Kein Blatt vor dem Mund nahm sich der Präsident des Verbandes Deutscher Papierfabriken VDP, Dr. Georg Holzhey, eingeladen vom Deutschen Forstwirtschaftsrat DFWR am 13. Juni als Festredner zur Jahrestagung in der Stadt des Stammsitzes der Papierindustrie Heindl, Augsburg/D, seit kurzem in einem Boot mit der finnischen UPM Kymmene. Holzhey sparte selbst Kritik am DFWR nicht aus:
- „Wir wünschen uns eine Stärkung der Durchschlagskraft und Kompetenz des DFWR.”
- „Der Rückzug des Staates auch in den Reihen der Forstwirtschaft wäre erstrebenswert.”
Es sei hoch an der Zeit, zügig eine neue Partnerschaft zwischen Papierindustrie und Forstwirtschaft zu realisieren. Am Papiersektor habe man die Notwendigkeit der Dokumentation der Nachhaltigkeit früher erkannt und freue sich über die Zertifizierung. Allerdings: „Die Konkurrenz der beidenSysteme hätte bei früherem Einschwenken vermieden werden können, die gegenseitige Anerkennung muss das Ziel sein,” appelliert Holzhey an die Forstwirtschaft.„Die PEFC-Regeln sind eindeutig, praktikabel und erschwinglich.”
Georg HolzheyWozu subventionieren, wenn Holz Mangelware wird?Durchaus kontraproduktiv wird von der Papierindustrie die Subventionierung von Holz zur Energieerzeugung empfunden. „Der Markt schafft alleine mehr, als mit steuernden Eingriffen”, ist Holzhey überzeugt. Er macht dies an einem Beispiel aus der eigenen Industrie dingfest.
Man sei nicht generell gegen die Verfeuerung von Holz (wie etwa Teile der Forstwirtschaft nur für die Verbrennung von Altpapier sind), sondern wolle eben die Fasern so lange für die Papiererzeugung nutzen, bis sie wirklich zu kurz sind, um wieder in den Prozess integriert zu werden. Dann gehe man selbst zur Verbrennung über, was die Papierindustrie weitgehend energieautark mache.
„Es klingt zwar deplatziert, in einer Zeit des Holzüberflusses nach Orkan Lothar von Mangel zu sprechen, aber alleine in Baden-Württemberg wird ein Rückgang der Ernte von Fichten-Industrie-Schwachholz um bis zu 70% erwartet”, zitiert Holzhey Hochrech- nungen aus der Forstinventur. Hauptkonkurrent ist die Holzwerkstoffindustrie, mit der man gemeinsam um den Rohstoff rittert. „Die FSC-Vertreter sollten sich überlegen, ob sie nicht doch mit PEFC können.”
Georg HolzheyAlleine bis 2003 werden in Deutschland 36,5 Mio. fm/J Industrieholz gebraucht, um 7,7 Mio. fm mehr als heute. Da gießt man mit einer Unterstützung der Verbrennung vonSeiten der EU Öl ins Feuer der Papier- und auch der Plattenindustrie.Völlig unrealistische EU. „Wir halten die Vorgaben der EU für völlig unrealistisch”, ätzt Holzhey. Sollte die Energieerzeugung mit Holz bis 2010 auf einen Anteil von 12% verdoppelt werden, so wären 163 Mio. fm/J Holz dazu notwendig. Zum Vergleich: Für Holz- und Zellstoff werden derzeit in ganz Westeuropa samt Skandinavien 30 Mio. fm Industrieholzäquivalente eingesetzt. „Der Erfinder der Nachhaltigkeit, die Forstwirtschaft, kann doch nicht vom bundesweiten Nachhaltigkeitsrat ausgeschlossen sein.”
Georg HolzheyViel wichtiger wäre es dagegen, die Holzschillinge, die auf der Straße bleiben oder schon bei der Ernte verlorengehen, aufzuheben. Zudem ist die Werkseingangsvermessung selbst beim Industrieholz in Deutschland noch immer ein Thema, in Österreich und Skandinavien längst Standard.
„Es gibt eigentlich kaum mehr technische, sondern vielmehr organisatorische und mentale Hemmnisse”, so Holzhey. Eine moderne Administration mit den richtigen Schnittstellen müsste eigentlich zu einer Goldgrube werden.
- „Wir wünschen uns eine Stärkung der Durchschlagskraft und Kompetenz des DFWR.”
- „Der Rückzug des Staates auch in den Reihen der Forstwirtschaft wäre erstrebenswert.”
Es sei hoch an der Zeit, zügig eine neue Partnerschaft zwischen Papierindustrie und Forstwirtschaft zu realisieren. Am Papiersektor habe man die Notwendigkeit der Dokumentation der Nachhaltigkeit früher erkannt und freue sich über die Zertifizierung. Allerdings: „Die Konkurrenz der beidenSysteme hätte bei früherem Einschwenken vermieden werden können, die gegenseitige Anerkennung muss das Ziel sein,” appelliert Holzhey an die Forstwirtschaft.„Die PEFC-Regeln sind eindeutig, praktikabel und erschwinglich.”
Georg HolzheyWozu subventionieren, wenn Holz Mangelware wird?Durchaus kontraproduktiv wird von der Papierindustrie die Subventionierung von Holz zur Energieerzeugung empfunden. „Der Markt schafft alleine mehr, als mit steuernden Eingriffen”, ist Holzhey überzeugt. Er macht dies an einem Beispiel aus der eigenen Industrie dingfest.
Man sei nicht generell gegen die Verfeuerung von Holz (wie etwa Teile der Forstwirtschaft nur für die Verbrennung von Altpapier sind), sondern wolle eben die Fasern so lange für die Papiererzeugung nutzen, bis sie wirklich zu kurz sind, um wieder in den Prozess integriert zu werden. Dann gehe man selbst zur Verbrennung über, was die Papierindustrie weitgehend energieautark mache.
„Es klingt zwar deplatziert, in einer Zeit des Holzüberflusses nach Orkan Lothar von Mangel zu sprechen, aber alleine in Baden-Württemberg wird ein Rückgang der Ernte von Fichten-Industrie-Schwachholz um bis zu 70% erwartet”, zitiert Holzhey Hochrech- nungen aus der Forstinventur. Hauptkonkurrent ist die Holzwerkstoffindustrie, mit der man gemeinsam um den Rohstoff rittert. „Die FSC-Vertreter sollten sich überlegen, ob sie nicht doch mit PEFC können.”
Georg HolzheyAlleine bis 2003 werden in Deutschland 36,5 Mio. fm/J Industrieholz gebraucht, um 7,7 Mio. fm mehr als heute. Da gießt man mit einer Unterstützung der Verbrennung vonSeiten der EU Öl ins Feuer der Papier- und auch der Plattenindustrie.Völlig unrealistische EU. „Wir halten die Vorgaben der EU für völlig unrealistisch”, ätzt Holzhey. Sollte die Energieerzeugung mit Holz bis 2010 auf einen Anteil von 12% verdoppelt werden, so wären 163 Mio. fm/J Holz dazu notwendig. Zum Vergleich: Für Holz- und Zellstoff werden derzeit in ganz Westeuropa samt Skandinavien 30 Mio. fm Industrieholzäquivalente eingesetzt. „Der Erfinder der Nachhaltigkeit, die Forstwirtschaft, kann doch nicht vom bundesweiten Nachhaltigkeitsrat ausgeschlossen sein.”
Georg HolzheyViel wichtiger wäre es dagegen, die Holzschillinge, die auf der Straße bleiben oder schon bei der Ernte verlorengehen, aufzuheben. Zudem ist die Werkseingangsvermessung selbst beim Industrieholz in Deutschland noch immer ein Thema, in Österreich und Skandinavien längst Standard.
„Es gibt eigentlich kaum mehr technische, sondern vielmehr organisatorische und mentale Hemmnisse”, so Holzhey. Eine moderne Administration mit den richtigen Schnittstellen müsste eigentlich zu einer Goldgrube werden.
Strategische Allianzen. Zur Durchsetzung der Erhöhung der LKW-Gewichtslimits auch auf Deutschlands Straßen über 40 t sei das Eingehen strategischer Allianzen notwendig. Die Bahn begebe sich selbst aufs Abstellgleis, wenn bis zu 50% der Verladebahnhöfe, überwiegend am Land, geschlossen werden. Die Privilegierung der Umweltschutzverbände, denen eine Verbandsklage in Rechtsverfahren möglich ist, sollte auch andere Gruppen umfassen.
Interessiert nahm der Präsident des DFWR, Hermann Ilaender, die Kritik Holzheys auf. Das Schlachthaussyndrom habe die Forstwirtschaft langsam und fast unbemerkt in eine ernste politische Krise geführt. Sie dürfe nicht immer nur reagieren, sondern müsse auch agieren - etwa mit demWaldgipfel am 23. und 24. Oktober in Bad Honnef nahe Bonn, wo alle gesellschaftlichen Gruppen zum Diskutieren eines Generationsvertrages mit der Forstwirtschaft zur Nachhaltigkeit eingeladen sind. Warum sollen konstruktive Gespräche etwa mit Umweltverbänden nicht möglich sein, fragt Ilaender.Wozu Parallelkompetenzen? Die deutsche Forstwirtschaft kritisiert massiv den Auf- bau von Parallelkompetenzen via Naturschutzgesetz und den Wegfall der Bezeichnung „Forsten” im neu besetzten Bundesministerium für nun nur mehr „Ernährung und Landwirtschaft”. Dort scheinen zudem im Zuge der Reorganisation die Forstleute ausgedünnt zu werden.
In eine win-win-Situation will man mit der neuen Schnittstellendefinition zum Datenaustausch zur Werkeinsgangsvermessung kommen. In Baden-Württemberg soll Anfang 2002 ein Pilotprojekt dazu anlaufen. Die Bewertung von Krümmung und Abholzigkeit wurde geklärt.
Neu aufrollen wollen die deutschen Forstleute die Diskussion um die europäische Rundholznormung, nach der, mit der HKS verglichen, der Großteil des Holzes in C und D einzusortieren ist. Aus der Verwaltungspraxis. „Immer zuerst mit den Betroffenen reden”, so ging der Regierungspräsident der Schwaben, Ludwig Schmid, die Umsetzung der FFH-Richtlinie an. Zwar liegen zwei Drittel der Gebiete im Staatswald, doch alleine das Erstellen der Gutachten fordert die Personalkapzitäten des Landes bis an die Grenze. Da schätzt Schmid auch bei Orkankatastrophen das Einheitsforstamt.
Interessiert nahm der Präsident des DFWR, Hermann Ilaender, die Kritik Holzheys auf. Das Schlachthaussyndrom habe die Forstwirtschaft langsam und fast unbemerkt in eine ernste politische Krise geführt. Sie dürfe nicht immer nur reagieren, sondern müsse auch agieren - etwa mit demWaldgipfel am 23. und 24. Oktober in Bad Honnef nahe Bonn, wo alle gesellschaftlichen Gruppen zum Diskutieren eines Generationsvertrages mit der Forstwirtschaft zur Nachhaltigkeit eingeladen sind. Warum sollen konstruktive Gespräche etwa mit Umweltverbänden nicht möglich sein, fragt Ilaender.Wozu Parallelkompetenzen? Die deutsche Forstwirtschaft kritisiert massiv den Auf- bau von Parallelkompetenzen via Naturschutzgesetz und den Wegfall der Bezeichnung „Forsten” im neu besetzten Bundesministerium für nun nur mehr „Ernährung und Landwirtschaft”. Dort scheinen zudem im Zuge der Reorganisation die Forstleute ausgedünnt zu werden.
In eine win-win-Situation will man mit der neuen Schnittstellendefinition zum Datenaustausch zur Werkeinsgangsvermessung kommen. In Baden-Württemberg soll Anfang 2002 ein Pilotprojekt dazu anlaufen. Die Bewertung von Krümmung und Abholzigkeit wurde geklärt.
Neu aufrollen wollen die deutschen Forstleute die Diskussion um die europäische Rundholznormung, nach der, mit der HKS verglichen, der Großteil des Holzes in C und D einzusortieren ist. Aus der Verwaltungspraxis. „Immer zuerst mit den Betroffenen reden”, so ging der Regierungspräsident der Schwaben, Ludwig Schmid, die Umsetzung der FFH-Richtlinie an. Zwar liegen zwei Drittel der Gebiete im Staatswald, doch alleine das Erstellen der Gutachten fordert die Personalkapzitäten des Landes bis an die Grenze. Da schätzt Schmid auch bei Orkankatastrophen das Einheitsforstamt.
Deutsche Papierindustrie-Facts
Produktion: 18,1 Mio. t/J (5. größte weltweit)
Umsatz: 25,1 Mrd.DM (2000)Deutsche Holzindustrie-Facts
Beschäftigte: 700.000
Jahresumsatz: 175 Mrd.DM (samt Forstwirtschaft)Deutsche Forstwirtschaft-Facts
Waldbesitzer: 1,3 Mio.
Beschäftigte: 75.000
Produktion: 18,1 Mio. t/J (5. größte weltweit)
Umsatz: 25,1 Mrd.DM (2000)Deutsche Holzindustrie-Facts
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Jahresumsatz: 175 Mrd.DM (samt Forstwirtschaft)Deutsche Forstwirtschaft-Facts
Waldbesitzer: 1,3 Mio.
Beschäftigte: 75.000