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Exkursion zu einer Wildbachsperre am Dientenbach mit Studierenden des Studiengangs Mountain Risk Engineering © IAN

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Ein Artikel von DI Dr. Michael Chiari und A.o. Univ.-Prof. DI Dr. Johannes Hübl | 27.08.2009 - 08:58
Mit Naturgefahren zu arbeiten und Schutzmaßnahmen im alpinen Raum zu planen sind interdisziplinäre Aufgaben, die Kenntnisse der Prozesse Hochwasser, Muren, Lawinen und Steinschlag voraussetzen. Darüber hinaus ist umfangreiches Wissen aus den Bereichen Technik, Ökologie, Raumplanung, Recht und Risiko notwendig.

Ausbildung mit Tradition

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Exkursion zu einer Wildbachsperre am Dientenbach mit Studierenden des Studiengangs Mountain Risk Engineering © IAN

Die Ausbildung für die Aufgaben der Wildbach- und Lawinenverbauung hat an der Universität für Bodenkultur Wien (Boku) lange Tradition. Bis zum Studienjahr 1999/2000 gab es innerhalb der Studienrichtung Forstwirtschaft einen eigenen Zweig „Wildbach- und Lawinenverbauung”. Mit dem Wintersemester 2000/01 wurde das Diplomstudium der „Forst- & Holzwirtschaft” in drei Studienabschnitte unterteilt. Die fachspezifische Vertiefung erfolgte durch Wahlfachmodule im dritten Studienabschnitt.

Infolge der Umstellung auf das Bachelor/Master-Studium wird seit dem Wintersemester 2004/05 die Ausbildung durch das englischsprachige Masterprogramm „Mountain Risk Engineering” abgedeckt. Das Abhalten des Unterrichts in englischer Sprache sollte die Internationalisierung der Boku stärken und eine größere Anzahl von Studierenden ansprechen.

Absolventenmangel am Heimmarkt

Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben jedoch gezeigt, dass eine deutschsprachige Ausbildung der Wildbach- und Lawinenverbauung unerlässlich ist. Vertreter der Praxis bemängelten die für den heimischen Arbeitsmarkt zu geringen Absolventenzahlen und das lückenhafte deutschsprachige Fachvokabular.

Daher wurde von der Fachstudienkommission „Forstwirtschaft, Holzwirtschaft, Umwelt- und Bioressourcenmanagement” eine Arbeitsgruppe zur Entwicklung eines neuen Masterprogramms eingesetzt. Die Beteiligung einer Begleitgruppe aus Praxisvertretern sollte das Studium optimal auf die Anforderungen des Berufslebens abstimmen. Das neue Masterprogramm Alpine Naturgefahren/Wildbach- und Lawinenverbauung beginnt mit dem Wintersemester 2009/10. Daneben wird weiterhin das englischsprachige Masterstudium „Mountain Risk Engineering” angeboten.

Integrales Risikomanagement

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Montage einer Messstation auf einer Verwehungsverbauung – mögliche Tätigkeit für Absolventen des Masterprogramms Alpine Naturgefahren/WLV © IAN

Im Masterprogramm Alpine Naturgefahren/Wildbach- und Lawinenverbauung erwerben die Studenten Kenntnisse und Fähigkeiten für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Naturgefahren im alpinen Raum. Das Studium orientiert sich am Kreislauf des „Integralen Risikomanagements”. Dabei bilden die Prävention vor Naturgefahren, die Risikovorsorge und die Katastrophenbewältigung die Grundsäulen.

Im folgenden sind die Schwerpunkte der Ausbildung dargestellt:
Prävention von Naturgefahren (Hochwasser, Lawine, Rutschung und Steinschlag)Integrale EinzugsgebietsbewirtschaftungBaumanagement und BautechnikSchutzwaldbewirtschaftung und IngenieurbiologieSozioökonomie und RechtRisikovorsorge undKatastrophenbewältigung.Zahlreiche Exkursionen und Übungen im Gelände ergänzen die theoretische Ausbildung im Masterprogramm. Die Studienschwerpunkte vermitteln Absolventen die Kompetenz und Erfahrung, um im Berufsleben in leitenden Funktionen bestehen zu können. Die Vielseitigkeit der Ausbildung eröffnet zahlreiche Berufsfelder (s. Kasten unten). Das Masterstudium dauert vier Semester und umfasst 120 ECTS-Anrechnungspunkte. Das Studium entspricht damit den international eingeführten Masterstudiengängen. Den Absolventen wird der akademische Grad „Diplomingenieur” verliehen.

Zulassung zum Masterstudium

Zugelassen werden Absolventen der Bachelor-Studiengänge „Forstwirtschaft” sowie „Kulturtechnik und Wasserwirtschaft” der Boku. Die Fächer Hydraulik und Forstliches Ingenieurwesen werden vorausgesetzt oder müssen während des Studiums belegt werden. Weiters können Absolventen anderer Bachelor-Studiengänge oder gleichwertiger Studien zum Masterstudium zugelassen werden. Die Kandidaten müssen jedoch äquivalentes Wissen der in den Kernfächern des Bachelor-Studiums Forstwirtschaft oder Kulturtechnik und Wasserwirtschaft vermittelten Lehrinhalte aufweisen.


Berufsfelder für neues Masterprogramm

Öffentlicher Sektor: Forsttechnischer Dienst für Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV), Landesregierungen, Ministerien, bei Infrastrukturträgern sowie in der öffentlichen Verwaltung

Dienstleistungen: Ingenieur- und Planungsbüros, Beratung, Planung und Projektausführung

Selbstständig: freiberufliche Ingenieurkonsulenten, Sachverständige und Projektausführende

Forschung und Entwicklung: Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Entwicklungsabteilungen von Unternehmen