energiesparmaßnahme bei nicht voll belegter, abgetreppter Pressenfüllung als Beispiel.

Erfahrung ausgespielt

Geliefert wurde die Presse unmittelbar vor Weihnachten 2022. Nachdem Pabst am 23. Dezember die alte Anlage abgestellt hatte, liefen die Umbauarbeiten zum Jahreswechsel auf Hochtouren. Bereits am 23. Januar folgte der Produktionsstart im regulären Dreischichtbetrieb, nachdem die Anlage in nur drei Tagen eingefahren worden war. „Seither läuft die Linie tadellos, wobei wir die angegebene Leistung deutlich übertreffen“, zeigt sich Perner erfreut und der Projektverantwortliche, Stefan Mali, ergänzt, dass dafür sicherlich auch die laufenden Prozessoptimierungen verantwortlich seien. Mit einem Investitionsvolumen von 4,5 Mio. € tauschte man nicht nur die HF-Presse, sondern stellte das Werk auch auf eine Siemens-Steuerungstechnik um, realisierte eine durchgängige Teileverfolgung zwischen Hochfrequenzpresse und Verladung, setzte die Anbindung an eine SQL-Datenbank um und erhöhte so die gesamte Anlagenverfügbarkeit.

Die Gründe für den reibungslosen Anlagentausch sieht Mali in der guten Vorbereitung, der ebenso guten Zusammenarbeit und den erfahrenen Mitarbeiten von Kallesoe. Deren Cheftechniker war – ebenso wie Perner – bereits 2004 bei der Inbetriebnahme der ersten Hochfrequenzpresse vor Ort. In 20 Jahren beim nächsten Pressentausch wolle man wieder zusammenarbeiten, so der Plan der beiden Techniker.