swiss krono group

Prioritäten verlagert

Ein Artikel von Birgit Fingerlos | 21.04.2023 - 08:14
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Martin Brettenthaler, CEO der Swiss Krono Group und Vorsitzender der Konzernleitung © Swiss Krono Group

In der 2. Hälfte der Coronapandemie gab es einen Heimwerkerboom, der bei der Swiss Krono Group, Luzern/CH, zu einem starken Wachstum bei Absatz und Umsatz führte. „Jetzt spüren wir einen Gegenwind. Vor allem im Fußbodenbereich ist die Nachfrage schwächer“, erklärte Martin Brettenthaler, CEO der Swiss Krono Group und Vorsitzender der Konzernleitung. Er führte aus: „Unsere Branche ist, wie viele Sektoren im Bauzuliefererbereich und wie alle energieintensiven Industrien, von den Folgen des Ukrainekrieges erheblich betroffen – man denke an die gestiegene Inflation und die erhöhten Kosten für Energie und Rohstoffe. Wir können zwar auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2021/22 zurückblicken, sehen aber im laufenden Jahr einen starken Rückgang bei der Nachfrage nach Baumaterial. Der Rückgang war erwartbar, aber das Ausmaß überrascht auch uns. Die mittel- und langfristigen Aussichten für die Branche sind gut, denn wenn der europäische Bausektor, der für circa ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, dekarbonisiert werden soll, muss mehr mit Holz gebaut werden. Dies wird überall erkannt und wird zu einer starken, dauerhaften und vor allem wachsenden Nachfrage nach Holzwerkstoffen führen.“

Brettenthaler ging auch auf die Herausforderungen, die den Holzwerkstoff-Hersteller in der Ukraine und in Russland fordern, ein. Die Swiss Krono Group betreibt in der Ukraine drei Produktionsstandorte. Die Werke produzieren und die Rohstoffversorgung funktioniert. Es gibt aber die ständige Ungewissheit, wie es weitergeht. Nach dem russischen Angriffskrieg hat die Swiss Krono Group viele ukrainische Mitarbeiter in den Werken der Gruppe in Polen, Ungarn und Deutschland untergebracht. Zugleich wurden die Investitionen in den russischen Standort gestoppt. 260 Mio. € waren dort für eine neue OSB-Anlage vorgesehen – das Projekt war bereits sehr weit fortgeschritten. Die Investitionsprioritäten des Holzwerkstoff-Herstellers liegen nun in Westeuropa. 

Es zeichnet sich ab, dass wir in den kommenden zwei bis drei Jahren im Südwesten Frankreichs ein neues OSB-Werk bauen.


Martin Brettenthaler, Swiss Krono Group

OSB-Kapazitäten werden stark erhöht

„Die Swiss Krono Group sieht vor allem im OSB-Bereich Wachstumschancen“, bestätigte Max von Tippelskirch, CSCO der Swiss Krono Group und Mitglied der Konzernleitung. Derzeit werden von der Gruppe fünf OSB-Produktionsstandorte betrieben, diese werden konsequent ausgebaut. In Heiligengrabe/DE erweiterte man die OSB-Produktionskapazität im Vorjahr von 450.000 auf 600.000 m³/J. In Polen wird sie bis Ende 2023 von 430.000 auf 480.000 m³/J ansteigen. Weitere Erweiterungen mit geplanter Inbetriebnahme in 2024 sind an den Standorten in Sully-sur-Loire/FR sowie Vásárosnamény/HU in Umsetzung. 

Zusätzliches Wachstum möchte der Holzwerkstoff-Hersteller mit einem Werksneubau (Greenfield-Projekt) generieren. „Es zeichnet sich ab, dass wir in den kommenden zwei bis drei Jahren im Südwesten Frankreichs ein neues OSB-Werk bauen“, erklärte Brettenthaler.