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Dipl.-Ing. Dr. Walter Wolf © Sprenger

Forststraßen und Naturschutz

Ein Artikel von Administrator | 01.11.2001 - 00:00
Österreich ist eines der weltweit dichtest erschlossenen Waldländer: 150.000 Lkw-fahrbare Forststraßen (44,9 lfm/ha) und über 140.000 unbefestigte Rückewege bilden das Transportnetz im Wald, so Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger, WWF-Österreich, Waldabteilung, beim Forststraßenseminar der Oberösterreichischen Akademie für Umwelt und Natur am 15. Oktober an der FAST Ort, Gmunden. Der Naturschutz sprocht von vorwiegend negativen Auswirkungen durch den Forststraßenbau. Argumente für den Bau - die Erschließung sei unabdingbar für die Schutzwaldpflege, ein geeignetes Wildtiermanagement oder die Holzbringung im Gebirgswald würden einer anschließenden kritischen Erfolgsbilanz nicht immer standhalten.Abschätzung der Folgewirkungen. Bei der Resterschließung in schwierigem Gelände müssen die Folgewirkungen stärkere Bedeutung bereits bei der Planung haben, so Dr. Gottfried Schindlbauer, Leiter der Naturschutzabteilung des Landes Oberösterreich. Forsttechnikdiskussionen sind heute nicht mehr notwendig - wohl sei aber eine Harmonisierung der Förderungen anzustreben. Sie müssten auch mit einer Regelung für Entschädigungen einhergehen. Schindlbauer ist mit Landesforstdirektor Dipl.-Ing. Roland Weilharter einig, dass der Naturschutz in der Forstgesetznovelle stärker als bisher verankert werden wird (sh. nebenstehenden Bericht).
Die Gesellschaft erwartet einen multifunktionalen Waldbau; die Funktionen könnten aber nur in einem bewirtschafteten Wald sichergestellt werden, so Weilharter weiter. Plenterwaldbewirtschaftung und die Rationalisierung in der Waldarbeit sind Argumente für eine entsprechende Wegedichte.
Die Waldflächen werden im Gegenzug weniger befahren. Trotz der allgemein guten Erschließung werde man wöchentlich mit Bauansuchen konfrontiert.
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Dipl.-Ing. Dr. Walter Wolf © Sprenger

Offene Fragen aus der Praxis. 24.400 lfm (55 lfm/ha) Rückewege und 13.900 lfm Lkw-taugliche Straßen bestehen in Oberösterreich, so Dipl.-Ing. Dr. Walter Wolf, Landesforstdirektion. Er schätzt die noch notwendige Resterschließung auf 1000 km LKW-Straßen. Gut funktioniere der Forststraßenbau bei der technischen Planung und Errichtung. Probleme sieht er in der Erschließungsdichte (übererschlossenes Mühlviertel), bei Gerinnequerungen („die Furt ist kein Allheilmittel”)sowie bei Böschungsbegrünungen. Bei der Waldbewirtschaftung und Schutzwalderschließung sind intensive Variantenvergleiche ein Gebot der Stunde, wobei die Nullvariante ebenfalls eine Alternative sei. Die Forstwirtschaft müsse sich bewusst sein, dass sie an der Glaubwürdigkeit beim Straßenbau gemessen wird.
Die Zukunft liegt für Wolf in Gemeinschaftsprojekten, ausgehend von bestehenden Straßennetzen, sowie maßvollen Förderungen und Schutzwalderschließungen. Dort seien alle Möglichkeiten der Holznutzung, vor allem der Seilbringung, zu prüfen.
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Univ.-Prof. Dipl.-FW Dr. Hubert Dürrstein © Sprenger

Technikfolgen abschätzen. Die Holzernte- und Transporttechnologie habe sich rascher als der Forststraßenbau entwickelt. Es müsse daher geprüft werden, ob Linienführung, Straßengeometrie und Dimensionierung diesen neuen Anforderungen überhaupt noch gerecht werden, so die Kritik von Univ.-Prof. Dipl.-FW Dr. Hubert Dürrstein, Universität für Bodenkultur. Damit werden einige neue Straßenprojekte erklärt. Integrale Ansätze sollten die Planung und die Technikfolgenabschätzung begleiten. In der Naturschutzdiskussion vermisst er die Stärkung der betrieblichen Standpunkte. Ohne Entschädigung könne niemand auf die Bewirtschaftung verzichten.