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ParlaVis-Projektpartner aus Wissenschaft, Forst und Ausbildung präsentierten die Erkenntnisse aus der Landschaftsvisualisierung in Nasswald © DI Gert Domenig

Fiat Panda statt Ferrari

Ein Artikel von DI Martin Heidelbauer | 30.09.2008 - 13:25
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ParlaVis-Projektpartner aus Wissenschaft, Forst und Ausbildung präsentierten die Erkenntnisse aus der Landschaftsvisualisierung in Nasswald © DI Gert Domenig

Da wir in der Forstwirtschaft permanent mit starken Veränderungen leben, hat die FV Nasswald ihre Quellschutzwälder als Testgebiet für das Forschungsprogramm proVision mit dem dreidimensionalen Projekt ParlaVis sehr gern zur Verfügung gestellt”, informierte DI Andreas Januskovecz, Leiter der MA 49 (Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb). Die Partizipative Landschaftsvisualisierung (ParlaVis) ist ein Versuch, Landschaft (vor allem Wald) am Bildschirm zu zeigen und Zukunftsszenarien für unterschiedliche Waldbehandlungen oder Bonitäten über mehrere Jahrzehnte realitätsnah darzustellen. „Die Waldwirtschaft im Raxgebiet steht unter dem Primat des Wassers”, betonte DI Hans Sailer, Leiter der MA 31 (Wiener Wasserwerke). Hohe und umfangreiche Datenqualität.„Die Datenqualität aus Stichprobeninventuren, Vegetationskartierungen und digitalen Luftbildaufnahmen (200 km²) ist exzellent”, lobte der Projektleiter Ass.-Prof. Dr. Otto Eckmüllner, Institut für Waldwachstumsforschung, Universität für Bodenkultur (Boku), Wien. Als weiteren Grund, warum die Wahl auf Nasswald fiel, nannte er die klassische Waldgeschichte mit Kahlschlägen im 19. Jahrhundert und Schneesaat mit Fichte. Die Buche wurde bewusst verdrängt, da die Fichte für die Trift besser geeignet war. Zudem sei die FV Nasswald einmalig in Österreich mit ihrer multifunktionellen Forstwirtschaft (Quellschutz, Holzproduktion, Erholung, Tourismus, teilweise Schutzfunktion) und Wildproblemen auf engstem Raum komprimiert.
„Für den Forstmann ist es leicht Eingriffe zu machen, aber die Auswirkungen in 30 oder 40 Jahren konnte man bisher im Unterricht nicht zeigen”, erklärte DI Martin Kugler, HBLA für Forstwirtschaft Bruck/Mur. Mit den Visualisierungen sehen die Schüler im Zeitraffer beispielsweise die Folgen unterschiedlicher Durchforstungsvarianten. Das Vorgetragene wird dadurch verständlicher und anschaulicher. „Neben den Bildern interessieren die angehenden Förster auch die Zahlen wie Durchmesser- oder Höhenzuwachs”, berichtete Kugler.Anschaulicher Autovergleich.„Die Ziele der universitären Institute und der Praxispartner standen in einem Spannungsverhältnis, weshalb nicht alle definierten Ziele erreicht, aber neue Lösungswege entwickelt wurden”, erläuterte Dr. Gerhard Weiß. Als plakatives Beispiel brachte er einen Autovergleich. „Die Wissenschaftler stellten sich als Tool-Ergebnis einen Ferrari vor, der jedoch nicht forststraßentauglich ist. Mit den Praktikern entwickelte man nur einen Fiat Panda - der kann aber bis zum Berggipfel hinauffahren”, verdeutlichte Weiß.
„Die Visualisierungsinstrumente erwiesen sich als gute Kommunikationsmittel zwischen den Vertretern der MA 49 und MA 31. Mithilfe der Filme wurden Verständigungsprobleme durch unterschiedliche Fachsprachen vermieden und die Entscheidungsprozesse beschleunigt. Zur besseren Lösungsfindung wären echte Fotos vorteilhaft”, bilanzierte Eckmüllner.Kompetente Projektpartner.Als Projektmitarbeiter der Boku konnten Dr. Tatjana Koukal, Institut für Fernerkundung und Vermessungstechnik, Dr. Gerhard Weiß, Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik, Dr. Sonja Vospernik und Dr. Daniel Laubhann, Institut für Waldwachstumsforschung, gewonnen werden. Die Wald-Wild-Zusammenhänge untersuchte Dr. Susanne Reimoser, Veterinärmedizinische Universität Wien, Institut für Wildtierkunde. Darüber hinaus gab es folgende Projektpartner: BFW, Universität Augsburg, HBLA für Forstwirtschaft Bruck/Mur, Landwirtschaftliche Fachschulen in Niederösterreich und der Steiermark sowie die Forstliche Ausbildungsstätte Ort.