Plenterwald

Ein Artikel von Administrator | 03.06.2003 - 00:00
Auf dem Weg zum Plenterwald war das Thema der Pro Silva Austria-Tagung unter Führung von Boku-Waldbauprofessor Dr. DI Josef Spörk am 8. Mai im Raum Vöcklabruck/Vöklamarkt.
Die Praxis-Eindrücke in der Umwandlung von Altersklassenwald in ertragsreichen Plenterwald:
- Voraussetzung: Schalenwildbestand nur in der Höhe der ganzjährig vorhandenen natürlichen Äsung (eventuell Auswertung von Kontroll-Zäunungen
- Konsequente schrittweise Freistellung der Naturverjüngung, um Vergrasung am Wege zum stufigen Bestand zu verhindern
- Geduld - je nach Standorts-Bonität und Mastjahren ergänzende Pflanzung standortgerechter Laubhölzer und Lärche - dies sollte gleichzeitig der Pflege astreiner Z-Stämme dienenNichts Neues zum Thema Plenterwald. Aber mit der Umsetzung in die Tat scheitert es vielfach. Kammerforstdirektor (i. R.) DI Dr. Peter Kar hatte es den Teilnehmern mit der Kopie einer gemeinsamen Plenterwald-Empfehlung der Forstvereine Krain-Küstenland und Oberösterreich-Salzburg aus 1900 bestätigt.
Der Schlüssel, um das Tor zum Weg in den Plenterwald zu öffnen, liegt heute im 1. aufgeführten Punkt. Im Revier Vöcklabruck (120 ha) des Stiftes St. Florian hatte Förster Ing. Othmar Aichinger mit Dienstantritt 1991 das Steuer zur naturnahen Waldbewirtschaftung herumgerissen. Anlass waren der Ausfall der Naturverjüngung seit 1985 durch Verbiss, ferner schwere Schneebruchschäden 1979, SO2-Immissionen bis 1987 von Chemiefaser Lenzing und Braunkohle-Kraftwerk Timelkam.
Nachbar-Forstbetrieb Dellacher - zu dem Forststudenten und Försterschüler schon vor 50 Jahren pilgerten, um die Naturverjüngung dank eines Schalenwildbestandes auf Basis der natürlichen Äsung zu studieren - erleichterte es St. Florian, seinen Wildstand anzupassen.
„Wichtig ist, dass der mit dem Plenterwald
erzielbare zusätzliche Zuwachs für den Betrieb
auch genutzt werden kann.”Josef Spörk„Gefüttert wird nur in Notzeiten - und die gibt’s
hier nicht (500 m Seehöhe mit guter Krautschicht).”Othmar Aichinger
Naturverjüngung mit voller Wucht. In den vergangenen 12 Jahren kam die Naturverjüngung mit voller Wucht. Ein Teilnehmer fragte schon besorgt, was zu tun sei, wenn die Tannenverjüngung überhand nimmt.
Kar beruhigte: Diese Frage beantworten wir erst, wenn sie sich stellt - und das ist nicht absehbar. Scherzhaft fügte er hinzu: Dafür sorgt schon der oberösterreichischen Jagdverband, dass der Wald nicht „vertannt”.
Im Revier Vöcklabruck hält Aichinger alle 20 m 3,5 m bis 4 m breite Pflegegassen in den Altbeständen mit mannshoher Verjüngung frei, um alle 10 Jahre Durchforstungsholz mit Forwardern auszubringen. Die Arbeit mit Harvestern schade der Naturverjüngung und sei zu teuer, wenn die Maschine das Reisig mitnimmt.
Mayr-Facts
Eigentum: 62 ha
Landwirtschaft: 30 ha, sowie 25 ha Pacht, 100 Stück Vieh
Wald: Fichte, Tanne, Buche 36 ha, ungleichaltrig 80%, gleichaltrig 20%
Seehöhe: 600 m
Niederschlag: 1140 mm
Waldnutzung durch Waldbesitzer mit Traktor und Seilwinde (fallweise Akkordant)
Aufschließung: 80 lfm/ha
Holzverkauf: 200 fm/J je nach Marktlage
Spezialitäten: Furnierholz, starkes Tannen-Bauholz, Mondholz
Eigenbedarf: 60 srm Hackgut für Heizung
Zuwachs in Plenterwald nicht zu unterschätzen. Bundesforste-Waldbau- und Controlling-Chef, Prokurist Dr. DI Peter Weinfurter, warnte davor, den Zuwachs im Plenterwald zu unterschätzen - aber auch vor der Utopie, die Umwandlung eines Altersklassenwaldes in einen Plenterwald in einem Umtrieb zu schaffen. Im 2. Umtrieb könne man bestenfalls eine stärkere Strukturierung erreichen. Vielleicht werden im 3. Umtrieb Ansätze eines Plenterwaldes sichtbar.
„Es ist kein Unglück, wenn das Ziel erst später erreicht wird. Das Risiko früher Eingriffe muss man eingehen”, verlangt Weinfurter.
Spörk empfiehlt, der Lärchen-Verjüngung Licht zu geben, aber generell rechtzeitig mit Astung beziehungsweise Umfütterung für Astreinheit zu sorgen.
Bei Sturmkalamitäten sollte man nicht gleich die Flinte ins Korn werfen und einen Gesamtabtrieb des Bestandes anpeilen, sondern alle Stämme mit 4 bis 5 grünen Astquirlen stehen lassen. Nach 5 Jahren unbedingt kontrollieren. Bei Fichte sollte man rechtzeitig auf Anzeichen von Rotfäule achten (wie dicker Stammfuß).
Wiederwahl Die Vollversammlung von Pro Silva Austria führte zügig Geschäftsführer DI Günther Flaschberger zur Wiederwahl des Vorstandes mit Univ. Prof. Dr. Josef Spörk an der Spitze und seiner Stellvertreter OFM DI Martin Pollak, DI Andreas Amann, Schnifis. Kooptiert: Forstvereinspräsident FR.h.c. DI Bertram Blin (vertreten durch ÖBf-Prokurist Dr. DI Peter Weinfurter), HR DI Artur Perle, LFI Tirol, Waldbauer Franz Kocher, Laßnitz bei Murau, Dr. DI M. Shirvany, Wien.
Pro Silva Austria umfasst 353 Mitglieder, davon je zur Hälfte Forstakademiker sowie Förster und Waldbesitzer.
Informationen: guenther.flaschberger@ktn.gv.at
Plenterwald ideal für Bauernwald. Der bäuerliche Vollerwerbsbetrieb (Acker-GrünlandWald) Friedrich Mayr in Fornach bei Vöcklermarkt ist seit 1978 ein gern besuchtes Exkursionsziel für Berufskollegen, Forstleute, Studenten und Schüler weil die Früchte einer Umwandlung vom Altersklassenwald zum Plenterwald schon zu sehen sind. Ermöglicht wurde die Plenterwirtschaft in der Südostecke des Kobernaußerwaldes durch die dort von den Bundesforsten erzielte Wildstands-Verringerung (Hoffentlich bleibt’s dabei ...).Überhegtes Schalenwild. Nach vielen Jahren des Ausfalles der Tannen- und Buchen-Verjüngung durch überhegtes ÖBf-Schalenwild und bis 1990 Absterben alter Tannen durch Immissions-Schäden, erheblicher Anfall von Schadholz durch Schneebruch und Sturm, aber ohne gravierende Nachteile für Plenterstruktur. Heute sind Keimlinge bis 20 cm Höhe zu 70% Tanne, zu 30% Fichte. In der Strauchschicht findet sich heute 65% Fichte und 25% Tanne. Das nächste Ziel ist die Förderung der Laubholz-Verjüngung.