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Dr. Gerhard Pelzmann © DI Martin Heidelbauer

Datenwald nutzen

Ein Artikel von DI Martin Heidelbauer | 19.11.2005 - 00:00
Unverhältnismäßig, hohe Kosten und keine Kundenorientierung kennzeichnen den öffentlichen Forstdatenmarkt, so Zivilingenieur DI Clemens Neuber, Unterzeiring, während der Walddialog-Veranstaltung am 17. November im Lebensministerium, Wien. Lange Bestelldauer, unaktuelle Daten und keine zielgerichtete Informationsbereitstellung sind weitere Kritikpunkte. Zur Bearbeitung eines kleinen Kartenausschnitt muss man viel Kartenwerk (DKM) kaufen. Daten sollten Teil der öffentlichen Infrastruktur sein und von der gesamten Volkswirtschaft generiert werden. Vergleicht man den Datenwert von Europa (70 Mrd. €) und den 10-fach höherem in den USA (750 Mrd. €) lässt sich dies auf die kostenfreien Informationsbereitstellung zurückführen.Restriktfreier Datenaustausch gewünscht. „Weiters sollte der Datenaustausch zwischen Behörden möglichst restriktfrei sowohl finanziell als auch lizenzrechtlich (Nutzungsbedingungen) erfolgen“, erklärt Dr. Thomas Zelenka, Land-, Forst- und Wasserwirtschaftliches Rechenzentrum. Es gibt Hinweise, dass die neuen Preislisten des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen für die Wirtschaft billiger werden. Als kostenaufwändigste Kompenenten eines GIS-Systems bezeichnet DI Peter Fürst, ÖBf, Wien, die bereitgestellten Daten. Die Informationen gewinnen dann an Wert, wenn sie einen großen Benutzerkreis zur Verfügung gestellt werden. Durch sektorübergreifende Nutzung könnten neue Märkte geöffnet werden. Für einen one-stop-shop für Daten mit integralen Zugriff plädiert Zivilingenieur DI Markus Sommerauer, Scharnstein. Dafür sind aber nur einfache und nicht komplexe Daten geeignet.
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Dr. Gerhard Pelzmann © DI Martin Heidelbauer

Tagakutelle Vermögensrechnung. „Ein branchenübergreifendes Geo-Informationssystem für Waldbewirtschaftung und Holzfluss, das gemeinsam mit FMM, Salzburg, entwickelt wurde, wird Anfang 2006 für die Holzverrechnung der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft Steiermark eingeführt“, so Dr. Gerhard Pelzmann. Aufgrund der Internet-Applikation ist ein jederzeitiger Datenzugriff möglich und die Programminstallation sowie Wartung entfällt. Benutzer-Berechtigungen können vom User vergeben werden. Die Bildung beliebiger „virtueller Betriebe“ erlaubt bei der Holzabrechnung das Herausrechnen jeder Fläche. Durch den durchgängigen, modularen Aufbau lässt sich das System auch von Forstunternehmern, Holzkäufern und Frächtern nutzen. Mittels im Lkw installierter GPS-Data-Logger sieht man alle getätigten oder laufenden Holztransporte. Mithilfe grafischer Basis- und einfacher Forstdaten ist eine tagaktuelle Waldvermögensrechnung möglich. Laut eines Joanneum Research-Projekts würden Laser-scanning-Luftbilder vom steirischen Kleinwald auf 430.000 ha 1,2 Mio € kosten. Für die konventionelle Forsteinrichtung müsste man 7 Mio. € bezahlen.
Über die Informationsströme der Steirischen Landesforste auf 28.500 ha (davon 16.300 ha Wald) berichtete DI Andreas Holzinger. Entscheidend sind für ihn Datenqualität, -herkunft, Interpretationen über Zeitreihen sowie effiziente Datenfilter. Außerdem setzt er auf Online-Datenbanken und Transparenz.Tiroler Rauminformationssystem. „Raumbezogene Daten werden im Tiroler Rauminformationssystem (tigris) getrennt nach Plan- oder Kartenebene verwaltet“, so DI Florian Riccabona, Landesforstdirektion Tirol. Zu den Inhalten zählen beispielsweise das Forstwegenetz, die Schutzwaldverbesserungsprojekte, Waldentwicklungspläne sowie Luftgütemessungen. Ab 2006 soll eine interaktive Web-GIS-Applikation laufen. Unerschiedliche Basisinformationen aus DKM, Grundbuch und ÖK erschweren richtige Flächenbilanzen. Daher erwägt die Landesdirektion die Erstellung eines eigenen Waldlayers mithilfe von Laserscanning-Befliegungen. Geodaten und Waldpolitik-Entscheidungsgrundlagen. Über die Geodaten-Akquisition und -Aufbereitung im Land-, Forst- und Wasserwirtschaftlichen Rechenzentrum informierte Zelenka. „Das WebGIS im Intranet des Ministeriums steht den Ressort und externen Auftragnehmer zur Verfügung“, so DI Wolfgang Fahrner, Lebenministerium, GIS-Abteilung. Hochauflösende Luftbilder ermöglichen eine Genauigkeit von 25 cm.
Die Bedeutung waldrelevanter Informationen und Publikationen (Waldbericht) sowie forstlicher Raumplanungsdaten (Waldentwicklungs- und Gefahrenzonenplan) als Grundlage für forstpolitische Entscheidungen, erläuterten DI Johannes Prem, Lebensministerium, Waldpolitik-Abteilung, und Ing. Alexander Starsich, Lebensministerium, Forstliche Raumplanungs-Abteilung.