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Konstantin Frhr. von Teuffel © Dipl.-Ing. Anton Sprenger

Waldforschung online

Ein Artikel von Dipl.-Ing. Anton Sprenger | 17.02.2005 - 00:00
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Konstantin Frhr. von Teuffel © Dipl.-Ing. Anton Sprenger

Am 16. Februar starteten Vertreter von 19 forstlichen Institutionen aus sieben Alpenländern beim Kick off-meeting in Triesenberg bei Vaduz/FL das einzigartige Kooperations-Projekt „KnowForAlp“und die gemeinsame Kommunikationsplattform www.waldwissen.net offiziell.
Das Projekt verfolgt drei Hauptziele, so Prof. Dr. Konstantin Freiherr von Teuffel, vom Lead-Partner Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg FVA, Freiburg/DE:
 • Forschungsergebnisse der alpenländischen Forstwissenschaft für die Praxis aufzubereiten
 • Engmaschiges Netzwerk von Fachkollegen aufbauen und als zentrales Forum zum Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu etablieren
 • Kompetenzsteigerung forstlicher Entscheidungsträger des Alpenraumes
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Harald Mauser © Dipl.-Ing. Anton Sprenger

Einzigartige Partnerkombination. Dem Partnernetzwerk gehören Forstliche Landes- und Forschungsanstalten, Waldbesitzerorganisationen, Landesforstverwaltungen und andere wichtige forstliche Partner (unter anderem ÖBf AG und Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammer Österreich PRÄKO) an. Eine führende Verantwortung und Initiative geht von den vier Forstforschungsanstalten – Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft LWF, Freising/DE, FVA, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL, Birmensdorf/CH sowie Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft BFW, Wien, aus. Die Leiter dieser Anstalten haben vor zwei Jahren die Grundlagen für das Projekt gelegt. BFW-Direktor DI Dr. Harald Mauser moderierte die Kick off-Veranstaltung. 2 Mio. € Startförderung für drei Jahre. Gefördert wird es für drei Jahre (bis Juni 2007) mit 2 Mio. € aus Mitteln des EU-Interreg IIIB-Programmes „Alpine Space“ erklärte Dr. Florian Ballnus, EU-Programmkoordinator. „Mit dieser Interreg-Förderung werden für den Zeitraum von 2000 bis 2006 insgesamt 126 Mio. € ausgeschüttet.
Nach dieser Startförderung wollen die Partnerorganisationen durch Hinzunahmen weiterer Mitglieder selbst weiterfinanzieren.
Durch den Zusammenschluss entsteht eines der größten forstlichen Experten-Netzwerke im Alpenraum, in dem weit über 400 Wissenschafter und Nutzergruppen repräsentiert sind. In waldwissen.net werden Fachinformationen zu elf Themen redaktionell aufbereitet und kostenlos angeboten. Die wissenschaftlichen Kurzbeiträge werden nach einer strengen Qualitätskontrolle durch Experten der Partnerinstitutionen in vier Redaktionen freigeschaltet. DasInternet-Portal wird in 5 Sprachen aufgebaut, wobei wichtige Beiträge auch (mehrfach) übersetzt werden.
Die Artikel sollen 5000 bis 10.000 Zeichen umfassen und fallweise mit pdf-Dokumenten versehen sein oder direkt zur Homepage der Partnerorganisation führen. Die Beiträge sind neutral ohne forstpolitische Intention. Veraltetes Fachwissen wird von der Homepage gelöscht.
Aktuelle Nachrichten aus der Forstwirtschaft wie derzeit die Bewältigung des Windwurfes in Skandinavien werden ebenso angeboten. Alle Beiträge sollen aber nicht in Konkurrenz zu etablierten Fachmedien stehen, betont man. Mit dem online-Start sind 600 Artikel, davon 95% in Deutsch verfügbar, so DI Reinhard Lässig, WSL. Die Betriebszentrale für waldwissen.net ist Birmensdorf.
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Dieter S © Dipl.-Ing. Anton Sprenger

Kernkompetenz darstellen. Mit „KnowForAlp“ wird die forstliche Kernkompetenz in einzigartiger Weise dargestellt. Es geht darum, spezifisches Wissen, das einen Mehrwert für die Anforderungen des Alpenraumes bringt zu bündeln. So kann die derzeit budgetär stark bedrängte Forstwissenschaft ihre knappen Ressourcen optimal umsetzen, merkte Dr. Alois Ospelt, Minister für Umwelt, Raum, Land- und Waldwirtschaft, Vaduz/Fl, an.
„Der Alpenraum mit seinem Paradoxon, einerseits Wertschätzung zu erfahren und andererseits Wertschöpfung erbringen zu müssen, steht unter einem gewaltigen Wettbewerbsdruck mit den urbanen Ballungszentren. Er kann aber seiner hohen touristischen Wertschöpfung, Energiegewinnung aus erneuerbaren Rohstoffen sowie der land- und forstwirtschaftlichen Produktion punkten“, so Prof. Martin Bösch, Universität St. Gallen. Wo ist Fachkompetenz gefragt. „Gerade der Forstsektor in den Alpen ist gewaltigen Veränderungen unterworfen“, erläuterte DI Dr. Dieter Stöhr, Landesforstdirektion Tirol. Die nachgewiesenen Steigerungen bei Zuwachs und Vorrat bei mäßig zunehmendem Einschlag für mancherorts zu deutlichen Veränderungen des Landschaftsbildes, deren Auswirkung etwa auf den Tourismus nicht abschätzbar sind. Wenig Wissen besteht auch über die Auswirkungen geänderter Waldnutzungen und die Wirkungen des Waldes zur nachhaltigen Verhinderung oder Verringerung von Katastrophen. Einfluss behalten. Die Forstleute sollten sich als Spezialisten für alpine Naturgefahren etablieren, wobei die Staatsforste heute mit Personalkürzung, Wirtschaften in größeren Einheiten, Marktorientierung, Profitdenken wie Privatunternehmen verhalten, die öffentliche Verwaltung an Einfluss verliert und Umweltorganisation sowie NGO an der Forstverantwortung nagen.
KnowForAlp sollte fachliche Hilfestellung zu wichtigen Themen wie Kosteneffizienz (Waldbau, Holzernte, Software Tools), zu Fragen der minimalen Waldbewirtschaftung (für den Kleinwald) zur Naturgefahrenprävention oder zur Biodiversität bieten. Gefragt und derzeit unterrepräsentiert sind zudem Arbeiten zu Management, Holzmarkt und Forsttechnologie. „Hier sollte Fachwissen durch Hinzunahme von Partnern wie der Universität für Bodenkultur Wien weiteres Wissen künftig gebündelt geboten werden“, ergänzte Mauser.