Försterausbildung

Ein Artikel von DI Richard Ramsauer | 08.04.2008 - 08:11
Aus gegebenem Anlass, nämlich der Personalsuche eines Betriebsleiters für einen mittleren Forstbetrieb, möchte ich kurz meine Erfahrungen im Zusammenhang mit der Försterausbildung weiter geben:Bei mehreren Versuchen eine Position zu besetzen, welche in den vergangenen 55 Jahren von zwei hervorragenden Betriebsführern eingenommen wurden, habe ich jetzt seit ca. zwei Jahren teilweise ernüchternde Erfahrungen gemacht, welche auch - zumindest teilweise - mit der Försterausbildung zusammenhängen könnten.

Es gab mehrere Kurzzeitbeschäftigungen, die letzte habe ich dieser Tage beenden müssen. Ich habe im Zuge meiner Interviews von einem Aspiranten mitgeteilt erhalten, dass in Forstschulen ausdrücklich darauf hingewiesen wird, man würde „zum Managen ausgebildet und nicht zum (gemeint ist manuell?) Arbeiten”. Dies würde ausdrücklich kommuniziert und die ernüchternde Erfahrung sei aber, dass man vor allem in Klein- und Mittelbetrieben viel flexibler auf die Anforderung der Arbeitgeber eingehen müsste.

Ich habe das sehr interessant gefunden, weil ein von mir kurzfristig wieder verabschiedeter Förster diese Anregung der Forstschule so wörtlich genommen hat, dass er praktisch nichts Wesentliches gearbeitet hat […].

Auf meine Nachfrage, wie man zu so einer Einstellung kommt, wurde mir mitgeteilt, dass man noch uneins sei, ob man weiterstudieren sollte oder nicht. Dieser Angestellte erhielt von mir von Anfang an ein Gehalt samt Prämie in der Höhe zumindest eines Akademikergehaltes in den ersten Jahren in einer Anwaltskanzlei oder bei einem Wirtschaftstreuhänder, obwohl er in einer Einarbeitungsphase gewesen ist.

Wenn nun so jemand zu studieren beginnt - was grundsätzlich positiv zu sehen ist - so kann man sich ausrechnen, dass er nach fünf Jahren, welche er selbst zu finanzieren hat und wo ein sehr hoher Betrag an Gehalt ausfällt, dann eben mit einem Gehalt der gleichen Größenordnung, wie heute, in einem Unternehmen beginnen wird.

[…] Ich empfehle jedem jungen Absolventen der Försterschule, welcher sich einen solchen Weg überlegt und welcher sich auf die Argumentation der Forstschulen einlässt, einmal Berufsanfänger in Anwaltskanzleien, bei Wirtschaftstreuhändern oder in anderen Bereichen der Wirtschaft nach ihrer Erfahrung betreffend nötigem Einsatz an Zeit und Arbeitsintensität im Vergleich zur Bezahlung zu interviewen. […]

Was braucht ein Forstbetrieb mittlerer Größe in Österreich? Natürlich einen vielseitig einsetzbaren - in meinem Fall mit höchster Eigenverantwortung agierenden - forstlich interessierten und ausgebildeten Mitarbeiter, welcher auch bereit ist, einmal Schneeräumung mit dem Traktor durchzuführen […]. Das ist eher eine Frage der Einstellung als eine Frage einer nennenswerten manuellen Tätigkeit, denn für eine nennenswerte manuelle Tätigkeit wäre ein Förster mit Bezahlung als Betriebsleiter zu teuer.

Mir geht es hier vor allem um die Frage, was teilen wir unseren jungen Menschen mit, wenn wir sie für den Beruf fit machen wollen und da wird jeder Personalchef bestätigen, dass die Vielseitigkeit der Interessen und die Vielseitigkeit der Bereitschaft für verschiedene Funktionen die wichtigste Grundvoraussetzung für das Berufsleben darstellen.

Und nicht Berufsanfängern das Gefühl geben, sie seien als „Manager” großartig qualifiziert und sollten sich ja nicht die Hände schmutzig machen!