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Größe ist nicht alles

Ein Artikel von DI Antonio Fuljetic | 22.06.2009 - 09:36
Der Boom bei der Bioenergie geht nicht spurlos an den Forstmaschinen-Herstellern vorbei. Bei den Neuheiten auf der Elmia Wood 2009 im schwedischen Jönköping war der Trend zu kleineren Durchforstungsmaschinen mit speziellen Aggregaten für die Energieholznutzung klar gesetzt (s. Holzkurier Heft 25, S. 18). Alle Unternehmen rechnen in den kommenden Jahren mit steigenden Absätzen in dieser Kategorie.

Ideal für die Durchforstung

„Der neue Ponsse-Harvester Fox wurde speziell für die Durchforstung entwickelt, kann aber genauso in der Endnutzung eingesetzt werden”, erfuhr man am Messestand von Ralf Dreeke, Geschäftsführer des deutschen Vertriebspartners Wahlers Forsttechnik, Stemmen/DE.
Die achträdrige Maschine wiegt 18 t und hat einen 11 m langen Ausleger. „Durch die acht Räder ist das Gerät besonders bodenschonend”, so Dreeke. Eine bessere Sicht und Gewichtsverteilung wurde durch die Verlegung des Kranes hin zur Kabine erreicht. Die Maschine wird von einem 145 kW-Mercedes-Benz-Diesel-Motor an‑getrieben.
Einen Forwarder in Spezialausführung für Böden mit geringer Tragfähigkeit - entwickelt aus der 12 t-Maschine Wisent - stellte Ponsse ebenfalls vor. Die Modellbezeichnung 10W steht für zehn Räder. Der Wagen erhielt ein drittes Räderpaar. Auf der Elmia Wood zeigte Ponsse auch eine Serienversion des Bio-Harvesters, der für die Ernte von Zweigen, Kronen und Wurzelwerk entwickelt wurde. Der Prototyp wurde vor zwei Jahren auf der SkogsElmia gezeigt und ist jetzt serienreif.

Fahrerloser Harvester mit zwei Forwardern

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Gremo präsentierte auf der Elmia das sogenannte Besten-Konzept, das unter Mitwirkung von Södra entstanden ist. Teil des Besten-Systems sind zwei Forwarder und ein fahrerloser Harvester, den sogenannten Besten (zu deutsch „das Biest”). Die Forwarder-Fahrer bedienen den Harvester funkferngesteuert im Wechselbetrieb.
Die Forwarder verfügen über einen drehbaren und kippbaren Rungenkorb. Die Rungenbänke sind zusätzlich ausfahrbar. Dies ermöglicht eine Direktbeladung mit dem Harvester, die Zeit und Kraftstoff spart. Wenn ein Forwarder beladen ist, fährt er zum Polter. In der Zwischenzeit übernimmt der zweite den Besten. Ein weiterer Vorteil ist, dass man die volle Ladung messen und so im vornherein die Produktionsdaten auswerten kann. Entsprechende schwedische Studien haben laut Hersteller die Produktionsvorteile aufgezeigt.
„Wir entwickeln für das Besten-System auch einen Baumstumpfharvester”, erklärte Roger Edström, Exportmanager von Gremo. „Der steigende Bedarf an Energieholz erfordert ergonomische Alternativen und umfassende Lösungen.” Der Prototyp des Baumstumpf-Harvesteraggregates wurde auf der Elmia der Öffentlichkeit präsentiert.

Zahlreiche Neuheiten

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Komatsu Forest stellte einen komplett neuen Harvester vor: Valmet 931. Das neue Gerät vereint laut Hersteller Flexibilität, Wendigkeit und Leistungsfähigkeit. Es kann sowohl in grobastigen als auch schwächeren Beständen eingesetzt werden. Der Harvester ist mit dem neuen Kran CRH22 bestückt. Dieser kann dank seiner Hebekraft und Dimensionierung die Aggregate Valmet 365, 370.2 und 360.2 leicht tragen, hieß es am Messestand.
Speziell für die Durchforstung präsentierte das Unternehmen den Valmet 901TX zusammen mit dem Forwarder 840TX. „Das TX steht für Thinning Expert”, erklärte Hannes Karner, Vertriebspartner Österreich. Zu den Neuheiten zählen das Boogie-Konzept sowie die größeren Räder. Dadurch übt die Maschine einen geringeren Bodendruck aus. Außerdem glänzt der Durchforstungsharvester mit einem 11 m-Kran, der mit großer Hebekraft punktet. Weiteres Leistungsmerkmal ist laut Karner die Tiltfunktion von Kran und Kabine, die sich besonders beim Fahren im steilen Gelände auszahlt. Bei den Aggregaten fokussierte man den Valmet 365, 378 und 370E.
Das erstere zeichnet sich durch eine stabile Rahmenkonstruktion aus, die besonders bei Arbeiten mit großen Reichweiten zu einer hohen Nettohebekraft der Basismaschine beiträgt. Das 365 glänzt durch hohe Zugkraft und gute Stammhaltung. „Als erster Hersteller präsentieren wir ein Aggregat mit Endlosrotator”, beschrieb Karner das 370E. Mit dieser Funktion lässt sich das Gerät rundum steuern, ohne dass die Gefahr eines Leitungsbruchs besteht.

Für den sensiblen Boden

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Als Weltpremiere wurde auf der Elmia Wood der Timbear Lightlog C präsentiert, der ein wachsendes Problem lösen sollen: das Befahren von Böden mit geringer Tragfähigkeit. Stora Enso bestellte bereits eine Maschine, erfuhr man am Messestand. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Frost- und Winterzeiten immer kürzer werden und Energieholz an Bedeutung zunimmt, braucht man Erntesysteme, die auf diesen Böden arbeiten können. Der Lightlog ist eine Kombimaschine. Der Fahrer kann den Umbau vom Harvester zum Forwarder selbst bewerkstelligen und braucht dafür laut Hersteller weniger als 30 Minuten.
Als Forwarder hat das Gerät zwei Anhängerflächen, die in der Länge verstellbar sind. Das Gespann ist 11,5 bis 13,5 m lang, 2,5 m breit und kann 10 t zuladen.

Bis zu 70 cm Fälldurchmesser

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Eine Eco Log-Neuheit stellte anlässlich der Messe ein stärkerer Kran für den Vollernter 590D dar. Am Ende des Kranarmes sitzt ein Log Max-Aggregat, das Stämme bis 70 cm ernten kann. „Mit dem Log Max 7000B und den 321 PS ist das Modell einer der stärksten Harvester am Markt”, schilderte Klaus Reichenbach, Geschäftsführer von WFW Waldburg Forstmaschinen. Das Gerät bewegt sich dank der Geländenivellierung der einzelnen Räder behutsam durch das Gelände. Außerdem zeigte das Unternehmen seinen neuen Forwarder 594C. Über die 19 t-Ladekapazität, 24 t-Zugkraft und 7 m2-Ladefläche staunten etliche Besucher. Trotz 20 t Eigengewicht ist das Gerät laut Reichenbach wendig und leicht zu handhaben.
Der Einschlagwinkel beträgt 43°. Als Kran dient der kraftvolle Loglift F111, der eine Hubkraftleistung von 151 kNm erzielt. Der Forwarder ist mit dem OM 926LA 7,2 l Mercedes-Benz-Motor ausgestattet, der 300 PS leistet. Dieser starke Motor kann auch zu 100 % mit FAME/RME Bio-Diesel betankt werden.

Neuer Antrieb und variables Rungenkonzept

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Prinz Felix zu Hohenlohe, Eigentümer von HSM Forstmaschinen, führte den HSM 805F Kurzchassis vor. Die Kombinationsmaschine gibt es in verschiedenen Leistungsklassen und Ausführungsvarianten. Highlights sind das Antriebskonzept und der variable Rungenaufbau.
„Die vergleichsweise leichte Maschine bietet mit dem 6-Rad-Konzept hohe Pfleglichkeit für den Bestand und Boden”, erklärte Hohenlohe am Messestand. „Die Holzernte mit unterschiedlichem Sortimentsanfall an verstreuten Hiebsorten kann effizienter und mit höherer Arbeitsqualität durchführt werden.”
Der Rungenaufbau beginnt mit einem abnehmbaren Stirngitter. Die letzte Runge wird je nach Erfordernis vom Fahrer ge- oder versetzt. Bei der Kurzversion kann diese somit in 1,9, 2,7 oder 3,2 m Entfernung vom Stirngitter eingesetzt werden. Bei der Langversion ist auch eine schnell wechselbare Zwillingsrunge für 2 mal 2 m Sortimente in der Mitte zusätzlich möglich.
Eine weitere Funktion ist die höhenverstellbare Seilwinde auf bis zu 2 m. Eine Seilrückung ist auch ohne Abbau der Zwillingsrunge möglich. Für die Langholzrückung steht eine Klemmbank zur Verfügung. Ein schneller und unkomplizierter Umbau von Zwillingsrungen auf der Klemmbank wurde anlässlich der Elmia durchgeführt. Man benötigte dafür etwa zehn Minuten.
Eine weitere wichtige Neuheit war der Walterscheid-Fahrantrieb mit ICVD-MO-Kraftübertragung, die ein stufenloses Fahren in zwei Bereichen - 0 bis 18 km/h und darüber - ermöglicht. Dadurch wird eine Verbesserung des Wirkungsgrades erreicht und ein Schwenkbereiche des Hydromotors bis 45° realisiert.

Serie komplettiert

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John Deere komplettierte seine E-Serie. Diese besteht nun aus sechs Forwardern und vier Harvestern. Auf den ersten Blick fällt die neue niveauregulierte Kabine, die mit dem Ausleger einschwenkt, ins Auge. Sie soll im Gelände deutlich mehr Komfort bieten. Alle Maschinen haben neue Kontroll- und Messsysteme erhalten. Mit dem Informationsmodul TimberLink kann die Maschine zum Beispiel auf maximale Leistung bei geringem Kraftstoffverbrauch pro aufgearbeiteten Festmeter eingestellt werden. Viele Fahrer nutzen das Programm auch, um ihre eigene Arbeitstechnik zu verbessern, hieß es am John Deere-Stand. Alle Maschinen haben neue verstärkte Rahmen und Knickgelenke.
Drei neue Forwarder-Modelle 810E, 1010E und 1910E wurden den interessierten Besuchern vorgestellt. Der erste eignet sich besonders für Durchforstungen im leichten Gelände. Für anspruchsvollere Stammdurchmesser und Gelände steht der 1010E zur Verfügung. Das größte Modell 1910E vereint laut Hersteller Kraft und Geschwindigkeit mit großem Ladevolumen.
Ein weiteres Highlight waren die Mehrstammaggregate (H412 und H414), die mehrere Industriehölzer gleichzeitig aufnehmen und grob entasten können.
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