Einen gruppenweiten Umsatz in der Höhe von 4,13 Mrd. € (–7,1 % im Vergleich zum Vorjahr) erreichte die Egger-Gruppe, St. Johann in Tirol, im Geschäftsjahr 2023/24. Ein EBITDA von 493,6 Mio. € (–18,1 %) wurde erzielt. Die EBITDA-Marge betrug 11,9 % (Vorjahr: 13,5 %). Die Eigenkapitalquote liegt mit 43,5 % weiterhin auf einem hohen Niveau. Das turbulente gesamtwirtschaftliche Umfeld forderte auch den international tätigen Holzwerkstoff-Hersteller. „Wir sind mit den Ergebnissen nicht rundum zufrieden. Zugleich sind wir stolz darauf, dass wir uns in diesem wirklich sehr schwierigen Umfeld gut behaupten konnten“, erklärte Thomas Leissing, Gruppenleiter für Finanzen und Verwaltung sowie Sprecher der Gruppenleitung, auf der Jahrespressekonferenz am 1. August.
Hoher Kostendruck am Markt
Im Geschäftsjahr 2023/24 wurden von der Egger-Gruppe 10,4 Mio. m3 Holzwerkstoffe und Schnittholz produziert, im Jahr davor waren es 9,6 Mio. m3. „Trotz der Marktschwäche konnten wir unsere Anlagen gut auslasten“, bestätigte Hannes Mitterweissacher, Gruppenleiter für Technik und Produktion. In den einzelnen Produktbereichen spürte Egger die Effekte der gesamtwirtschaftlichen Eintrübung in unterschiedlicher Ausprägung. „Die Menschen in den allermeisten unserer Märkte leiden unter der hohen Inflation, den höheren Lebenshaltungskosten und auch den erschwerten Bauvoraussetzungen. Dies alles führte zu einer schwachen Konsumneigung und einem deutlichen Rückgang der Baugenehmigungen – und damit letztlich zu schwacher Nachfrage nach unseren Produkten“, resümierte Michael Egger jun., Gruppenleiter für Vertrieb und Marketing.
Die Egger-Gruppenleitung: Thomas Leissing, Frank Bölling, Michael Egger jun. und Hannes Mitterweissacher (v. li.) © Egger Holzwerkstoffe
Einen erheblichen Markt- und Preisdruck gab es im Fußbodenbereich sowie bei den Produkten für den konstruktiven Holzbau. Der unkonsolidierte Umsatz fiel in dieser Sparte auf 704,9 Mio. € (–22 %). Im Bereich Decorative Products, in dem Egger die Produkte für den Möbel- und Innenausbau zusammenfasst, konnten die Werke in West- und Osteuropa gut ausgelastet werden. Die Lage in den Kernmärkten in Mitteleuropa gestaltete sich allerdings herausfordernd. Insbesondere der deutschsprachige Raum wies einen hohen Markt- und Preisdruck auf. „2023 erlebten wir einen dramatischen Absatzabschwung. Im 4. Quartal war es schwierig, alle Werke auszulasten. Zu Jahresbeginn gab es einen Aufschwung. Die Einführung der Egger-Kollektion Dekorativ 24+ sorgte für positive Impulse und gute Auftragseingänge“, erklärte Egger jun. So erwirtschaftete der Bereich Decorative Products im Geschäftsjahr 2023/24 einen unkonsolidierten Umsatz von 3,6 Mrd. € (–3,8 % zum Vorjahr).
Wichtige Meilensteine erreicht
Im Vorjahr erzielte die Egger-Gruppe einige strategische Meilensteine in Wachstum und Klimaschutz. Mit dem Bekenntnis zum Net Zero-Ziel bis 2050 wird eine richtungsweisende Klimastrategie verfolgt. Erste Investitionsprojekte, die auf dieses Klimaschutzbekenntnis einzahlen, setzt der Holzwerkstoff-Hersteller bereits um. Mit 569 Mio. € investierte das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr eine Rekordsumme.
„Dank unserer sehr soliden finanziellen Basis und unserer langfristigen Strategie gelingt es uns, auch in schwachen Marktsituationen Wachstumsschritte zu setzen und gegen den Markt zu wachsen. Wir haben das Jahr intensiv genutzt, um unsere Position auszubauen“, erklärte Leissing. „Neben Unternehmensakquisitionen verteilen sich diese Aufwendungen auf alle unsere Werke – zur Sicherung der besten industriellen Basis, um bestehende Kapazitäten zu erweitern und um möglichst ressourcenschonend in geschlossenen Kreisläufen zu produzieren“, erläuterte Frank Bölling, Gruppenleiter für Logistik. Mitterweissacher hob die Übernahme des Spanplattenwerks in Markt Bibart/DE hervor. Es ist das 22. Werk der Egger-Gruppe. Mehr als 200 Mio. € werden dort in die Modernisierung fließen.
Neben der Werksübernahme in Markt Bibart sieht Mitterweissacher auch die im Vorjahr getätigte Beteiligung am thailändischen Holzwerkstoff-Hersteller Panel Plus als wichtigen Expansionsschritt. Er erklärte: „Die Minderheitsbeteiligung ist unser erster Schritt in diesen zukunftsträchtigen Markt. Jetzt gilt es, das Ganze auszubauen und die Synergien zu heben.“
Gedämpfter Ausblick
„2023/24 haben wir sehr viel Aufbauarbeit geleistet. Ins nächste Jahr blicken wir optimistisch. Die Rahmenbedingungen sind aber schwierig. Es gibt nirgends mehr einen boomenden Markt“, meinte Leissing. Die gesamtwirtschaftlichen Aussichten bleiben verhalten. Bestimmende Elemente sind die schwachen Märkte, der daraus resultierende Preisdruck und geopolitische Krisen, wie der anhaltende Russland-Ukraine-Konflikt, die Hyperinflation und der drastische Markteinbruch in Argentinien sowie der Konflikt im Nahen Osten. Die Umsatz- und Ergebniserwartungen für Egger fallen entsprechend gedämpft aus.