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Preuss-Energieholzharvester 84-4: Der Fäller-Sammler fällt Bäume direkt hintereinander © Forstassessor Peter Liptay

Forsttechnik vom Feinsten

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay | 17.06.2008 - 08:17
Zwar ist der Holzmarkt momentan in Deutschland recht schwierig”, sagte Katja Weirauch, Marketingleiterin bei Preuss Forstmaschinen, Herzberg/Elster/DE. „Dafür tun sich auf neuen Märkten wie zum Beispiel im waldreichen Polen Chancen auf.”

Höhere Fällleistung durch Bündelzange

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Preuss-Energieholzharvester 84-4: Der Fäller-Sammler fällt Bäume direkt hintereinander © Forstassessor Peter Liptay

Auf der Messe präsentierte Preuss seinen Harvester 84-4. Die mit 10 t Gewicht und 2,3 m Breite wendige Vierrad-Maschine wurde speziell für den Energieholzeinsatz entwickelt. In Schmallenberg zeigte man den Harvester mit Fäller-Sammler, um mehrere Bäume direkt hintereinander zu fällen. Gefederte Bündelzangen sind in der Lage, mehrere Bäume zu kappen, zu greifen und in einem Arbeitsschritt abzulegen. „Dadurch werden Kranzeiten gespart”, erklärte Alexander Eberhardinger, TU München, während des Arbeitskreises Energie. Das Verfahren eignet sich vor allem für die Anlage von Rückegassen und für Erstdurchforstungen. In Kombination mit dem Forwarder 81-10 bietet der 84-4 ein leistungsfähiges Gespann für den Energieholzsektor, erfuhr man. Vorgestellt wurde auch eine aus zwei jeweils 500 kg-schweren Teilen bestehende Kronenwanne, die von Preuss speziell für den Kronentransport entwickelte wurde.

Hochmechanisierte Laubholzernte

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Speziell für die Laubholz-Durchforstung: Das obere Messer des Aggregates ist beweglich und kann sich den Stammkrümmungen anpassen © Forstassessor Peter Liptay

Viel Aufsehen erregte auch ein am Exkursionskurs vorgestelltes Novum - das neue Laubholzaggregat CTL 40 HW von HSM, Neu-Kupfer/DE. Demonstriert wurde der Harvesterkopf auf einem HSM 405H 6WD mit 10 m-Kran bei einer Durchforstung in einem Buchen-Stangenholz. Das Vollernteaggregat ist kurz konstruiert und besitzt nur ein Messerpaar - auf das sonst übliche untere Paar wurde bewusst verzichtet. Das bewegliche Obermesser kann sich den dem Laubholz eigenen Stammkrümmungen anpassen.

In einem EU-Projekt unter Beteiligung der TU-Dresden wurde bisher ein Prototyp im Einsatz mit 7000 fm erprobt. „Dadurch, dass Buchen-Indus-trieholz wieder besser bezahlt wird, kann man mit diesem Kurzholz-Standardverfahren für Erst- oder Zweitdurchforstungen im Laubholz schlechtestenfalls Kosten deckend arbeiten”, sagte Dr. Ing. Reinhard Nimz, TU Dresden. Durch besonders an Steiläste angepasste Hydraulik und verbesserte Sägenführung kann effizient und schonend unter den komplexen Anforderungen im Laubholz gearbeitet werden, erfuhr man. Der Kranvollernter übernimmt Fällen, Aufarbeiten und Vorrücken von zwischen 40 und 70 Bäumen pro Stunde. Der Fälldurchmesser sollte 30 cm nicht überschreiten. Die Kosten frei Waldstraße bewegen sich zwischen 15 und 30 €/fm. HSM kündigte an, noch dieses Jahr mit den Laubholzharvestern in Produktion zu gehen.

Für jeden Traktor geeignet

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KWF-Innovationsmedaille: Konstrukteur Karl Zwick, S + R Maschinenbau, mit Universal-Steckanbauwinde und dafür erhaltener Auszeichnung © Forstassessor Peter Liptay

Ebenfalls mit der Innovationsmedaille prämiert wurde die Universal-Steckanbauwinde für Kompaktschlepper von S + R Maschinenbau, Schlang & Reichart Forstseilwinden, Marktoberdorf/DE. Der Windenanbau erfolgt ähnlich wie bei Dreipunktwinden über die Anhängerschiene des Schleppers. Das führt zu einem festen Verbund mit dem Rückefahrzeug. Angetrieben wird die Winde über eine direkte Verbindung von Zapfwelle und Schnecke. „Wenn man aus einem Traktor einen Rückeschlepper macht, sind meist aufwändige Umbauarbeiten notwendig”, erklärte Techniker Franz Leukert in Schmallenberg.

Die neue Direktanbauwinde kann ohne Umbau an jedem Schlepper montiert werden. Der Windenanbau erfolgt mittels Aufnahmeplatte in der Anhängeschiene direkt auf die Traktor-Zapfwellenstummel. „Mit einer fabrikatsbezogenen Adapterplatte im Anhängeblock kann die Winde an nahezu alle Schlepperfabrikate angebaut werden”, versicherte Konstrukteur Karl Zwick. S + R stellten am Stand auch die neue Seilwinde 161 XL vor. „Unwegsames Gelände und Einfahrverbote in den Bestand erfordern immer größere Seillängen”, begründete Leukert. „100 m Seilbedarf sind heute keine Seltenheit mehr.” Die XL-Winde kann sogar auf 120 m, bei Zugkraftreduzierung auf 5,5 t sogar auf 140 m vergrößert werden.

Wie am Schnürchen

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Wie auf Schienen durch den Wald fährt der Pully 4000 Duo von Konrad für die Bringung in nicht befahrbarem Gelände © Christa Feichtner

Mit der KWF-Innovationsmedaille gekürt wurde
Preitenegg, für den Laufwagen Pully 4000 Duo. „Dieser erschließt komplett neue Transport- und Bringungsmöglichkeiten in nicht befahrbarem Gelände”, kommentierte die Jury.

Das neue Produkt für die Holzernte wurde erstmals auf der KWF-Exkursionsschleife in Schmallenberg vorgestellt und stieß auf großes Besucherinteresse. Der Laufwagen bewegt sich selbst über zwei Antriebsscheiben auf einem Seil und hat dabei über vier Räder teilweise Bodenkontakt. Durch dieses Konzept fährt der Laufwagen vom Seil geführt wie auf Schienen durch den Wald. „Das Arbeitsverfahren mit Bodenlaufwagen ist künftig sicherlich eine interessante und kostengünstige Variante der Holzbringung auf ebenen und weichen Böden, aber auch auf Hängen mit Neigungen von 35 bis 50 %”, meinte Exkursionsleiter Markus Krenn zum geplanten Einsatzgebiet der Neuheit. Gezeigt wurde die Vollbaum-Rückung mit einer anschließenden maschinellen Aufarbeitung durch den Highlander, für den Konrad bereits in der Vergangenheit eine KWF-Auszeichnung bekommen hatte. „Der Pully wird in Preitenegg mit zwei 4 t-Winden gebaut. Der neue Bodenlaufwagen ist 103 PS stark und 2200 kg schwer. Pro Fuhre können etwa 4 fm bewerkstelligt werden”, schilderte Geschäftsführer Josef Konrad.

Vollautomatische Steuerung

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Spaltautomat mit vollautomatischer Steuerung: Ulrich Loser, Binderberger, führt den Messebesuchern die Bedienung des SSP 450 vor © Forstassessor Peter Liptay

Über Fachpublikum freute man sich bei Binderberger, St. Georgen. Nachdem man 2007 ein „Spitzenjahr” verzeichnen konnte, präsentierte man auf der Messe Neuheiten. Der neue Sägespaltautomat SSP 520 für Stämme bis 52 cm Durchmesser wurde vor-angekündigt. Dieser wird am Bayerischen Zentral-Landwirtschaftsfest in München dem Publikum präsentiert. Gezeigt wurde auf der KWF der SSP 450 für bis 45 cm starke Stämme. „Wir verfügen über den einzigen Sägespaltautomat mit vollautomatischer Steuerung”, berichtete Verkaufsrepräsentant Ulrich Loser. „Durch Einstellung der Automativsteuerung ist der Säge- und Spaltprofi sehr bedienerfreundlich.” Die Leistung beziffert Loser mit 8 bis10 fm/h. Drucksensoren sorgen dafür, dass ein Arbeitsschritt nach dem anderen abläuft und die Arbeitssicherheit gewährleistet bleibt. Das Förderband mit Dieselaggregat kann innerhalb von zehn Minuten für den Transport im Straßenverkehr vorbereitet werden.

Neu ist bei Binderberger auch der 14 t-Rückewagen RW 14 mit verzinktem Fahrgestell und Alu-Eckrungen. Als Weiterentwicklung zum RW 11 ist der Rahmen nach hinten und nach vorne ausziehbar. Ebenfalls im Programm hat Binderberger Kreissägen, Kurzholz- und Kombispalter für den Hobbybereich sowie Meterspalter, Rücke­zangen und Langholzspalter für den Profieinsatz. Als wichtige Märkte außerhalb des deutschsprachigen Raums bedient Binderberger Schweden, die Benelux-Staaten und Osteuropa.

Gezielte Hackguteinblasung

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Maria und Rudolf Eschlböck zeigten am Stand erstmals den leistungsstarken Hacker Biber 82 © Forstassessor Peter Liptay

Eine neue Hackergeneration stellte Eschlböck, Prambachkirchen, mit dem Biber 82 vor. Die neue Hacktrommel mit 16 Hackmessern eignet sich je nach Messereinstellung zur Produktion von Fein- oder Grobhackgut. Bei einer Einzugsbreite von 98 cm beträgt die maximale Holzstärke 55 cm. Zwei Siebe erhöhen die Siebfläche des Bibers 82 auf 1,52 m2. Die große Siebfläche beschleunigt den Materialabfluss und erhöht die Durchsatzmenge an Hackschnitzeln. Drei Austragungsschnecken befördern das Hackgut kontinuierlich ins Gebläse.

„Der 5,2 m hohe Auswurf eignet sich zur direkten Befüllung von hohen Anhängern oder Containern”, schilderten die Geschäftsführer DI Maria und Ing. Rudolf Eschlböck. Die Hackgut-Austragung erfolgt über ein Gebläse mit 1,54 m Durchmesser und einen Auswurf, der von 2,6 bis 5,2 m hydraulisch höhenverstellbar ist. Mit der Überstromklappe lässt sich der Hackgutstrahl beliebig nach oben oder unten umleiten, um den Lagerplatz gezielt zu füllen. „Aufgrund der leichtzügigen Hacktrommel ist der Verbrauch recht gering”, informierte Maria Eschlböck.

Ebenfalls präsentiert wurde am Eschlböck-Stand der nach einem neuen Prinzip arbeitende Spaltbiber. Die untere Hälfte des Holzes wird während des Spaltvorgangs und dem Abheben des oberen Teils im Spalter festgehalten. Der Kran hebt das Holz und hilft bei der Spaltarbeit mit. Die Spaltkraft bei 180 bar beträgt 22 t.

„Unsere hohen Erwartungen wurden mehr als erfüllt”, frohlockte der KWF-Vorsitzende Peter Wenzel anlässlich des großen Interesses, das der KWF-Tagung von Ausstellern und Fachpublikum entgegengebracht wurde. Es werde die Bereitschaft deutlich, die durch Kyrill verursachte Boomphase jetzt in Form der Konsolidierung zu meistern, sagte Wenzel.