SCHREINEREI DANDL

Ich und mein Holz

Ein Artikel von Birgit Fingerlos (für holzkurier.com bearbeitet) | 01.02.2024 - 14:23

Vom bis unter die Decke gefüllten, mit einer Klimatisierung von Range + Heine (R+H), Winnenden/DE, ausgestatteten Holzlager führt der Weg des Materialflusses nach nebenan, zum Working Process-Bearbeitungszentrum und von dort zu den Handarbeitsplätzen. Derzeit laufen dort die Arbeiten an einer Hallenumnutzung hin zu einer neuen Haustüren- und Innentürproduktion. Aber schon jetzt darf das Gelände als Areal bezeichnet werden. Der Fensterhersteller hat 140 Beschäftigte und ist im lohnintensiven, bayerischen Freistaat tätig.

Deshalb scheint der Begriff „Schreinerei“ für diesen modern aufgestellten Betrieb eigentlich nicht recht zu passen. Auch wenn in der großzügig auf dem oberen Stockwerk untergebrachten Ausstellung das Handwerkliche in den Vordergrund gestellt wird. „Für mich zeigt die Schreinerei Dandl hier, was sie kann – und was sie auch ausmacht. Denn das ist kein von einem Architekten durchgestylter Showroom, hier stehen die in hervorragender Handwerksqualität gefertigten Fenster und Haustüren für sich“, sagt R+H-Geschäftsführerin Claudia Max-Heine anerkennend. Es gibt sogar ein liebevoll eingerichtetes Schreinermuseum. Dieses ist mit teils jahrhundertealtem Werkzeug eingerichtet. Es sieht so aus, als wollten die Dandls sagen: „Seht her, wir kommen aus dem Handwerk.“

Die Oberfläche als Qualitätsmerkmal

„Es kann gar keinen Zweifel daran geben, dass wir auch heute noch uneingeschränkt ein Handwerksbetrieb sind“, sagt Florian Dandls Vater, Hans Dandl. Ein Punkt ist dem Senior wichtig: „Für uns zählt jeder einzelne Auftrag“. Dabei zeigt er ein Altholzfenster, auf das die immer wieder zitierte „Möbelqualität“ wirklich passt. Denn das ist für ihn Handwerk: Bei allen Verdiensten und namhaften Aufträgen im Objektgeschäft ist Dandl doch für jeden Bauherrn, speziell in der Region, der Schreiner im Ort, der die Fenster liefert.

„Vor zehn Jahren standen wir in Sachen Automation in der Beschichtung noch am Anfang – klar gab es erste Lackierroboter, aber wir bei Range + Heine waren noch nicht ganz überzeugt, inwiefern Handling und Komplexität zu unseren bauhandwerklichen beziehungsweise bauindustriellen Absatzmärkten passten. In dieser Zeit hat uns die Schreinerei Dandl das Vertrauen gegeben“, erinnert sich Max-Heine. Die Frage, warum man so zeitig und proaktiv in die Roboterlackierung investierte, lässt sich laut Hans Dandl gut beantworten: „Die Gründe waren zum einen der Anspruch einer reproduzierbaren, insgesamt höheren Oberflächenqualität, gleichzeitig aber auch damals schon der Mangel an geeigneten Fachkräften für die Handlackierung.“

Als der erste Roboter geliefert wurde, ist „der bayerische Tunesier“ Lassad Soula einfacher Mitarbeiter in der Lackiererei. Ihm wurde schnell klar, dass sich in seinem Tätigkeitsbereich einiges ändern wird. Sein neuer Arbeitskollege war eigentlich als Roboterbediener vorgesehen. Dieser reagierte aber sehr zurückhaltend auf den Technologiesprung. Da sah Soula seine Chance: „Wir wurden damals von den Mitarbeitern von R+H sowie dem Roboterhersteller CMA gecoacht“, erinnert er sich. So stieg er bald zum Leiter der Oberflächentechnik auf.

Was Max-Heine wichtig ist, ist die Langfristigkeit des Invests in die Anlagentechnik von R+H: „Wer kurzfristig Preise vergleicht, der wird vielleicht auch mal günstigere Tarife finden – aber uns ist die mittel- und langfristige Kundenbeziehung wichtig“, sagt die Unternehmerin. Sie ist die Tochter von Werner Heine, der bis heute als Pionier in der Automatisierung der Beschichtungstechnik gilt. Dabei ist der Kundenwunsch bei R+H Ausgangspunkt aller Überlegungen: „Dandl ist weitergewachsen und beauftragte jetzt eine zweite Roboterlackierung. Diese wurde als Einkreissystem vom Aufhängen der Elemente bis zum Trocknen der grundierten und roboterlackierten Elemente geplant. Weil unsere Anlagen eben nicht nur zehn Jahre halten, haben wir nun die 2013 gelieferte Flutanlage, die hervorragend in Schuss ist und beim ersten, nun für Hausinnen- und Hauseingangstüren genutzten Roboter nicht mehr benötigt wird, hierher, an die neue Lackieranlage umgezogen – wie es sich der Kunde gewünscht hatte.“

Zufriedenheit als Tradition

R+H tritt als Generalübernehmer auf. Der Anlagenbauer koordiniert alle angrenzenden Gewerke, wie Fördertechnik, Absaugung beim manuell ausgeführten Zwischenschliff und die Halogentrocknung. Das Unternehmen aus Winnenden hat sich der Ressourcenschonung verschrieben. Ein Beispiel hierfür ist die Ecola. Das ist ein recycelbarer Vorabscheider für Filtermatten in der Spritzkabine. Damit werden der Betrieb, die Reinigung der Systeme und der geringere Verschleiß der Filter sichergestellt. Ein weiteres Beispiel ist die Koagulieranlage. Diese dient unter anderem der Wiederaufbereitung des Brauchwassers.

Natürlich hat eine Reduktion des Wasserverbrauchs für das Unternehmen in erster Linie eine wirtschaftliche Dimension. Dazu kommen Besonderheiten, die an der Gesundheit der Mitarbeiter ausgerichtet sind. So unterstützt beispielsweise eine Hebe- und Senkvorrichtung Soula und seine Kollegen beim Aufhängen der Holzrahmen vor der Imprägnierung. Weiters ist an der Anlage für den manuellen Zwischenschliff eine Absaugung installiert, damit der Holzstaub und Lackpartikel sich nicht in den Atemwegen festsetzen.

Es gibt viele durchdachte Details, die zum gewünschten Oberflächenfinish beitragen. So begünstigen etwa die schräg gestellten Traversen nach dem Fluten das möglichst vollständige Abtropfen. Range + Heine hat zwischenzeitlich eine gut dreistellige Zahl an Lackierrobotern mit dem entsprechenden, anlagentechnischen Umfeld geliefert. Der Anlagenbauer lässt diese Erfahrungen in Kundenprojekte, wie bei der Schreinerei Dandl, einfließen. Gleichzeitig wird aber jede Aufplanung individuell konstruiert. Dabei achtet man auf den Kundenwunsch und die jeweiligen Erfordernisse in der Produktion vor Ort. „Wir sind auch mit der zweiten Lackieranlage, die wir im Herbst in Betrieb genommen haben, vollauf zufrieden – die Erwartungen an die Qualität der Beschichtung, aber auch an die Produktivität und die Bedienbarkeit wurden nicht enttäuscht“, sagt Florian Dandl.