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Gespannt auf die Entwicklung beim Energieholz: Teilnehmer des Rohholztages in Würzburg © Stefan Peters

Dienstleistung statt Mangelware

Ein Artikel von Dr. Stefan Peters | 13.05.2009 - 08:22
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Gespannt auf die Entwicklung beim Energieholz: Teilnehmer des Rohholztages in Würzburg © Stefan Peters

So nahm die deutsche Sägeindustrie nach dem „Fehlstart 2009“ ihre Produktion in einer Größenordnung von rund 20 % zurück. Der April bescherte – auch witterungsbedingt – der Branche wieder ansteigende Mengennachfragen. Bei Preisen von rund 65 €/fm (für das Leitsortiment Fichte 2b) halte sich der Staatswald „deutlich“ und der private Waldbesitz „komplett zurück“.

Navigieren im Nebel?

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Dr. Josef Rettenmeier © Stefan Peters

Anlässlich des Rohholzhandels-Tages, veranstaltet am 7. Mai vom Gesamtverband Deutscher Holzhandel (GD Holz), Berlin/DE, berichtete Rettenmeier vor rund 80 Teilnehmern in Würzburg von unterschiedlicher Mengennachfrage: „Nicht so gut“ sei sie in Spanien, Großbritannien und Irland, „ordentlich“ dagegen in Frankreich, der Schweiz, Italien sowie in Deutschland.
Als Präsident des Bundesverbandes Säge- und Holzindustrie Deutschland (BSHD), Berlin/DE, vertritt Rettenmeier mittlerweile zwei Drittel der deutschen Sägewerkskapazitäten. Zwar seien die Banken bei großen Unternehmen „sehr engagiert“. Was aber passiere mit dem Rating der Sägeindustrie durch die Kreditinstitute? „Wir sind von einer großen Unsicherheit umgeben“ und „fahren im Nebel“, sagte Rettenmeier.

Langfristige Versorgungslücke?

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© Stefan Peters

Neben der kurzfristigen droht offenbar auch eine langfristige Versorgungslücke: Bereits 2006 standen einem Rohholzbedarf von 78 Mio. fm Einschläge (inklusive Energieholz) zwischen 70 und 75 Mio. fm gegenüber, sagte Josef Pack, bei Pfleiderer, Neumarkt/DE, Leiter des zentralen Einkaufes. Er forderte, nicht den Stürmen die Ernte zu überlassen, sondern bis 2010 gezielt rund 22 % entsprechend 23 Mio. fm zusätzlich einzuschlagen.
Reicht es dann noch für alle? Dr. Björn Seintsch, Johann Heinrich von Thünen-Institut (vti), Hamburg, entwickelte Szenarien für den deutschen Rohholzbedarf 2020. Dieser steigt demnach auf 123 bis 170 Mio. fm/J an, davon zwischen 64 und 83 Mio. fm/J für die stoffliche sowie zwischen 43 und 85 Mio. fm/J für die energetische Nutzung. Bei einem Rohholzaufkommen von 120 Mio. fm/J könnte eine Versorgungslücke zwischen 3 und 50 Mio. fm/J klaffen. Schließen ließe sich diese über verstärkte Nutzung von Waldrestholz, von schwächerem Derbholz (auch unterhalb bisheriger Mindeststärken) sowie dem Abbau von Vorräten. Während Kurzumtriebsplantagen auf 1,3 Mio. ha derzeit noch landwirtschaftlich genutzter Flächen der Versorgung mit Energieholz dienen, könnten Einfuhren von Plantagenhölzern die Bilanz beim Nutzholz aufbessern – und dem Außenhandel vermehrte Chancen bieten.

Talsohle erreicht?

Der Fachhandel im Inland verzeichnete allerdings im I. Quartal 2009 einen Umsatzrückgang von –10,3 %, allein im Februar waren es –16,4 %. „Die Rezession hat die Forst- und Holzwirtschaft voll erwischt“, sagte Klaus Bockelmann, Bockelmann Holz, Lüneburg, zugleich im Vorstand des Fachbereiches Roh- und Energieholzhandel des GD Holz. Spannende Frage: Pendelt sich der Holzpreis auf dem jetzigen Niveau ein oder sinkt er noch weiter ab? Der GD Holz setzt zunehmend auch auf neue Geschäftsfelder: Die energetische Verwendung sei eine „gute Basis für die Erweiterung des Rohholzhandels“, sagte Bockelmann.

Konzept oder Gefasel?

Diese ist offenbar für einen Hersteller von Holzwerkstoffen ein rotes Tuch: So skizzierte Josef Pack eine kaskadenartige Nutzung von Holz: Auf einen stofflichen Kreislauf folgt abschließend die energetische Nutzung. Dazu wünschte er sich gesetzliche Regelungen, konkretisierte diese aber nicht.
Das „Gefasel von der Kaskade” könne die energetische Nutzung von Holz nicht verhindern, sagte ein euphorischer Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Energiepellets-Verbandes (DEPV), Berlin/DE. 52 Mio. fm fragten die Deutschen bereits 2007 für die energetische Holznutzung nach, darunter 24 Mio. fm für den Hausbrand, 27 Mio. fm für Heizkraftwerke und 1 Mio. fm für Holzpellets. „Die Leute wollen das so”, deutete Bentele.
Für 2009 erwartet er eine anhaltend dynamische Entwicklung am Pelletsmarkt: Neben 60 vorhandenen Standorten für die Produktion der kleinen Energiebündel seien weitere in Planung. Außerdem glaubt er für 2009 an einen inländischen Bedarf von 1,3 Mio. t sowie einen Bestand von 140.000 Holzpellets-Heizungen. Bis 2015 soll sich deren Zahl auf 620.000 und bis 2020 auf 1 Million summiert haben. Bezogen auf den gesamten Bestand an Heizungsanlagen von 17 Millionen Stück wäre das ein Anteil von immerhin knapp 6 %.