LFD Dr. Walter Wolf sieht trotz eines gestiegenen Rehwildabschussniveaus in Oberösterreich noch Handlungsbedarf in Gebirgsrevieren. © Heidelbauer
„Bei Rotwild konnten aber keine nachhaltigen Verbesserungen durch die Abschusserhöhungen festgestellt werden. Die Abschusserfüllung lag in den vergangenen 20 Jahren nur zwischen 70 und 90 %. Die Rotwildbestände steigen daher an. Insbesondere auf Schadflächen im Gebirge besteht Handlungsbedarf. Hier erfüllen auch die Österreichischen Bundesforste ihre Vorbildfunktion nicht so, wie sie sollten. Außerdem gehen die Gamsabschusszahlen durch zu starke Zurückhaltung und schlechte Abschusserfüllung seit 1990 zurück“, betonte Wolf.
Deutliche Abschusserhöhung nach Windwurf
„Durch die Stürme Kyrill und Emma fielen im Forstbetrieb Ruhpolding der Bayerischen Staatsforsten 252.000 fm Sturm- und 133.000 fm Käferholz in meist unerschlossenen Schutzwäldern an. Um einen zukunftsfähigen Wald zu begründen, stellt die Jagd einen entscheidenden Faktor dar. Im bayerischen Staatswald dürfen Jagden im Schutzwald nicht verpachtet werden“, berichtete Revierleiter Franz Obermayer. Zu den waldbaulichen und jagdlichen Zielen im Revier Laubau zählen die Verjüngung aller Haupt- und Nebenbaumarten ohne Schutzmaßnahmen sowie die Steigerung der jagdlichen Effizienz. „Während der Abschuss 1993 im 4000 ha großen Revier bei 70 Stück Schalenwild lag, erfolgte nach dem Windwurf eine Erhöhung auf 160 bis 200 Stück pro Jahr. Überdies wurden die Fütterungen aufgelassen. Qualifizierte und interessierte Privatjäger erhielten einen unentgeltlichen Jagderlaubnisschein“, erklärte Obermayer. Weiters wurden alle Jagdarten und vor allem die Bewegungsjagden mit Hunden intensiviert. Hierfür setzte der Revierleiter seine beiden Jagdbracken ein. Meist jagte man in Gruppen zu fünfs bis zehn Personen. Auch jagdliche Verantwortungsbereiche für Förster und Berufsjäger wurden geschaffen. Im Bedarfsfall erfolgte eine Schonzeitaufhebung für 5 Jahre in Schutzwaldsanierungsgebieten. Auf definierten Flächen gab es eine Ganzjahresjagd. Jährliche Verbisstrakt-Aufnahmen dienten der Erfolgskontrolle. Während 1992 noch 33,5 % der Tannen verbissen waren, ging dieser Wert 2010 auf 6 % zurück. Die Abschüsse liegen derzeit stabil bei 130 Stück pro Jahr (85 Reh-, 35 Gams-, 10 Rotwild), wobei 50 % von Erlaubnisscheinnehmern getätigt werden.Reden allein genügt nicht
DI Mag. Johannes Wohlmacher mahnt die Wildmanagement-Lösungkompetenz von Forst und Jagd ein, um diese nicht an andere zu verlieren. © DI Martin Heidelbauer
Bei den Jungbäumen wird auf eine artenreiche und vitale Entwicklung geachtet. Wo besondere Probleme auftreten, kommt es zu Schwerpunktbejagungen. „Um den Wald natürlich zu verjüngen, bedarf es eines entsprechenden Waldbaus. Forst und Jagd müssen sich die Lösungskompetenz bewahren und Wildprobleme lösen – sonst werden es andere machen. Reden allein genügt nicht, es muss auch gehandelt werden“, appellierte Wohlmacher.
Offenheit statt Diskriminierung
„Die menschliche Komponente, wie miteinander reden oder Vertrauen aufbauen, ist einer der Schlüsselfaktoren zur Lösung der Wald-Wild-Frage“, unterstrich Dr. Friedrich Völk, Österreichische Bundesforste (ÖBf). Meist stehen aber Maßnahmendiskussionen im Vordergrund, kritisierte er. Die Offenlegung der jagdlichen Ziele und der tatsächlichen Motive (Geld, Einfluss, Neid, Geltungsbedürfnis) wird allzu gerne übersprungen. Diskussionen über die Bedeutung aktueller Rahmenbedingungen, regionaler Ziele und ideeller Werte werden oft vernachlässigt.„Überdurchschnittliches Verbissschadensrisiko besteht auf seicht- und mittelgründigen Karbonatstandorten, wovon die ÖBf viele besitzen. Auf diesen Laubbaum-Zwangsstandorten besteht Entmischungsgefahr. Rehwildfütterungen sollten daher vermieden werden“, riet Völk. Überdies bewirke starker Jagddruck eine Erhöhung des Schälrisikos. Der Jagdexperte empfahl, für das Rotwild unkalkulierbar zu werden. Man sollte beispielsweise nicht immer am gleichen Pirschsteig zum gleichen Hochstand gehen. Statt der Anwendung von „Rezepten“ wäre es besser, Beobachtungsgabe und Hausverstand zu nutzen. Nützlich ist auch, das Bejagungs- und Überwinterungskonzept abzustimmen. So könnte die Saftfuttervorlage erst nach Erfüllung des Kahlwildabschusses erfolgen. „Das direkte Ansprechen von Konflikten ist meist sinnvoller als über Umwege, wie beispielsweise Medienberichte. Offenheit statt Ausgrenzung bringt uns weiter“, meinte Völk.