1187777576.jpg

Referenten am Fachkongress: Reinhard Binder, Martin Romer und Bruno Oberle (v. li.) © Eduard Belser

Schweizer Holzboom

Ein Artikel von Eduard Belser | 22.08.2007 - 00:23
1187777576.jpg

Referenten am Fachkongress: Reinhard Binder, Martin Romer und Bruno Oberle (v. li.) © Eduard Belser

Eine intensivere Nutzung der Ressource Holz, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft, eine Verbesserung der einheimischen Wertschöpfung und die regelmäßigeren Nutzungen, die einen Beitrag zur Biodiversität und zum Erhalt der Schutzfunktion leistet - diese Punkte forderte Bruno Oberle, Direktor der Bundesamtes für Umweltschutz BAFU, umd die Chancen des Holzbooms zu nutzen. Er legte seine Sicht zum Thema „Holzboom - Rolle des BAFU” anlässlich des Fachkongresses „Holzboom - was machen wir daraus” am 17. August in Luzern/CH dar. Die Organisationen: Waldwirtschaft Schweiz, Holzindustrie Schweiz und Verband der Schweizerischen Forstunternehmungen.
Als Risiken des Holzboom bewertet Oberle die Übernutzung verbunden mit einer Gefährdung in der Nachhaltigkeit beziehungsweise der Waldfunktionen und Ängste der Bevölkerung um den Wald. Die Verantwortung für die Waldbewirtschaftung und die Holznutzung liegt beim Waldbesitzer, der Staat legt aber die Rahmenbedingungen fest. „Das theoretische Holznutzungs-Potenzial wird noch nicht ausgeschöpft. Ungenutzte Potenziale liegen vor allem beim Laubund Energieholz sowie besonders in den Voralpen und Alpen”, kam Oberle zum Schluss.Potenziale im Kleinwald. Aus der Sicht der mittleren und kleinen Privatwaldbesitzer berichtete Martin Romer, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Kempten/DE. Die Ängste der Waldbesitzer vor der Holzschwemme aus Nord- und Osteuropa haben sich nicht bewahrheitet. „Der Wald lässt sich nicht globalisieren. Deshalb suchen die Sägewerke die Nähe zum Wald”, meinte Romer. Auch er ging in seinen Ausführungen von den neu entstandenen Sägewerks-Kapazitäten in Zentraleuropa und vom Konzentrations-Prozess in der Branche aus. „Bei uns ist jeder Festmeter in fünf Direktions-Etagen schon verplant”, bemerkte er zur harten Konkurrenz beim Rundholz-Einkauf. Zusammenschlüsse zu Forstbetriebsgemeinschaften auf unterster Ebene mit entsprechenden Serviceangeboten an die Kleinwaldbesitzer werden immer wichtiger. Die größten Holzvorräte liegen im Privatwald - diese gelte es zu nutzen.
Waldbesitzer verkaufen. Die Schnittstelle zwischen Holzangebot und Holzeinkauf sowie die mit der Holzbündelung und Holzvermarktung verbundene Wertschöpfung muss unbedingt bei denn Waldbesitzern bleiben. Die regionalen Waldbesitzer-Organisationen müssen sich überregional und international zusammenschließen. Aus diesem Grund wurde 2004 die Holzvermarktungs- und Logistikgenossenschaft In.Silva gegründet, die mit ihrem gebündelten Holzangebot als akzeptierter Partner mit den großen Holzabnehmern verhandeln kann.
Das Familien-Unternehmen Binder Holz mit den Standorten in Fügen, Jenbach, St. Georgen, Hallein und Unternberg sowie Kösching/DE stellte Geschäftsführer Reinhard Binder vor. „Man muss den Kunden immer etwas mehr geben als er erwartet”, bemerkte Binder zum Erfolgsrezept des Unternehmens. Binder will die Holzforschung und Entwicklung neuer Produkte weiter ausbauen, um mit Holz im Verdrängungs-Wettbewerb gegenüber Stahl, Beton und anderen Konkurrenten Marktanteile zu gewinnen. „Die Zukunft liegt nicht in der Größe, sondern in der Flexibilität, rascher und zuverlässiger Lieferung sowie breit abgestützten Strukturen”, ist Binder überzeugt.Staatswald umbauen. Die zweite Hälfte des Fachkongresses nahm die Podiums-Diskussion ein. Jean-François Rime, Vizepräsident der Holzindustrie Schweiz HIS und Inhaber des Sägewerkes Despond, Bulle/CH, bemerkte, dass die Holzbündelungs-Organisationen der Waldbesitzer vermehrt Aufgaben des staatlichen Forstdienstes übernehmen. Dieser müsse deshalb restrukturiert und abgebaut werden, meinte er. Pius Wiss, Präsident des Verbandes Schweizerische Forstunternehmungen VSFU und Inhaber der Wiss AG, wies auf die traditionell stärkere Rolle des Forstunternehmers bei der Holzbündelung und -vermarktung in der Schweiz hin.
Felix Lüscher, Leiter Forstbetrieb Oberallmeindkorporation Schwyz (eines der größten Waldbesitzers in der Schweiz), warnte davor, dass die Waldwirtschaft bereits jetzt das Schreckgespenst der Übernutzung an die Wand male und damit unnötige Ängste in der Bevölkerung wecke.Messlatte Jännerpreis. Die Frage von Moderators Mike Bauert, Redakteur bei der Zeitschrift Schweizer Bauer, nach der Einschätzung der Holzpreis-Entwicklung durch die Diskussions-Teilnehmer wurde zurückhaltend beantwortet. Einig war man sich jedoch, dass die Holznachfrage in den kommenden Monaten weiterhin sehr hoch bleiben wird und die Preise an das Jänner-Niveau anknüpfen müssten. Damit mehr Holz auf den Markt kommt, ist die Waldbesitzerseite der Ansicht, dass die Preise im Winter 2007/08 moderat steigen müssten.